Detailansicht
Apokalypse ohne Apokalypse
zu einem Denken der Verantwortung und der Erfahrung des Gespenstischen bei Jacques Derrida
Merziye Cicek Sahbaz Wemmer
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Philosophie
Betreuer*in
Kurt Appel
DOI
10.25365/thesis.56737
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-17736.36645.767362-2
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Diskursen über das Ende. Diese Diskurse werden in dieser Arbeit insofern für problematisch gehalten, als sie die für unser ethisch-politisches Leben bedeutsamen Selbstwidersprüchlichkeiten, Konsequenzen oder Annahmen überdecken;
einen Wahrheits- und Geltungsanspruch auf den heterogenen Räumen erheben. Die Arbeit untersucht dabei Möglichkeiten eines Zukunftsdenkens, das die Gegenwart nicht vom Ende her
betrachtet, sondern sich an eine offene Zukunft richtet, die „hier und jetzt“ die totalisierenden Ordnungen zu stören beginnt. Ausgehend von seiner immanenten Metaphysikkritik wird als die These der Arbeit dargestellt, dass Jacques Derridas Philosophie eine Grundlage für ein solches Denken bildet, das sich auf die Zukunft richtet. Im Zentrum der Arbeit steht Derridas Vortrag Von einem neuerdings erhobenen apokalyptischen Ton in der Philosophie, in dem er sich auf
die apokalyptischen Sprechweisen, die mit ihrer zitathaften Struktur als Selbst-Darstellung der Struktur der Sprache selbst zu betrachten sind. Auf der Hauptachse legt diese Arbeit dar, wie Derrida zwischen dieser Schriftlichkeit der Offenbarung des Johannes und dem Ereignisdenken
einen Bogen spannt. Dadurch fordert Derrida die metaphysische Leseart der Apokalypse heraus und führt zu einer „Apokalypse ohne Apokalypse“, die weniger mit einer apokalyptischen Vision eines Finales und mehr mit dem messianischen Ereignis zu tun hat. Dieses messianische Ereignis, das nur im Modus des vielleicht stattfindet, bricht mit der gewöhnlichen Ordnung der chronologischen Zeit bzw. führt die Unentscheidbarkeit der Anwesen- und Abwesenheit ein. Diese Störung und Unentscheidbarkeit – überhaupt die Zukunft – aushalten zu können, erweist sich als das Vermögen der Zukunftsphilosophen. Über die Schriftlichkeit hinaus ermöglichen die sprachphilosophischen Überlegungen Derridas dieser Arbeit die Bewegung der différance, den Antwortcharakter jedes Diskurses bzw. das Bezeugen-Müssen eines abwesenden Anderen
im eigenen Sprechen als Ansatzpunkte für Derridas Denken der Verantwortung im zweiten Kapitel hervorzuheben. Die Erfüllung dieser Verantwortung wird stets von dem immer ihr vorausliegenden, dennoch nicht identifizierbaren Ruf des Anderen und von der Erfahrung des
Unmöglichen heimgesucht. Die entscheidende Frage für diese Arbeit lautet, inwiefern Derrida in der biblischen Schrift eine Grundlage für eine Zukunftsorientierung entdeckt, der die etablierten Ordnungen stört und den herrschenden Vertrag aus der Fassung bringt. Im dritten Kapitel macht die Arbeit anhand der Figur des Gespenstes deutlich, dass die Frage der Zukunft weder ohne die eines solchen störenden Entwurfs (nicht als ein Programm, sondern als ein Versprechen), noch ohne die der Verantwortung in Bezug auf diejenigen, die nicht gegenwärtig
oder noch nicht da sind, die nicht (re-)präsentiert werden, gestellt werden darf.
Abstract
(Englisch)
This thesis is focused on the discourses about the end. In this work, these discourses are considered problematic in so far as they cover the self-contradictions, consequences or assumptions which are important for our ethical-political life; they claim truth and validity in heterogeneous spaces. The work deals with the possibilities of thinking about a future that does not view the present from the end but addresses an open future that begins to disturb the totalizing orders "here and now". Originating from his immanent critique of metaphysics the thesis of the work shows that Jacques Derrida's philosophy offers a basis for such thought of
the future. Derrida's lecture Of an Apocalyptic Tone Recently Adopted in Philosophy is at the center of the work. Therein he refers to the apocalyptic modes of speech, which with their citation-like structure are to be regarded as self-representations of the structure of language
itself. On its main axis, this work explains how Derrida links this textuality of John's Revelation with the thinking of the event. Thus Derrida challenges the metaphysical reading of the apocalypse and leads to an "apocalypse without apocalypse", which deals less with an
apocalyptic vision of a finale but more with a messianic event. This messianic event, which takes place only in the mode of the perhaps, breaks with the usual order of chronological time. To be able to endure this disturbance and undecidability - the future in general - seems to be
the capability of the philosophers of the future. In addition to the textuality, Derrida's linguisticphilosophical reflections allow this work to emphasize the responsiveness of each discourse, the fundamental supplementarity and the testimony of an absence in one's own speech as
starting points for Derrida's thinking of responsibility in the second chapter. The fulfillment of this responsibility is always haunted by the call of the “other”, which is always ahead of it and yet not identifiable, and by the experience of the impossible. The deciding question for this
work was to what extent Derrida discovered a draft for a future orientation in the biblical script that disturbs the established orders and destabilizes the ruling treaty. In this sense, the work makes it clear, through the hantology and the figure of the ghost in the third chapter, that the question of the future cannot be posed without the question of such a destabilizing plan, nor without the question of responsibility in relation to those who are not present or not yet there, who are not (re-)presented.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Jacques Derrida Deconstruction Apocalypse Kant literature law responsibility specters future event messianic
Schlagwörter
(Deutsch)
Jacques Derrida Dekonstruktion Apokalypse Kant Literatur Gesetz /Verantwortung Gespenst Zukunft Ereignis Das Messianische
Autor*innen
Merziye Cicek Sahbaz Wemmer
Haupttitel (Deutsch)
Apokalypse ohne Apokalypse
Hauptuntertitel (Deutsch)
zu einem Denken der Verantwortung und der Erfahrung des Gespenstischen bei Jacques Derrida
Paralleltitel (Englisch)
Apocalypse without apocalypse
Publikationsjahr
2019
Umfangsangabe
160 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Kurt Appel
AC Nummer
AC15355009
Utheses ID
50119
Studienkennzahl
UA | 066 | 941 | |