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Hintergründe für das Sinken der Wiederkehrer-Rate im Maßnahmenvollzug nach § 21 Abs 2 StGB
Monika Stempkowski
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Rechtswissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Doktoratsstudium Rechtswissenschaften
Betreuer*in
Christian Grafl
DOI
10.25365/thesis.55924
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-22743.05508.224663-4
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Ab dem Jahr 2000 zeigte sich ein Rückgang der Wiederkehrer-Rate von Personen, die aus einer vorbeugenden Maßnahme nach § 21 Abs 2 StGB entlassen wurden. Die vorliegende Arbeit untersucht, welche Hintergründe und Entwicklungen für dieses Absinken verantwortlich sein können. Es kamen sowohl quantitative als auch qualitative Methoden zum Einsatz, deren Ergebnisse anschließend in einer methodischen Triangulation zusammengeführt wurden. So wurden zwei Untersuchungsgruppen gebildet: eine aus jenen Personen, die in den Jahren 2000/2001 aus einer Unterbringung nach § 21 Abs 2 StGB entlassen wurden, die andere aus den in den Jahren 2010/2011 entlassenen Personen. Zu diesen 120 Untergebrachten erfolgte eine umfassende Aktenanalyse von Vollzugs- und Gerichtsakten. Im Anschluss wurden zu den quantitativen Ergebnissen Expert/innen-Interviews mit Vertreter/innen der Gerichte, der Vollzugsanstalten, der Bewährungshilfe, der Sachverständigen und der Nachbetreuungseinrichtungen geführt.
Die Jahrgangsgruppen wurden ebenso wie die wiedergekehrten und nicht-wiedergekehrten Personen mittels uni- und multivariater Analysen miteinander verglichen. Es zeigte sich, dass Wiederkehrer aller Jahrgänge signifikant jünger straffällig wurden und eine größere Zahl von Vorstrafen, häufigere Hafterfahrung sowie tendenziell mehr Alkohol- und Drogenmissbrauchserfahrungen hatten. Zwischen den Entlassungsjahrgangsgruppen zeigten sich Veränderungen in der Betreuung der Personen, beispielsweise bei der Unterbrechung der Unterbringung oder der Praxis der gerichtlichen Weisungen. Die Daten belegen speziell Veränderungen in der Behandlung von Sexualstraftätern. In den späteren Jahren war darüber hinaus die Qualität der Sachverständigengutachten signifikant besser. In den Interviews wurde ein Anstieg in der Qualität der Betreuung ebenso deutlich wie eine Verbesserung der Kooperation der verschiedenen Institutionen.
Es ist somit anzunehmen, dass das Sinken der Wiederkehrer-Rate auf Verbesserungen in der Begutachtung und Betreuung zurückgeführt werden kann. Aus den Ergebnissen lassen sich Empfehlungen ableiten, da neben den erläuterten Qualitätssteigerungen auch weitere Verbesserungsmöglichkeiten evident geworden sind. So wird beispielsweise die Schaffung der Möglichkeit einer temporären Krisenunterbringung vorgeschlagen, sodass durch rasches und unkompliziertes Eingreifen eine drohende Straffälligkeit nach bedingter Entlassung abgefangen werden kann.
Abstract
(Englisch)
Since the year 2000 the number of people declined who relapsed into crime after having been released from a custodial measure regulated by § 21 Abs 2 StGB. This study examines the changes and developments leading to this descent. Quantitative as well as qualitative methods were applied and their results were merged together through a methodological triangulation. Two groups were formed, one consisting of former prisoners released in the years 2000 and 2001, the other of the former inmates released in 2010 and 2011. A wide-ranging analysis of court and prison files was carried out. Ensuing, qualitative interviews about the result were conducted with judges, prison governors, a parole officer, a psychiatric expert and representatives of a care center.
Performing uni- and multivariate analysis groups of former inmates were compared, arranged either by date of release or by whether they had returned to custody after their release. Returners had committed their first crime at a significantly younger age, had obtained more previous convictions as well as more arrest-experience. The also showed abuse of alcohol and illicit drugs more frequently. When comparing people by the year of their release, changes in the treatment they received in prison became apparent: for example, inmates having been released in 2010 or 2011 had gone through a greater number of temporary interruptions of their custody. Furthermore, the courts changed their handling of accompanying measures imposed on the inmates at the time of their release. Especially changes in the treatment concerning sexual offenders were observed. The data also revealed that the quality of the expert reports assessing the risk for new offending had improved significantly. The interviewees emphasized an increase in the treatment’s quality as well as improvements regarding the cooperation between the involved stakeholders.
In conclusion the decline of the return rate can be traced back to improvements concerning the expert’s assessment as well as the treatment offered in prison and beyond. At the same time certain possible improvements became evident. As an example the introduction of a temporary crisis intervention is proposed, facilitating a quick and straight forward response to an impending delinquency after the release from custody.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Criminology Custodial Measures Penal System Recidivism Mentally Ill Offenders
Schlagwörter
(Deutsch)
Kriminologie Maßnahmenvollzug Strafvollzug Wiederkehr psychisch kranke Rechtsbrecher
Autor*innen
Monika Stempkowski
Haupttitel (Deutsch)
Hintergründe für das Sinken der Wiederkehrer-Rate im Maßnahmenvollzug nach § 21 Abs 2 StGB
Publikationsjahr
2018
Umfangsangabe
VII, 481 : Diagramme
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Alexander Tipold ,
Wolfgang Gratz
AC Nummer
AC15319040
Utheses ID
49409
Studienkennzahl
UA | 783 | 101 | |