Detailansicht

Die Turmbauten der österreichischen Zisterzienserklöster
Gerald Hofer
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Hellmut Lorenz
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29919.84916.461069-2
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
"Turres lapideae ad campanas non fiant." – Steinerne Glockentürme sollen nicht erbaut werden. So lautete der Beschluss des Generalkapitels des Zisterzienserordens im Jahr 1157. Es handelt sich hierbei nur um eine jener mehr als 3000 negativ formulierten Aussagen zum Bau- und Kunstbetrieb des Ordens im 12. und 13. Jahrhundert. Die vorliegende Diplomarbeit geht zum einen der Frage nach, ob es gerechtfertigt ist, von formalen „Baugesetzen“ der Zisterzienser zu sprechen. Die Literatur zu dieser Thematik beschränkt sich im Wesentlichen auf das Werk von Schreiber und Köhler unter dem Titel „Die `Baugesetze´ der Zisterzienser – Studien zur Bau- und Kunstgeschichte des Ordens“ . Die Autoren führen aus, dass der Bau- und Kunstbetrieb trotz Generalkapitel und Filiationsverhältnis grundsätzlich eine innere Angelegenheit der selbständigen Abteien war, solange er sich im Rahmen des geltenden Rechts (vor allem der „forma ordinis“ bzw. der „forma et consuetudine“) orientiert hat. Insbesondere wird nicht vorgeschrieben wie etwas gebaut werden soll oder muss. Neben den Begriffen „Ausstattung und Ornamentierung“ kann auch an die „Funktion“ angeknüpft werden. So kann das Verbot von Türmen auch als Ausdruck einer reduzierten Funktion zu verstehen sein, denn Türme und Glocken sind auch ein Kennzeichen für Aufmerksamkeit, allgemeine Zugänglichkeit und parochiale Rechte und stehen damit im Widerspruch zur selbstgewählten räumlichen Isolation der Zisterzienserklöster. Ein weiterer Aspekt der „Einheitlichkeit“ der frühen Zisterzienserbauten liegt in der Person des Bernhard von Clairvaux. Bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts konnte sich das von ihm geführte Kloster die größte Filiation des Ordens aufbauen sodass ihm über das Visitationswesen nahezu der halbe Orden unterstand. Weiters waren aber auch die meisten Äbte der anderen Primärabteien (La Ferté, Pontigny und Morimond) bis etwa 1150 Mönche von Clairvaux gewesen. Nach dem Tod Bernhards 1153 kann ein Abrücken von der „forma ordinis“ beobachtet werden. Im Bauwesen betraf dies insbesondere die Rezeption der gotischen Formen. So verlor der Orden mit dem Ende des 13. Jahrhunderts auch seine Sonderstellung auf dem Gebiet des Kunstbetriebes. Der zweite Teil der Diplomarbeit stellt die Turmbauten und –projekte der Zisterzienserklöster im heutigen Österreich vor. Die Einstellung des Ordens zum formal immer noch geltenden Turmverbot äußerte sich nach der Reformationszeit in einer gewissen Distanziertheit einzelner Klöster im Umgang mit zeitgenössischen (insbesondere barocken) Formen wie der Zweiturmfassade. Die österreichischen Zisterzienser-Kirchen bevorzugten, wenn sie nicht überhaupt turmlos waren, die Einturmfassade. Türme wie in Viktring (Ende 16. Jh.) oder Heiligenkreuz im Winkel zwischen Lang- und Querhaus blieben die Ausnahme. Oder man errichtete wie in Baumgartenberg den Glockenturm nicht als Teil der Kirche oder des Konvents sondern als Teil des Abteihofes. Eine konventsinterne Auseinandersetzung mit der Thematik „Turmverbot“ oder „forma ordinis“ kann im Zeitalter des Barock oder Rokoko durch Quellen nicht belegt werden. Auch die Äbte widmeten sich mit dem Einsetzen der Gegenreformation neben der Ausstrahlung ihrer Prälatenwürde verstärkt dem visuellen Glanz von Kirche und Kloster. Die ständische Durchdringung aller Lebensbereiche hatte mit den alten zisterziensischen Idealen der Armut und Askese nicht mehr viel gemein. So konnten sich die meisten Zisterzen der demonstrativen Symbolik eines Turms als Zeichen kirchlich-hierarchischer Würde nicht entziehen.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Cistercians building code Austria towers
Schlagwörter
(Deutsch)
Zisterzienser Bauvorschriften Türme Turmverbot Österreich
Autor*innen
Gerald Hofer
Haupttitel (Deutsch)
Die Turmbauten der österreichischen Zisterzienserklöster
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
167 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Hellmut Lorenz
Klassifikation
20 Kunstwissenschaften > 20.30 Kunstgeschichte: Allgemeines
AC Nummer
AC06768344
Utheses ID
504
Studienkennzahl
UA | 315 | | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1