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Farbe bekennen im Parteienkonflikt
die Wechselbeziehungen von Parteiidentifikation und politischen Präferenzen im länderübergreifenden Vergleich
Christian Neubauer
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Dr.-Studium d.Sozialwissenschaften (Dissertationsgebiet: Politikwissenschaft)
Betreuer*in
Bernhard Kittel
DOI
10.25365/thesis.57958
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-20427.03300.563452-5
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Wie bilden sich Präferenzen von Wählern bei politischen Themen? Das allgemeine Verständnis von Demokratie geht davon aus, dass Wähler bereits über Präferenzen verfügen, anhand derer sie dann die einzelnen Parteien evaluieren. Dagegen wird eingewandt, dass Wähler bei ihrer Präferenzbildung umgekehrt auf die Positionen jener Parteien zurückgreifen, die sie bereits präferieren. Diese Henne-Ei-Problematik, ob Wähler ihre Parteiidentifikation (PI) aufgrund ihrer Präferenzen ändern oder umgekehrt ihre Präferenzen aufgrund ihrer PI, ist für die Forschung über direkte Demokratie und Parteistrategien von grundlegender Relevanz.
Frühere Studien aus den USA zeigen, dass die PI aufgrund der fortgeschrittenen Polarisierung der Parteienlandschaft stärker auf die Präferenzen wirkt als umgekehrt. In den europäischen Ländern wird hingegen angenommen, dass die Präferenzen diese Wechselbeziehung dominieren. Hier besteht eine Forschungslücke, die drei Aspekte aufweist: Erstens fehlt ein langfristiger, länderübergreifender Vergleich. Zweitens ist unklar, ob eine Polarisierung auf der Individualebene den Einfluss der PI auf die Präferenzen moderiert. So weisen Ergebnisse aus Survey-Experimenten einen Einfluss nach, der von Paneldaten gestützten Studien nicht bestätigt wird. Drittens wurde das Zugehörigkeitsgefühl zu anderen Parteien, die eine ähnliche Position einnehmen wie die bevorzugte Partei, nicht für parteibasierte Präferenzen untersucht. Die Forschungsfragen der vorliegenden Arbeit lauten: Ändern Wähler in Europa und den Vereinigten Staaten eher ihre Präferenzen aufgrund ihrer PI als umgekehrt? Und wie moderiert eine Polarisierung auf der Individualebene langfristig den Einfluss der PI auf die Präferenzen?
Die Arbeit verfolgt die zentrale Hypothese, dass eine Polarisierung auf der Individualebene den Einfluss der PI auf die Präferenzen erhöht und dabei die Zugehörigkeitsgefühle zu anderen Parteien, die eine ähnliche Position einnehmen wie die bevorzugte Partei, einen zusätzlichen Einfluss ausüben. Zur Beantwortung der Forschungsfrage werden Paneldaten mittels Cross-lagged-Modellen für die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich und Deutschland analysiert. Zur Vergleichbarkeit von Polarisierungen auf der Individualebene werden verschiedene Indikatoren herangezogen, die eine solche Polarisierung als individuell wahrgenommene Parteiposition operationalisieren.
In der Arbeit wird gezeigt, dass die PI in allen Ländern wesentlich stärker die Präferenzen beeinflusst als umgekehrt. Dabei hat die PI in den Vereinigten Staaten den stärksten Effekt, gefolgt von Deutschland und zuletzt dem Vereinigten Königreich. Der Einfluss einer polarisierten Parteiposition unterscheidet sich zwischen den USA und den europäischen Ländern. Je nach Indikator moderiert eine polarisierende Parteiposition den Einfluss der PI auf die Präferenzen in den USA in bis zu 100 Prozent der möglichen Fälle signifikant, in den betrachteten europäischen Ländern hingegen nur in maximal 40 Prozent der möglichen Fälle. Die Arbeit diskutiert die Auswirkungen der Ergebnisse für Parteistrategien und die Debatten zur direkten Demokratie sowie für die Funktionsweise einer Polarisierung für parteibasierte Präferenzen.
Abstract
(Englisch)
How do voters form their preferences on political issues? The common view on democracy assumes that voters already have preferences that are then used to evaluate parties. Contrariwise, it is argued that voters rely on the positions of parties that they already support to form their preferences. Whether voters change their party identification (PI) based on their preferences, or vice versa change their preferences based on their PI, is a so-called chicken-egg question. Ultimately, this issue is crucial to understand to further research and provide insight into direct democracy and party strategies.
Previous research conducted in the US, has suggested that increasing political polarization of the party system has meant that people rely more heavily on their PI. Conversely, in Europe it is assumed that this trend is flipped where individual preferences are more pronounced. Hence, there are three key research gaps on voter preferences that emerge. First, a long-lasting cross-country comparison is lacking. Second, it is unclear, whether polarization on the individual level moderates the influence of the PI on preferences. Regarding the moderation of polarization, studies which have made use of surveys show a moderating influence, whereas studies using panel data fail to show an influence. Third, attachments towards other parties that take on a similar position to one’s own liked party have not been investigated for PI-based preferences. Thus, the research questions are: Do voters in Europe and the US change their preferences based on their PI or vice versa? How does polarization on the individual level moderate the effect of the PI on preferences in the long run?
According to the central hypothesis of this dissertation, polarization on the individual level moderates the influence of PI on preferences. Moreover, it is hypothesized that the positions of other parties that take a close position next to one’s own liked party play a crucial role in moderating. To answer the research questions, panel data is analyzed with cross-lagged models for the United States, the United Kingdom, and Germany. For the sake of comparability, polarization on the individual level is operationalized on the basis of one’s individual party position.
This paper proposes that the PI is clearly more influential on preferences than vice versa preferences on the PI for all countries. The PI shows the strongest effect in the United States, followed by Germany, and then the United Kingdom. The influence of polarization differs between the United States and European countries. Depending on the indicator for polarization, the influence of the PI on preferences is moderated significantly in up to 100 percent of all possible effects in the US. For European countries, the influence of the PI on preferences is moderated significantly in just up to 40 percent of all possible effects. This dissertation discusses the impacts of the results for party strategies, debates on direct democracy, and the mechanisms of polarization for PI-based preferences.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Polarization Party identification Political preferences
Schlagwörter
(Deutsch)
Polarisierung Parteiidentifikation Politische Präferenzen
Autor*innen
Christian Neubauer
Haupttitel (Deutsch)
Farbe bekennen im Parteienkonflikt
Hauptuntertitel (Deutsch)
die Wechselbeziehungen von Parteiidentifikation und politischen Präferenzen im länderübergreifenden Vergleich
Paralleltitel (Englisch)
Showing your true colors on party conflict : the interdependence of party identification and political preferences in a cross-country comparison
Publikationsjahr
2019
Umfangsangabe
xiii, 251 Seiten : Diagramme
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Marc Debus ,
Markus Wagner
AC Nummer
AC15454831
Utheses ID
51192
Studienkennzahl
UA | 784 | 300 | |