Detailansicht

Gehorsam bei der Verteilung ungerechtfertigter Belohnungen im wirtschaftlichen Kontext
eine Untersuchung mit BuchhalterInnen in Anlehnung an das Milgram-Experiment
Natalie Grosinger
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Lehramtsstudium UF Deutsch UF Psychologie und Philosophie
Betreuer*in
Andreas Olbrich-Baumann
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.56248
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-22747.13194.563668-3
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einer Replikation des Milgram-Experiments. In den 1960er-Jahren konnte Milgram in einer Serie von Experimenten zeigen, wie leicht Menschen zu beeinflussen sind und schreckliche Handlungen ausführen, wenn sie von einer Autorität dazu aufgefordert werden. Es gab im Laufe der Zeit einige Replikationen, doch aufgrund der ethischen Bedenken ist es in der neueren Zeit nicht mehr möglich, das originale Milgram-Experiment zu wiederholen. Aus diesem Grund entwickelte Burger ein neues Versuchsdesign, bei welchem der Versuch nach dem Abgeben von 150 Volt beendet wurde. Ein anderes Versuchsdesign, welches gänzlich ohne das vermeintliche Verabreichen von Elektroschocks auskommt, ist jenes von Beyer, welche mit monetären Reizen arbeitete. Da sie zeigte, dass dieses Verfahren auch in Belohnungssituationen funktionierte, beschäftigte sich Braun genauer damit und konnte keinen Unterschied zwischen einem linearen und einem exponentiellen Verfahren feststellen. Somit konnte ein Postulat von Milgram – nämlich die Notwendigkeit eines linearen Anstieges zum Erzielen eines Gehorsamkeitsverhaltens – widerlegt werden. Außerdem konnte in der Studie von Braun gezeigt werden, dass das Vorhandensein eines Compliance-Vertrages keine Auswirkungen auf das Verhalten der Versuchspersonen hatte. Die im Rahmen dieser Diplomarbeit durchgeführte Studie setzt nun genau hier an, wobei BuchhalterInnen als Versuchspersonen fungierten, um so eine Übertragung auf den wirtschaftlichen Kontext zu erreichen. Es wurde das exponentielle Versuchsdesign übernommen, da es diesbezüglich noch weniger Forschungen gibt. In der durchgeführten Studie verhielten sich 95,45 % der Versuchspersonen gehorsam, wodurch die bisherigen Ergebnisse zur Gehorsamkeitsforschung bestätigt werden konnten. Von den 22 Versuchspersonen – von denen 17 weiblich und 5 männlich waren – verhielt sich nur eine einzige Person ungehorsam und brach das Experiment gleich beim ersten konfliktträchtigen Item ab. 7 Versuchspersonen protestierten im Laufe des Experiments gegen die Anordnungen der Versuchsleiterin und weitere 5 benötigten bei jedem konfliktträchtigen Item die Aufforderung, den vorgeschriebenen Geldbetrag auszuzahlen. Die anderen 9 Versuchspersonen hatten die Aufforderung der Versuchsleiterin bereits nach dem ersten oder zweiten konfliktträchtigen Item internalisiert. In der zweiten Phase des Experiments und somit in Abwesenheit der Versuchsleiterin wurden die Geldbeträge bei falschen Lösungen von 10 Versuchspersonen ausgezahlt, während die anderen 11 dies nicht taten und somit die Anordnungen nicht internalisierten. Das Ergebnis der Studie belegt, wie leicht sich Personen beeinflussen lassen und einer (vermeintlichen) Autorität gehorchen, obwohl dies nicht mit ihren Ansichten übereinstimmt. Ebenfalls konnte gezeigt werden, dass auch jene Personen, die in ihrem Beruf mit der korrekten Auszahlung von Geld zu tun haben, sich gehorsam verhalten und ungerechtfertigterweise Geld auszahlen, wobei die Berufserfahrung der Versuchspersonen keine Auswirkung auf den Gehorsam – gemessen an Abbruch, Proteststärke (r = -.09, p = .71) und Internalisierung (t(15) = .58, p = .29) – hatte. Auch das Arbeitsverhältnis spielte für das Verhalten keine Rolle, denn es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen angestellten und selbstständigen BuchhalterInnen. Das Wissen über den Umgang mit einem bestimmten Sachverhalt führt also nicht automatisch zu einer größeren Bereitschaft zum Widerstand oder gar Ungehorsam.
Abstract
(Englisch)
In this work, a replication of the Milgram experiment has been done. In the 1960s Milgram was able to show how easily humans can be manipulated by an authority and perform bad acts when asked to do so. There have been lots of replications over the time, but due to ethical concerns, it is not allowed to repeat the original Milgram experiment in recent times. Therefore, Burger developed a new experimental design in which the experiment was stopped after the award of 150 volts. Beyer developed another experimental design which works with monetary stimuli instead of supposed electric shocks and she demonstrated that this method also worked well in reward situations. For this reason, Braun was more concerned with it and found no difference between a linear and an exponential method. The postulate of Milgram that a linear increase is necessary to achieve obedience was disproven. In addition, Braun’s study showed that the existence of a compliance contract had no effect on the behaviour of the subjects. That’s the starting point for the study carried out in the context of this diploma thesis. By using accountants as subjects, a transfer to the economic context should be achieved. Since there is less research in the exponential experimental design, this design was chosen. In the conducted study, 95,45 percent of the subjects showed obedience. Therefore, previous results on obedience research can be confirmed. Out of the participating 22 subjects – of whom 17 were female and 5 male – only one person behaved disobediently and stopped the experiment as the first conflicting item arrived. During the experiment, 7 subjects protested against the instructions of the experimenter. Another 5 subjects required the order to pay out the prescribed amount of money at each conflicting item. The other 9 subjects had already internalized the experimenter’s request after the first or second conflicting item. In the second phase of the experiment (when the experimenter was absent), 10 subjects paid out the money when the student gave wrong answers. The other 11 subjects did not do so and therefore had not internalized the experimenter’s orders. This shows how easily people can be influenced and how easily they obey a (supposed) authority. It has also been shown that even people, who have to deal with the correct payment of money in their profession, behave obediently and pay off money unjustifiably. The professional experience had no impact on the obedience behaviour – measured by break-up, protest strength (r = -.09, p = .71) and internalization (t(15) = .58, p = .29). The employment relationship also played no role, as there were no significant differences between employed and self-employed accountants. The knowledge of dealing with a particular issue does not automatically lead to a greater willingness to resist or even to disobey.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
obedience Milgram corruption
Schlagwörter
(Deutsch)
Gehorsam Milgram-Experiment Korruption
Autor*innen
Natalie Grosinger
Haupttitel (Deutsch)
Gehorsam bei der Verteilung ungerechtfertigter Belohnungen im wirtschaftlichen Kontext
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine Untersuchung mit BuchhalterInnen in Anlehnung an das Milgram-Experiment
Publikationsjahr
2019
Umfangsangabe
143 Seiten : Illustrationen, Diagramme
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Andreas Olbrich-Baumann
Klassifikation
77 Psychologie > 77.69 Sozialpsychologie: Sonstiges
AC Nummer
AC15321621
Utheses ID
49686
Studienkennzahl
UA | 190 | 333 | 299 |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1