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Umstrittene Naturverhältnisse : zur politischen Ökologie des Hochwasserschutzes im Eferdinger Becken
Martin Thalhammer
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Kultur- und Sozialanthropologie
Betreuer*in
Herta Nöbauer
DOI
10.25365/thesis.59760
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-28221.80196.132293-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich aus einer anthropologisch polit-ökologischen Perspektive mit der Umkämpftheit des geplanten Hochwasserschutzprojektes im Eferdinger Becken in Oberösterreich. Letzteres Projekt ist als Reaktion auf das Donau-Hochwasser 2013 auf den Weg gebracht worden, wird aber keineswegs von allen Beteiligten positiv aufgenommen. Das hat damit zu tun, dass das Hochwasserschutzprojekt in einen aktiven und passiven Hochwasserschutz zerfällt und ortsspezifisch mal der eine, mal der andere vorgesehen ist. Bedeutet aktiver Hochwasserschutz beispielsweise die Errichtung von Mauern, zielt ein passiver auf die freiwillige Aussiedlung von hochwassergeschädigten Bewohner*innen ab. Kontroversiell wird es dabei nicht nur im Zusammenhang mit Fragen nach den Gründen für das Hochwasser und nach der Interpretation des Eferdinger Beckens als Landschaft, sondern vor allem in Bezug auf die für etliche Bewohner*innen nicht nachvollziehbare Verteilung der Maßnahmen. Demnach treffen am Beispiel der Verhandlung von Hochwasserschutz divergierende Sinnzusammenhänge aufeinander, die sich an der Frage entzünden, wie Hochwasserschutz als Eingriff in Landschaft auszusehen hat, wen dieser Eingriff vor dem Hintergrund von Machtkonstellationen benachteiligt und wer davon profitiert. Diese materiell-stofflich wie symbolisch-diskursiv vermittelten Sinnzusammenhänge werden in Anlehnung an eine kritisch-theoretische soziale Ökologie als gesellschaftliche Naturverhältnisse konzeptualisiert und im Rahmen der Arbeit zu fassen versucht.
Für das Vorhaben einer polit-ökologischen Darstellung gesellschaftlicher Naturverhältnisse wird zunächst das Verhältnis von Kultur- und Sozialanthropologie und politischer Ökologie aufgearbeitet. Dabei ist es erklärtes Ziel, politische Ökologie in ihrer polit-ökonomischen Tradition mit Ansätzen aus der Umweltanthropologie und benachbarten Feldern zusammenzubringen. Darauf folgend werden zentrale Kategorien einer anthropologisch konnotierten politischen Ökologie erläutert. Im Hauptteil der Arbeit wird auf Grundlage der mittels qualitativer Interviews und teilstrukturierter Fragebögen erhobenen Lebensrealitäten der Menschen vor Ort dargestellt, welche Parteien sich in Hinblick auf Hochwasserschutz durchsetzen können und welche Auswirkungen sich dadurch auf das soziale Gefüge ergeben. Dabei wird deutlich, dass Hochwasserschutz entgegen eines für die Planungs- und Expert*innenseite charakteristischen Naturverhältnisses keine bloß technische, ökonomische oder rechtliche Aufgabe darstellt, sondern als soziale, also von Machtverhältnissen durchzogene und keineswegs von allen mitgetragene Angelegenheit aufzufassen ist.
Abstract
(Englisch)
The master’s thesis at hand deals with an anthropologically inspired political ecology perspective on the conflictedness of a recent flood protection project in the Eferding Basin in Upper Austria. The project developed in reaction to the Danube flood of 2013, but has since then been subject to severe criticism. This is mainly a result of the project’s unequal distribution of active and passive flood protection measures. While engineered structures like dams represent active protection measures, passive measures come in form of a voluntary – and in parts strongly opposed – resettlement program aiming at those who cannot – according to the project scheme – be feasibly protected. The flood protection project is not only a matter of conflict in regards to the varying interpretations of the flood’s causes and of the Eferding basin’s historical character as a landscape, but also in terms of the distribution and conception of the to-be-built measures. The conflicts around the flood protection project are in fact heavily influenced by differing approaches of making sense of the relations between flood protection, settling and landscape. In this context, the thesis poses different questions, like how a specific flood protection system is based on a specific reading of landscape, who is in terms of power constellations disadvantaged by the project and who benefits. These differing approaches of making sense of flood protection are what I refer to as gesellschaftliche Naturverhältnisse – a concept stemming from critical-theory-influenced social ecology. These gesellschaftliche Naturverhältnisse are the core of my inquiry.
Before digging into conflicting gesellschaftliche Naturverhältnisse at the example of the flood protection project, I want to problematize the challenging relationship between cultural and social anthropology and political ecology. In doing so, I want to outline an anthropological political ecology as a synthesis of political-economy-inspired political ecology and recent approaches in environmental anthropology as well as adjacent research fields. Furthermore, I discuss central questions and categories of an anthropological political ecology. At the heart of my inquiry lies a portrayal of people’s expectations and conceptions of the „right“ protection system with a special focus on the question of who is pushing through which kind of flood protection system and which social consequences arise from that. Here, it becomes obvious that flood protection is not – as planers and experts like to frame it – a mere technological, economic or legal matter, but rather a social affair being embedded into power relations and unequally-partaken decision processes.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
anthropology political ecology gesellschaftliche Naturverhältnisse flood protection Eferding Basin landscape conflict
Schlagwörter
(Deutsch)
Anthropologie politische Ökologie gesellschaftliche Naturverhältnisse Hochwasserschutz Eferdinger Becken Landschaft Konflikt
Autor*innen
Martin Thalhammer
Haupttitel (Deutsch)
Umstrittene Naturverhältnisse : zur politischen Ökologie des Hochwasserschutzes im Eferdinger Becken
Paralleltitel (Englisch)
Disputed human-nature relations : towards a political ecology of flood protection in the Eferding basin
Publikationsjahr
2019
Umfangsangabe
vii, 198 Seiten : Illustrationen, Karten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Herta Nöbauer
Klassifikationen
43 Umweltforschung > 43.02 Philosophie und Theorie der Umweltforschung und des Umweltschutzes ,
73 Ethnologie > 73.06 Ethnographie ,
73 Ethnologie > 73.08 Regionale Ethnologie ,
73 Ethnologie > 73.11 Natürliche Umwelt ,
73 Ethnologie > 73.84 Umwelt und Kultur ,
74 Geographie > 74.11 Kulturlandschaft
AC Nummer
AC15531662
Utheses ID
52789
Studienkennzahl
UA | 066 | 810 | |