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"Wider den undeutschen Geist"
Bücherverbrennungen im ‚Dritten Reich’ und ihre Berichterstattung in den österreichischen Medien
Katharina Saremba
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Wolfgang Duchkowitsch
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.5552
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-16428.64534.241222-5
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Bücherverbrennungen sind in unserer Geschichte nicht nur im Dritten Reich unter den Nationalsozialisten durchgeführt worden, sondern wurden schon in der Antike zur Zerstörung von Schriften und Büchern angewandt. Die Gründe dafür blieben gleich – das Werk schadete der Gesellschaft, war obszön, falsch, gefährlich, politisch untragbar oder die Bevölkerung musste davor geschützt werden. Nach der Machtübernahme der NSDAP in Deutschland am 30. Januar 1933 begann die neue Regierung mit der Säuberung von unerwünschter Literatur, Kunst, Musik, aber auch von unerwünschten Personen im wissenschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Bereich. Die Aktion ‚Wider den undeutschen Geist‘ und die Bücherverbrennungen am 10. Mai 1933 in deutschen Universitätsstädten gehörten ebenso zu den Terrormaßnahmen der Nationalsozialisten als auch der Judenboykott, die Hetzpropaganda und Pogrome gegen das Judentum, die Auflösung und Ausraubung der Gewerkschaften, das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums und der Spionage-Erlass. Für die Organisation der Aktion war die Deutsche Studentenschaft verantwortlich, die am 13. April 1933 die zwölf Thesen zur Aktion ‚Wider den undeutschen Geist’ veröffentlichte, die sich gegen die Schriften von Juden richteten. Bereits im März 1933 wurden Angestellte der Bibliotheksbehörden angewiesen, Schwarze Listen von undeutschen Autoren und Werken zu erstellen, die als Grundlage für die Säuberungsaktionen und in weiterer Folge für die Bücherverbrennungen dienten. Die praktische Umsetzung der Schwarzen Liste überließ die Deutsche Studentenschaft den örtlichen Studentenschaften. In vielen Fällen wurden die Bücher gewaltsam eingesammelt, meist unter Schutz und mit Unterstützung der SA, der Polizei und der Kriminalpolizei. Mit den Feuersprüchen, die bei jeder Bücherverbrennung im Deutschen Reich gleich waren, wurden die Bücher und Schriften der Autoren verbrannt, die zuvor auf den Schwarzen Listen veröffentlicht worden sind. Dabei sind aber nicht nur Werke von jüdischen Autoren verbrannt worden, sondern auch Bücher, die gegen den nationalsozialistischen deutschen Geist waren. Die Bücherverbrennungen im Mai 1933 waren der Höhepunkt der Aktion ‚Wider den undeutschen Geist’, die am 12. April 1933 begann und nach vier Wochen am 10. Mai 1933 endete (1). Mit ca. 85.000 Schaulustigen am Opernplatz sowie zwischen Universität und Oper war die Bücherverbrennung in Berlin mit Abstand die größte Veranstaltung. In München wurden 60.000 Menschen gezählt, in Hamburg und Frankfurt am Main ca. 2.000. In den analysierten elf österreichischen Tageszeitungen (2) behandelten 79 Artikel die Aktion ‚Wider den undeutschen Geist‘ im Zeitraum von 1. März bis 30. Juni 1933. Diese berichteten zwar über die Bücherverbrennungen und die damit verbundenen Terrormaßnahmen, es fehlt aber bei den meisten Zeitungen an einer eigenen kritischen Meinung dazu. Ein Großteil der untersuchten Artikel berichtet objektiv über das Geschehen, nur selten konnten Meinungen in den Texten gefunden werden. Die Aktion ‚Wider den undeutschen Geist’ war der Auftakt für die umfassenden nationalsozialistischen Unterdrückungsmaßnahmen und für die größte Vertreibung und Vernichtung Intellektueller und Künstlern im Deutschen Reich. 500.000 Menschen mussten flüchten. (1) In vielen deutschen Städten fanden sowohl nicht-studentische als auch studentische Bücherverbrennungen statt. In Heidelberg fand zusätzlich auch eine nachahmende nichtstudentische Bücherverbrennung im Juni 1933 statt. (2) Zur Inhaltsanalyse wurden Artikel aus der „Arbeiterzeitung“, der „Deutschösterreichischen Tageszeitung“, der „Neuen Zeitung“, der „Roten Fahne“, der „Stunde“, der „Illustrierten Kronenzeitung“, der „Kleinen Zeitung“, der „Neuen Freien Presse“, dem „Neuen Wiener Tagblatt“, der „Reichspost“ und der „Wiener Zeitung“ herangezogen.
Abstract
(Englisch)
In our history, book burnings were conducted not only by the National Socialists in the Third Reich, but have been used to destroy written material and books since ancient times. The reasons have stayed the same – certain books can pose a threat to the society, are obscene or simply wrong, dangerous, politically intolerable and therefore the population has to be protected from it. After the Nazi Party had come into power in Germany on January 30, 1933, the new government started getting rid of unwanted literature, art, music, but also of unwanted scientists, politicians and persons of the society. The campaign ‚Against the Un-German Spirit‘ and the book burnings on May 10, 1933, in German university towns were part of acts of terror by the National Socialists just as the Nazi boycott of Jewish businesses, the inflammatory propaganda and pogroms against the Jews, the dissolution and eradication of unions, the law for the reestablishment of the civil service system and the Espionage Act. Responsible for the organisation of this campaign was the German Student Association that published twelve theses for the campaign ‘Against the Un-German Spirit’ on April 13, 1933. These theses aimed at the writings of Jews. Already in March 1933, library agencies were instructed to compile black lists of un-German authors and works and were used as a basis for purges and further on for the book burnings. The German Student Association left the practical implementation of the black lists to the local student associations. In many cases, the books were collected using violence, mostly under the protection and with the assistance of the SA („NSDAP Storm troopers“), the police and the criminal investigation department. During each book burning in the Third Reich the same fire oaths accompanied the burning of books and writings of the authors listed on the black lists. However, not only works of Jewish authors were burnt but also books that were against the Nazi German spirit. The book burnings in May 1933 were the climax of the campaign ‘Against the Un- German Spirit’ which started on April 12, 1933, and ended after four weeks on May 10, 1933 (1). Nearly 85.000 spectators on the Opernplatz as well as between the university and the opera made the book burning in Berlin the biggest event by far. In Munich 60.000 people were counted, in Hamburg and Frankfurt am Main about 12.000. Eleven Austrian daily newspapers (2) have been analysed. 79 articles dealt with the campaign ‚Against the Un-German Spirit’ from March 1 until June 30, 1933. Although the articles reported about the book burnings and associated acts of terror, in most of the newspapers an own critical opinion is missing. A bigger part of the analysed articles talks objectively about the events and only sometimes their own opinions can be found in the texts. The campaign ‚Against the Un-German Spirit’ was the starting point for extensive acts of repression by the Nazis and the biggest campaign of displacement and elimination of intellectuals and artists in the German Reich. 500.000 people had to flee. (1) In many German cities, book burnings took place that were organised by students as well as nonstudents. Moreover, in Heidelberg occurred an imitative book burning by non-students in June 1933. (2) Articles from „Arbeiterzeitung“, „Deutschösterreichische Tageszeitung“, „Die Neue Zeitung“, „Die Rote Fahne“, „Die Stunde“, „Illustrierte Kronenzeitung“, „Kleine Zeitung“, „Neue Freie Presse“, „Neues Wiener Tagblatt“, „Reichspost“ and „Wiener Zeitung“ were used for the content analysis.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Against the Un-German Spirit Book Burnings Autodafè Black Lists Purges of Libraries
Schlagwörter
(Deutsch)
Wider den undeutschen Geist Bücherverbrennungen Autodafè Schwarze Listen Säuberung von Bibliotheken
Autor*innen
Katharina Saremba
Haupttitel (Deutsch)
"Wider den undeutschen Geist"
Hauptuntertitel (Deutsch)
Bücherverbrennungen im ‚Dritten Reich’ und ihre Berichterstattung in den österreichischen Medien
Paralleltitel (Englisch)
"Against the Un-German Spirit"
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
279 S. : Ill. graph. Darst., 1 CD-ROM
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Wolfgang Duchkowitsch
Klassifikationen
02 Wissenschaft und Kultur allgemein > 02.01 Geschichte der Wissenschaft und Kultur ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.20 Kommunikation und Gesellschaft ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.30 Massenkommunikation, Massenmedien: Allgemeines ,
15 Geschichte > 15.07 Kulturgeschichte
AC Nummer
AC08068395
Utheses ID
4978
Studienkennzahl
UA | 301 | 312 | |
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