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Mediating the post colony of Mainland Southeast Asia from Henry Mouhot to Lonely Planet and contemporary online accounts
an exploration of geographies of identity, power and imagination in exploration writing, popular guidebooks and travelblogs
Felix Magnus Bergmeister
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Doktoratsstudium Sozialwissenschaften (Dissertationsgebiet: Geographie)
Betreuer*in
Karl Husa
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.55734
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-10722.41732.344658-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Diese Dissertation vereint einen regionalgeographischen Fokus (Südostasien) mit Theorien der Post-Colonial Studies und Methoden der Cultural Studies. Zugrundeliegend ist ein konstruktivistischer Raumbegriff, der Räumlichkeit als medial vermitteltes soziales Konstrukt mit realen Konsequenzen erkennt und entsprechend die Untersuchung der politischen, kulturellen und historischen Hintergründe bestimmter Raumkonstruktionen ermöglicht. Somit wird es auch möglich versteckte Machtstrukturen zu enttarnen, die in scheinbar natürlichen Raumvorstellungen versteckt sind. Meine Doktorarbeit beschäftigt sich mit der „Problematik“ konstruierter Räumlichkeit in Bezug auf Festlandsüdostasien und Tourismus und untersucht die diskursive Konstruktion der Region in Reisetexten über die letzten knapp 200 Jahre. Dazu gehören historische Entdeckerschriften des 19. Jahrhunderts, erste Reiseführern aus dem frühen 20. Jahrhundert, der aktuelle Lonely Planet Reiseführer und persönliche Reiseblogeinträge auf travleblog.org. Der Fokus auf Tourismustexte begründet sich wie folgt: Tourismus wird nicht als bloße Freizeitaktivität oder Form der temporären Mobilität gesehen, sondern als soziale Praxis mit drei wesentlichen Eigenschaften. Erstens unterliegt der Tourismus historischen und performativen Konventionen. Das bedeutet, dass TouristInnen bereits vor ihrer Abreise ein klares Bild von den Kulturen und Ländern haben, die sie bereisen und damit auch bereits konkrete Vorstellungen über Art und Weise der Interaktion mit Menschen vor Ort in sich tragen und ausleben. Zweitens stellt der Tourismus ein machtvolles globales „Ordnungssystem“ dar, das Menschen, Umwelt und Kulturen spezifisch verortet und dabei in hierarchischer Weise kategorisiert. Aus dieser Perspektive fungiert Tourismus als Macht-Wissenskomplex der bestimmten Machverhältnisse etabliert und dabei überlegene Verwertungsinteressen privilegiert. Drittens eröffnet Tourismus aus diesen Gründen eine wichtige Forschungsperspektive. Die Analyse touristischer Praktiken und Erwartungen ermöglicht daher einen diagnostischen Rückschluss auf versteckte Diskurse, die mitunter weiterhin problematische Ideologiekomplexe des Kolonialismus propagieren und zementieren können. Ergebnisse weisen auf ein Deutungsgefälle zwischen Reisenden und Bereisten hin, dass sich über zwei Jahrhunderte strukturell nicht verändert hat. Untersuchte Reise- und Tourismustexte üben Deutungsmacht über Länder, Menschen und Kulturen aus indem sie diese benennen aber dabei benannte AkteurInnen nicht selbst zu Wort kommen lassen. Auf textueller Ebene werden durch den Einsatz expliziter und impliziter Dichotomien (z.B. modern / vormodern; authentisch / nicht authentisch) klar trennbare Subjektpositionen reifiziert. Reisende werden als aktiv, modern und mobil dargestellt; Bereiste häufig als vormodern, traditionell und freundlich-passiv. Destinationen werden mit bestimmten Hauptaugenmerken verbunden. Dazu gehören Exotik, Landschaften, Authentizität, Tradition, ausgewählte geschichtliche Ereignisse und damit assoziierte Tourismusaktivitäten. Lokale Kulturen werden oftmals implizit als jenseits ihres „Höhepunktes“ dargestellt. Dies geschieht durch die durchwegs positive Artikulation von Geschichte, Tradition und Kultur mit Bauwerken und Artefakten aus der Vergangenheit, sodass der Eindruck einer „authentischen“ Vergangenheit gepaart mit einer weniger zufriedenstellenden und für das Land weniger repräsentativen Gegenwart entsteht. In Hinblick auf das Untersuchungsgebiet lässt sich das Konzept der großen Tourismusmythen von (Echtner & Prasad 2003) räumlich verorten. Diese drei Themen transformieren westliche Deutungsstrategien und ungleiche Machtverhältnisse aus dem Kolonialismus in kommodifizierte Sichtweisen und Praktiken der Gegenwart. Erstens, der Mythos des „Orientalischen“, der sich in der argumentierten Historizität der Region begründet und dabei Relikte aus der Vergangenheit (z.B. Tempel) als den „wahren“ Charakter der entsprechenden Destinationen festschreibt. Dadurch werden Einheimische zur exotisierten Zierde einer stummen historischen Kulisse, in der moderne endogene Entwicklungen als kulturell disruptiv evaluiert werden. Zweitens, der Mythos des „hedonistischen Paradises“, der das Motiv der Alltagsflucht betont und in Hinblick auf die Destination günstige klimatische Bedingungen, landschaftliche Schönheit und sexualisierte Körperlichkeit in den Vordergrund stellt. Bereiste werden als Teil dieser lustvollen Welt dargestellt und stehen den Reisenden zur Erfüllung derer Bedürfnisse zur Verfügung. Drittens, der Mythos des „Unzivilisierten“, der bestimmte Bevölkerungsgruppen als vormodern bezeichnet (z.B. Hill Tribes), undurchdringliche Naturräume und wilde, gefährliche Tiere in den Vordergrund stellt oder durch die dramatische Inszenierung von Dark Tourism Sites ein „Land am Limit“ konstruiert, durch das der oder die Reisende explorativ vordringt. Betroffene Bereiste werden durch diese Strategie dehumanisiert und als unzivilisiertes Beiwerk einer gefährlichen und exotischen Landschaft reifiziert. Zu diesen drei in der Literatur verankerten Tourismusmythen konnte in der Arbeit noch ein vierter nachgewiesen werden: der Mythos des ‚Entfesselten‘ (Myth of the Unchained) zielt auf ultramoderne City Scapes ab (z.B. Singapore, Kula Lumpur) und vermittelte den Eindruck von Westlichem Fortschritt in der Post-Kolonie. Dadurch werden Narrative der kosmopolitischen und ökonomischen Emanzipation verallgemeinernd vermittelt, die lokal und sozial sehr begrenzt sind. Wie gesamt in der Arbeit gezeigt wird, vereinen die untersuchten Repräsentationen der meisten Länder des postkolonialen Südostasiens eine Kombination der vier genannten Tourismusmythen. Dadurch werden mehrschichtig koloniale Interpretationsregime in scheinbar harmloser moderner touristischer Praxis verankert.
Abstract
(Englisch)
This thesis traces the discursive construction of mainland Southeast Asia over the past two centuries in exploration writing, (historical) tourism guidebooks and travel blogs. To account for the historic specificity of post-colonial Southeast Asia, two early 20th century guidebooks (Murray 1904; Harrison 1920) and Henri Mouhot’s (1864) seminal exploration account Travels in the Central Parts of Indo-China (Siam), Cambodia, and Laos During the Years 1858, 1859, and 1860 form the basis of the analysis. All three text mirror historic key events of the exploitation of the region. While Henri Mouhot’s (1864) report of discovery firmly attached Eurocentric discourse to the new Eastern end of the colonial world, the two early 20th century handbooks illustrate how the imperial tourist gaze appropriated the countries under survey. Subsequently, the discursive background of the region is related to contemporary tourism texts. By considering Lonely Planet’s comprehensive bestseller Southeast Asia on a Shoestring (2014) vis-à-vis independent travel blogs from the website travelblog.org, I explore how popular travel destinations in mainland Southeast Asia are represented in terms of difference and Otherness to gain a better understanding of the (re)configuration of power relations in a post-colonial setting. The Method of this study is Critical Discourse Analysis. This allows for a comparative reading of different texts from different genres and times to trace possible instances of discursive transformation and convergence (e.g. how do discourses change over time, how do they translate to different tourist practices and how are they negotiated in guidebooks and blogs). Results suggest that modern tourism discourse still draws on problematic 19th century binaries (e.g. civilized / uncivilized; modern / timeless) and re-appropriates them in the form of distinct tourism myths to promote cultural, hedonist or action-oriented tourist activities. Mainland Southeast Asia is thus reified as a diverse holiday region where one can experience historic artefacts, exotic nature and entertainment, and pre-modern tribes vis-à-vis hypermodern cityscapes. With the latter rather signifying Western sameness than Oriental Otherness, they point towards a new tourism myth of ‘unchained’ development and emancipation in the post-colony. Finally, blog entries generally confirm the discourse topics communicated in the guidebooks. They either reproduce them, exaggerate them for the sake of a thrilling story or treat them more critically. However, in the latter case, bloggers’ own ways of travelling are rarely questioned.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Southeast Asia tourism postcolonial studies guidebooks travelblogs Lonely Planet
Schlagwörter
(Deutsch)
Südostasien Tourismus Postkoloniale Studien Reiseführer Reiseblogs Lonely Planet
Autor*innen
Felix Magnus Bergmeister
Haupttitel (Englisch)
Mediating the post colony of Mainland Southeast Asia from Henry Mouhot to Lonely Planet and contemporary online accounts
Hauptuntertitel (Englisch)
an exploration of geographies of identity, power and imagination in exploration writing, popular guidebooks and travelblogs
Publikationsjahr
2018
Umfangsangabe
300 Seiten
Sprache
Englisch
Beurteiler*innen
Monika Seidl ,
Kwanchit Sasiwongsaroj
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.08 Semiotik ,
74 Geographie > 74.05 Reisebeschreibungen, Geschichte des Reisens ,
74 Geographie > 74.21 Asien
AC Nummer
AC15312116
Utheses ID
49251
Studienkennzahl
UA | 796 | 310 | 452 |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1