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Das Dilemma "weiblicher" Identitätsentwicklung zwischen Aufbegehren und völliger Anpassung am Beispiel der Attraktivität der Identitären "Bewegung"
eine tiefenhermeneutische Analyse
Teresa Rieforth
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Psychologie
Betreuer*in
Thomas Slunecko
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.60229
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-25095.90586.289368-8
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Ausgehend von der Attraktivität rechter Bewegungen für junge Frauen, stehen aktuelle Widersprüche und Problematiken ‚weiblicher‘ Subjektivierung im Fokus dieser Studie und wurden anhand eines Interviews mit einer jungen Frau der rechtsextremen Identitären ‚Bewegung‘, mit Hilfe der tiefenhermeneutischen Gruppenauswertung nach Lorenzer (1986) bearbeitet. Dabei zeigte sich eine Konfliktdynamik der Ambivalenz zwischen dem Ausagieren von Aggressionen und Anpassung, die als Schwierigkeit in der ‚weiblichen‘ Subjektivierung dargestellt werden kann. Als Grundlage wird der Ablösungsprozess des Mädchens von seiner Mutter angenommen, der sich durch die empfundene Ähnlichkeit und der damit fluiden Grenzen zwischen dem eigenen Ich und dem der Mutter entwickelt (Möller, 2005). Nach psychoanalytischem Verständnis benötigt es Formen erlaubter Aggression, um sich sowohl von anderen abgrenzen zu können, als auch aktiv auf etwas zuzubewegen, um sich dadurch der eigenen Interessen, Wünsche und Bestrebungen des Selbst bewusst zu werden. Aufgrund der fehlenden gesellschaftlichen Möglichkeiten, ‚weibliche‘ Aggressionen zu entwickeln und zu differenzieren, steigt die Attraktivität im Rahmen einer rechten Gruppierung negative Aggressionen auszuleben. Die Gruppierung liefert ihr dabei ausreichend Sicherheit und intrapsychische Energie um sich zu trauen in den Konflikt zu gehen. Durch die Analyse des empirischen Materials zeigte sich eben-falls eine spezifische Problematik von Frauen der Mittelschicht, die eigene Selbstentfaltung und das Ausleben traditioneller Frauenrollen zu integrieren. Im Fallbeispiel wird der fehlenden Möglichkeit zur Integration dieser verschiedenen Bedürfnisse mit einem spaltenden Verhalten begegnet, einem psychischen Abwehrmechanismus (Spaltung), um der unerträglichen Ambivalenz entgegenzuwirken und sich so durch die Projektion der nicht zu integrierenden Persönlichkeitsanteile Entlastung zu verschaffen. Die Studie bestätigt die Hypothese, dass die Teilnahme an der rechten Bewegung eine Form von Schiefheilung (vgl. Freud, 1921) für intrapsychische und gesellschaftlich evozierte Konfliktlagen junger Frauen bietet. Dies verweist darauf, wie bedeutsam es ist, Bedingungen materieller und gesellschaftlicher Art zu entwickeln, um Mäd-chen und Frauen zu ermöglichen ihre Aggressionen entwickeln zu können. Gleichzeitig wäre es aus psychologischer Perspektive sinnvoll, einen Aggressionsbegriff zu etablieren, der „den Drang nach Erkenntnis beinhaltet“ (Möller, 2005, S.336). Dadurch würde Aggression als wesentlicher Antrieb von Menschen definiert, der insbesondere Frauen die Möglichkeit gäbe, die eigenen Aggressionen bewusst wahrnehmen und konstruktiv nutzen zu können.
Abstract
(Englisch)
Based on the attractiveness of right-wing movements for young women, this study focuses on current contradictions and problems of 'female' subjectivation and was based on an interview with a young woman of the right-wing extremist identity 'movement', using the deep hermeneutic group analysis according to Lorenzer (1986). This revealed a conflict dynamic of ambivalence between aggression and adaptation, which can be represented as a difficulty in 'female' subjectivation. The basis is assumed to be the girl's process of detachment from her mother, which develops through the perceived similarity and the fluid boundaries between her own self and that of her mother (Möller, 2005). According to psychoanalytical understanding, forms of allowed aggression are needed to be able to distinguish oneself from others as well as to actively move towards something in order to become aware of one's own interests, desires and aspirations of the self. Due to the lack of social possibilities to develop and differentiate 'female' aggressions, the attractiveness of living out negative aggressions within a right grouping in-creases. The grouping provides her with sufficient security and intrapsychic energy to dare to enter the conflict. The analysis of the empirical material also revealed a specific problem of middle-class women to integrate their own self-development and the living out of traditional female roles. In the case study, the missing possibility for the integration of these different needs is met with a splitting behaviour, a psychological defence mechanism (splitting) to counteract the unbearable ambivalence and thus to provide relief through the projection of the personality parts that cannot be integrated. The study confirms the hypothesis that participation in the right-wing movement offers a form of skew healing (cf. Freud, 1921) for intrapsychic and socially evoked conflict situations of young women. This indicates how important it is to develop material and social conditions to enable girls and women to develop their aggressiveness. At the same time, it would make sense from a psychological perspective to establish a concept of aggression that "contains the urge for knowledge" (Möller, 2005, p.336). This would define aggression as an essential driving force for people, which in particular would give women the opportunity to consciously perceive their own aggressions and to use them constructively.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
female subjectification female aggression adaptation autonomy deep hermeneutics right-wing extremism psychoanalysis
Schlagwörter
(Deutsch)
weibliche Subjektivierung weibliche Aggression Anpassung Autonomie Tiefenhermeneutik Rechtsextremismus Psychoanalyse
Autor*innen
Teresa Rieforth
Haupttitel (Deutsch)
Das Dilemma "weiblicher" Identitätsentwicklung zwischen Aufbegehren und völliger Anpassung am Beispiel der Attraktivität der Identitären "Bewegung"
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine tiefenhermeneutische Analyse
Publikationsjahr
2019
Umfangsangabe
71, 71 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Thomas Slunecko
Klassifikationen
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.00 Geisteswissenschaften allgemein: Allgemeines ,
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.00 Sozialwissenschaften allgemein: Allgemeines ,
77 Psychologie > 77.14 Psychoanalyse ,
77 Psychologie > 77.69 Sozialpsychologie: Sonstiges
AC Nummer
AC15604795
Utheses ID
53228
Studienkennzahl
UA | 066 | 840 | |
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