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Intermediale Beziehungen von Malerei und Film
eine Annäherung am Beispiel Goya
Stefanie Guserl
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Kathrin Sartingen
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.5625
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29160.90143.725955-8
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
In der Wissenschaft stellt die Intermedialitätsforschung eine relativ junge Disziplin dar. Erst seit den 60er Jahren stehen die Bezüge, welche Kunstausdrücke mit anderen Medien herstellen, im Interesse der WissenschafterInnen. Zu Beginn meiner Arbeit näherte ich mich dem Begriff der Intermedialität. Dabei galt es zunächst die unterschiedlichen Termini, die es in Zusammenhang mit intermedialen Kunstausdrücken gibt, zu definieren und von einander abzugrenzen. Den Begriff der Intermedialität führte ich anschließend als Oberbegriff für alle möglichen Erscheinungen der Medienfusion, welche Phänomene der Intra-, Trans- und Iuxtamedialität beinhalten. Unter Intramedialität werden Verweise von einem Kunstausdruck auf einen anderen im gleichen Medium bezeichnet. Transmedialität beschreibt intermediale Verweise aufgrund eines medienübergreifenden Themas, was zwei Kunstausdrücke unterschiedlicher Medien in Beziehung setzt. In den Bereich der Iuxtamedialität fallen Kunstausdrücke in einem bestimmten Medium, die Mediencharakteristika eines anderen imitieren und übernehmen. Einen Sonderfall stellt die Intertextualität dar, weil sie aufgrund der geschichtlichen Entwicklung zwar vor der Intermedialität untersucht wurde, aber heute innerhalb der Medienwissenschaft als Teilbereich der Intermedialität, nämlich der Intramedialität, einzuordnen ist. Im Anschluss daran stellte ich ein erstes Konzept zur Analyse intermedialer Bezugnahmen vor, welches Typologie, Dominanz, Quantität, Intention und Qualität der intermedialen Bezüge in den Vordergrund stellt. Darüber hinaus beschäftigte ich mich mit dem Begriff „Medium“. Da oftmals mit „Medium“ nur die technischen, neuen Medien gemeint werden, war es mir ein Anliegen, auf die Konkurrenzsituation, die innerhalb der unterschiedlichen Medien und deren Wissenschaften vor allem in der Vergangenheit herrschte aber auch heute noch spürbar ist, hinzuweisen. Lange Zeit wurden Kunstausdrücke der Alten Medien als qualitativ hochwertiger empfunden, als jene der Neuen bzw. Neuesten Medien. In der Intermedialitätsforschung geht es um die Bezugnahmen von unterschiedlichen Medien, welche alle als gleichwertig gesehen werden. Die beiden Medien Malerei und Film, welche viele gemeinsame Charakteristika besitzen, müssen als autonome und eigenständige Medien verstanden werden. Nur wenn sie als gleichwertige Kunstmedien gesehen werden, können deren Bezugnahmen untersucht werden. Bevor ich auf die intermedialen Bezüge vom Film auf die Malerei näher einging, standen die einzelnen Medien selbst im Zentrum des Interesses. Sowohl die Malerei als auch der Film sind den Bildmedien zuzuordnen, welchen, im Gegensatz zu anderen Medien wie z.B. dem Text, gemein ist, dass sie eine unmittelbare Wirkung auf die/en BetrachterIn ausüben. Sowohl das Portrait als auch die Historienmalerei, die für die spätere Analyse der Filme entscheidend sind, übernehmen die Funktion der memoria. Ein Grund, weshalb wir Bilder produzieren, ist die Angst vor dem Vergessen. Durch die Abbildung hoffen wir unsere Gegenwart, die schon bald der Vergangenheit angehört, in die Zukunft zu retten. Jedoch erst wenn diese Bilder durch die/en BetrachterIn ein Gegenüber erhalten, können sie ihre Funktion der memoria ausüben und in der Zukunft weiter bestehen. Aufgrund seiner technischen Intermedialität gilt der Film als intermediale Mischform par excellence. Im Gegensatz zur interpretativen Intermedialität beschreibt die technische all jene Medien, deren Beschaffenheit Intermedialität voraussetzt. Wenn ein Kunstausdruck auf andere Kunstausdrücke verweist, so kommt eine interpretative Intermedialität hinzu, welche das Kunstwerk vielschichtiger machen kann. Wird Malerei in das Medium Film eingebunden, so ist dies auf zwei Arten möglich. Zum einen kann das Kunstwerk an sich im Film gezeigt werden, zum anderen können für dieses Kunstwerk charakteristische Kompositionselemente im Film übernommen werden. Im ersten Fall übernimmt das Kunstwerk entweder Objekt- oder Subjektfunktion, je nachdem inwieweit es sich an das Filmpublikum richtet bzw. mit den weiteren Filmfiguren in Interaktion tritt. Im zweiten Fall kann die/er RegisseurIn entweder durch tableaux vivants oder durch gestalterische Zitate, wie Licht, Farbe, Dynamik etc. auf die Malerei verweisen. Anschließend beschäftigte ich mich mit dem Künstler Goya und wie er im Laufe der Geschichte im neuen Medium Film präsentiert wurde. Durch sein sehr breites Spektrum an Themen und unterschiedlichsten Kunstwerken wurden schon zu Beginn der Filmgeschichte die Künstlerfigur und seine Werke zitiert. Der erste Film, in welchem Goya „auftrat“, wurde 1927 gedreht. Diesem folgte eine Vielzahl weitere Filme, welche für die Wissenschaft wie Zeitzeugen fungieren, da sie Rückschlüsse auf die Zeit, in der sie gedreht wurden, ermöglichen. Im praktischen Teil der Arbeit analysierte ich die drei Filme Volavérunt von Bigas Luna, Goya en Burdeos von Carlos Saura und La hora de los valientes von Antonio Mercero, welche in den 90ern gedreht wurden. In diesen Beispielen übernimmt die Intermedialität zu Goya und dessen Werke unterschiedliche Funktionen. Während bei Volavérunt der Maler vielmehr dazu dient, einen Anlass zu geben, eine Liebes- und Intrigengeschichte in historischem Kontext zu zeigen, steht in Goya en Burdeos der Maler selbst im Vordergrund. Die Erzählungen des alten Meisters vermischen sich mit den evozierten Szenen seiner Vergangenheit. Ein Geflecht aus Erzählung, Theater und Malerei entsteht. Im Film La hora de los valientes erklärt sich die Intermedialität zu Goyas Werken auf wiederum andere Weise. In diesem Fall ist es nicht der Maler, welcher die Verbindung herstellt, sondern das Thema Krieg, welches die Medien Malerei und Film miteinander in Beziehung bringt. Die Analyse dieser drei Filme zeigt, dass intermediale Bezugnahmen des Films auf die Malerei auf unterschiedlichen Arten von statten geht. Hierbei ist anzufügen, dass der Grad an Intermedialität und dessen Dichte sehr stark von der Intention des Regisseurs abhängt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Intermedialität neue Sichtweisen und Interpretationsmöglichkeiten für einen Kunstausdruck eröffnet. Diese Verweise entfalten ihre Tiefe jedoch erst dann, wenn die/er BetrachterIn diese auch erkennt.
Abstract
(Englisch)
The science of intermediality is a relatively young discipline, which focuses on the kind of relationships that are established between one piece of art in a specific medium and other pieces of art which can be expressed in different forms of media. As a broad variety of definitions of the term ‘intermediality’ is used in literature on intermediality in a more or less inconsistent way, there was a need identified to bring more clarity into the terminology. Hence, I dedicated the first part of this thesis to the definition of ‘intermediality’ which I introduced as the generic term for all possible aspects of the fusion of different types of media. This includes phenomena of intra-, trans- and iuxtamediality and also the special case of intratextuality which was historically already studied prior to the analysis of intermediality but is now considered as part of intermediality, namely as a type of intramediality. Building on this definition I introduced a concept to analyse intermedial references. This theory puts an emphasis on typology, dominance, quantity, intentions and quality of intermedial references. The second term of importance in this thesis is the term “medium”. People mostly consider this term to be the new technical forms of media such as TV, Internet, Radio etc. and not any other forms of pieces of art such as paintings, for example. For a long period of time pieces of art of ‘traditional media’ were perceived as being of higher value than pieces of art of modern and the newest types of media. That is why I pointed out the competition that prevailed in history between the different types of media and their sciences and as well as the fact that this competitive view is still in place. The science of intermediality on the contrary regards these different types as equal. Both film and painting need to be understood as autonomous and independent media despite their many common characteristics. The relations between these two types of media can only be analysed if they are really acknowledged as equal media of art. Painting can be integrated into the medium of film in two ways. First of all, the piece of art itself can be shown in the movie. In this case, the painting functions either as the object or the subject in the film, depend on the extent to which the painting addresses itself the audience and to which it interacts with the other film characters. Secondly, in the film certain characteristics of the composition of the respective painting can be displayed. In that case the producer refers to the painting via tableaux vivants or via quotations such as light, colours, dynamic moves etc. In the subsequent part I analysed how Goya’s work was presented in the history of film. Due to his broad spectrum of themes he was cited already at the beginning of the last century. The first film in which the figure of Goya appeared was shot in 1927. Many other films followed which served as contemporary witnesses to scientists as they allowed conclusions about the time in which the films were produced. The empirical part of this thesis focuses on the analysis of three recent films, namely Volavérunt by Bigas Luna, Goya en Burdeos by Carlos Saura and La hora de los valientes by Antonio Mercero. In these examples the intermediality towards Goya and his work assumes different functionalities. In the movie Volavérunt the painter gives reason to portray a love story full of intrigues in a historical context whereas in Goya en Burdeos the painter himself is one of the leading actors. The stories of the old master mingle with the evoked scenes of his past which creates a combined piece of narration, theatre and painting. In the third movie the intermediality reveals itself in again another way. This time it is not the painter establishing the relationship but the topic of war bringing together the two media painting and film. The analysis of the three movies shows that intermedial references from the movie to the painting take on different forms. Furthermore, it was noted that the level of intermediality and its depth is highly dependent on the producer’s intentions. Thereby, the intermediality opens up new perspectives and ways of interpretation of the pieces of art.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
intermediality painting film Goya
Schlagwörter
(Deutsch)
Intermedialität Malerei Film Goya
Autor*innen
Stefanie Guserl
Haupttitel (Deutsch)
Intermediale Beziehungen von Malerei und Film
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine Annäherung am Beispiel Goya
Paralleltitel (Englisch)
Intermedial relationship between painting and film
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
163 S. : Ill., graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Kathrin Sartingen
Klassifikationen
20 Kunstwissenschaften > 20.03 Methoden und Techniken der Kunstwissenschaften ,
24 Theater > 24.37 Film: Sonstiges
AC Nummer
AC08030595
Utheses ID
5043
Studienkennzahl
UA | 190 | 353 | 347 |
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