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Mitten in den Problemen der Wirklichkeit
der Diskurs über die Angewandte Mathematik 1900-1945 und Transformationen der Disziplin am Beispiel Wien 1930-1945
Robert Frühstückl
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Dr.-Studium der Philosophie (Dissertationsgebiet: Geschichte)
Betreuer*innen
Mitchell Ash ,
Karl Sigmund
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.57046
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-13101.71188.698267-2
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Gegenstand der vorliegenden Dissertation ist eine historische Untersuchung des Verhältnisses zwischen Wissenschaft und Politik am Beispiel der Mathematik im Nationalsozialismus. Dabei werden zwei unterschiedliche theoretische Ansätze miteinander kombiniert. Zum einen eine historische Diskursanalyse, in deren Zentrum der Begriff der (scientific) persona bzw. des Forschertyps gestellt wird mit dem Ziel, die Entwicklung und den Wandel des wissenschaftlichen Selbstverständnisses von Mathematikern in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu rekonstruieren. Zum anderen die Konzeptualisierung des Verhältnisses von Wissenschaft und Politik als Ressourcenensemble. Zu Beginn dieser Arbeit wird der Versuch unternommen, den Diskurs über die angewandte Mathematik im Zeitraum zwischen 1900 und 1945 im deutschsprachigen Raum zu rekonstruieren. Dabei wird gezeigt, dass das Selbstverständnis der Mathematiker in dieser Zeit einem Wandel unterworfen war, bei dem das Verhältnis zwischen reiner und angewandter Mathematik einen wichtigen Aspekt dar-stellte. Bereits relativ früh wurde in diesem Zusammenhang die Ansicht formuliert, dass es für die angewandte Mathematik, insbesondere die Industriemathematik einen eigenen Typus von Mathematiker benötige, der in den Grenzgebieten zu den technischen und anderen Wissenschaften eingesetzt werden könnte. Es wird dafür argumentiert, dass sich dieser Diskurs bis in die Zeit der NS-Herrschaft fortsetzte und dort auch in die wissenschaftspolitischen Planungen des Regimes einfloss. Im Anschluss daran wird die These formuliert, dass die Diplomprüfungsordnung für Mathematik, die im Jahr 1942 in Kraft getreten ist, als Versuch verstanden werden kann, gezielt angewandte Mathematiker auszubilden, um auf diese Weise auf die im Diskurs artikulierten Problembefunde zu reagieren. Ein konkretes Fallbeispiel für das Verhältnis des NS-Regimes zur Mathematik wird anhand der Entwicklung der Disziplin an der Universität sowie der Technischen Hochschule Wiens nach dem „Anschluss“ 1938 diskutiert. Dabei wird gezeigt, dass die Mathematik schon lange vor 1938 nicht frei war von politischen Gräben und Brüchen. So war der „Anschluss“ für einige der historischen Akteure eher mit der Hoffnung verbunden, durch die neuen politischen Verhältnisse einen Zugewinn an Ressourcen und damit auch an Bedeutung für die Disziplin generieren zu können. In die-sem Zusammenhang wird auch der Frage nachgegangen, in welcher Form Mathematiker aus Wien durch ihre Arbeit an den politischen und militärischen Projekten und den damit verfolgten Zielsetzungen des nationalsozialistischen Regimes partizipierten.
Abstract
(Englisch)
This thesis is a historical study about the relation between science and politics focussing on mathematics and national socialist Germany. It combines two different theoretical approaches to the subject: The first is a historical discourse analysis which takes the notions of the scientific persona as well as types of researchers to be elemental in explaining changing self-images of mathematicians during the first half of the 20th century. The second is an approach to the relation between science and politics which views their interaction as constituting sys-tems of mutual allocation of resources, which are referred to as Ressourcenensemble. The first step of this inquiry consists in a reconstruction of the discourse on applied mathematics in Germany, 1900-1945. It can be shown, that the scientific self-image of mathematicians was changing at this time and that the relation between pure and applied mathematics played a major role in this process. It can also be shown that early own there emerged the view, that applied mathematics, esp. its use in the industry might require a specific type of mathematician who would be able to work with engineers in the trading zones between mathematical and technical sciences. I will argue that this discourse was still present after 1933 and that it was also present in some political considerations of the regime, concerning science policy, most notably the introduction of a new mathematics diploma in 1942, which is interpreted as a distinctive response to the problems, voiced in the discourse on applied mathematics. The development of the discipline of mathematics at the University and the Technical College of Vienna is another case-study for the relationship between the national socialist regime and mathematics. It will be shown that the discipline was highly politicized even before 1938. Consequently for many mathematicians in Vienna, the Nazi seizure of power was seen as a chance to generate resources for their discipline, thereby improving its institutional position as well as political significance. Last but not least I will have a look at the various forms in which mathematicians in Vienna actively sought to participate in the political and military aims of the regime.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
History History of Science Universities National Socialism 20th Century Historical Discourse Analysis
Schlagwörter
(Deutsch)
Geschichte Wissenschaftsgeschichte Universitäten Nationalsozialismus 20. Jahrhundert Diskursgeschichte
Autor*innen
Robert Frühstückl
Haupttitel (Deutsch)
Mitten in den Problemen der Wirklichkeit
Hauptuntertitel (Deutsch)
der Diskurs über die Angewandte Mathematik 1900-1945 und Transformationen der Disziplin am Beispiel Wien 1930-1945
Publikationsjahr
2018
Umfangsangabe
254 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Volker Remmert ,
Moritz Epple
Klassifikation
15 Geschichte > 15.99 Geschichte: Sonstiges
AC Nummer
AC15359392
Utheses ID
50378
Studienkennzahl
UA | 792 | 312 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1