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Wider die Entfremdung
ein sozialphilosophischer Begriff als Interpretationsmaßstab für Werke der Literatur für Kinder und Jugendliche bei Karl Bruckner und Marlen Haushofer
Dieter Annerl
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Ernst Seibert
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.5626
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30204.72331.321062-2
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit verfolgt den Ansatz, literarische Werke hinsichtlich des sozialphilosophischen Begriffs der „Entfremdung“ zu untersuchen. Zentrale These dabei ist jene, dass vor allem Werke der Literatur für Kinder und Jugendliche widerständige Elemente gegen die Entfremdung der Erwachsenen beinhalten. Auf theoretischer Ebene wird davon ausgegangen, dass Konzepte der Entfremdung im Allgemeinen und Entfremdung zwischen den Generationen miteinander zusammenhängen. Zu Beginn des Theorieteils erfolgt eine Positionierung des Begriffs im Kontext der postmodernen Ausrichtung, wonach allgemein gültige Wahrheiten und damit essentialistische Bestimmungen, die Entfremdungsvarianten oft mit sich bringen, nicht mehr möglich sind. Danach werden in einer chronologischen Reihenfolge Konzepte von Jean-Jacques Rousseau, Karl Marx, Herbert Marcuse, Erich Fromm, den Sozialwissenschafterinnen Godela Unseld und Rahel Jaeggi sowie aus der Friedenswissenschaft abgeleitete Bestimmungen vorgestellt. Direkt oder indirekt zielen alle diese Konzepte auf Selbstbestimmung und Freiheit bzw. auf die verloren gegangene Einheit von Subjekt und Objekt bzw. Subjekt und Subjekt als Parameter für entfremdungstheoretische Aussagen. Danach wird noch explizit auf die Entfremdung zwischen den Generationen eingegangen, die sich bei Philippe Ariès als historisch gewachsene herausstellt und welche danach u.a. anhand von kindlichem Animismus und der animistischen Erkenntnismethode versus der naturwissenschaftlichen festgemacht wird. Bezüglich der These, dass Literatur für Kinder und Jugendliche meist auch entfremdungswiderständige Elemente enthält, ist das postromantische Kindheitsbild von Interesse. Dieses wird in einem dialektischen Verständnis dargestellt als Synthese des aufklärerischen und romantischen Kindheitsbildes. Ein Exkurs über die vor allem in der österreichischen Literatur für Kinder und Jugendliche bereits frühzeitig sehr wichtige Gattung der phantastischen Erzählung runden den Theorieteil ab. Im analytischen Teil rücken die österreichischen Autoren Karl Bruckner und Marlen Haushofer in den Mittelpunkt. Exemplarisch ausgewählte Werke werden hinsichtlich der zuvor herausgearbeiteten Entfremdungsbestimmungen untersucht, wobei sich durchaus widersprüchliche Tendenzen ergeben. Letztlich zeigen jedoch fast alle Werke kindliche oder jugendliche Protagonisten, die selbstbestimmt und weitgehend frei handeln und so in einem elternfernen Raum Bewährungsproben bestehen. Besonders auffallend ist dies in den Jugendromanen Die Spatzenelf und Giovanna und der Sumpf von Karl Bruckner. Hand in Hand mit einem kritischeren Fortschrittsverständnis rücken bei Sadako will leben Weltzugänge jenseits rationaler Beweisbarkeit in den Blickpunkt. Bei Marlen Haushofer sind Zivilisationskritik und die Trauer um eine verloren gegangene kindliche Weltsicht Konstanten. Das zeigt sich sowohl in ihren Werken der so genannten allgemeinen Literatur als auch in ihren Kinderromanen. Angesichts der jahrzehntelangen Vernachlässigung ihrer kinderliterarischen Tätigkeit in der literaturwissenschaftlichen Forschung und mannigfaltiger Überschneidungen in den beiden Bereichen werden in der vorliegenden Arbeit auch allgemeinliterarische Werke von Haushofer wie Die Wand oder Himmel der nirgendwo endet besprochen. Bei einem Vergleich dieser vor allem mit Brav sein ist schwer und Schlimm sein ist auch kein Vergnügen stellt sich heraus, dass hinsichtlich Komplexität die Kinderbücher jenen der allgemeinen Literatur um nichts nachstehen.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Entfremdung Literatur Kinder- und Jugendliteratur
Autor*innen
Dieter Annerl
Haupttitel (Deutsch)
Wider die Entfremdung
Hauptuntertitel (Deutsch)
ein sozialphilosophischer Begriff als Interpretationsmaßstab für Werke der Literatur für Kinder und Jugendliche bei Karl Bruckner und Marlen Haushofer
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
138 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Ernst Seibert
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.90 Literatur in Beziehung zu anderen Bereichen von Wissenschaft und Kultur
AC Nummer
AC07738379
Utheses ID
5044
Studienkennzahl
UA | 190 | 333 | 313 |
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