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Die Sacrae cantiones (1590) von Blasius Amon
Hans Potuzak
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Musikwissenschaft
Betreuer*in
Herbert Seifert
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.60571
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-25108.16768.392861-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Der in Tirol gebürtige Komponist Blasius Amon (ca. 1560 - 1590) war als Knabe wegen seiner außergewöhnlich schönen Diskantstimme als Sänger in der Hofkapelle Erzherzog Ferdinands II. in Innsbruck angestellt. Dort wurde ihm wie auch sämtlichen anderen Knaben des Chors eine fundamentale musikalische Ausbildung zuteil. Diese erfolgte in einer um 1569 gegründeten „Singschule“, die spätestens ab 1572 von Alexander Utendahl geleitet wurde. Er sorgte für den täglichen Unterricht der Knaben im „Componiren und sonst in der Music“. Der junge Blasius lernte bei ihm den franko-flämischen Stil kennen und brachte diese Kenntnisse in seinen zahlreichen Werken der Kirchenmusik, die er in seinem nur etwa dreißig Jahre währenden Leben verfasste, zur Anwendung. Nach dem Stimmbruch wurde Amon 1577 nach zehnjähriger Tätigkeit an der Kapelle Erzherzog Ferdinands II. abgefertigt. Er erhielt eine Summe, die ihm eine weiterführende musikalische Ausbildung in Venedig ermöglichen sollte. Auf Grund von Dokumenten kann allerdings belegt werden, dass Amon seine Reise nach Venedig erst viel später, nach Walter Senns Vermutung erst gegen Ende 1582 antrat. Zu diesem Zeitpunkt hatte er seine Abfertigung bereits vermutlich zur Unterstützung seiner verarmten Familie verbraucht. So musste er sich in den Dienst des Senators Piedro Antonio Diedo, eines politisch einflussreichen Mannes begeben, was seiner Absicht, sich musikalisch weiterzubilden, im Wege stand. Erst ein Schreiben seines früheren Dienstgebers Erzherzog Ferdinand an den ihm bekannten Senator sowie eine weitere finanzielle Unterstützung dürften Amons Ausbildung ermöglicht haben. Ob dieser, wie verschiedentlich berichtet, tatsächlich Schüler Andrea Gabrielis sein konnte, ist dokumentarisch nicht belegt. An Hand der Werke, die Amon nach seinem Aufenthalt in Venedig verfasste, kann aber davon ausgegangen werden, dass er die Gelegenheit hatte, sich die Kunst der Venetianischen Schule anzueignen. So finden sich in seinen späteren Werken nicht nur Elemente der franko-flämischen Vokalpolyphonie, sondern auch doppel- und mehrchörige Ansätze wieder, die auf eine solide Kenntnis der Venetianischen Kompositionstechnik hinweisen. Nach seinem frühen, von allen unerwarteten Tod hinterlässt Amon ein umfangreiches kirchenmusikalisches Werk. Zu seinen Lebzeiten waren bereits zwei Sammelbände mit geistlichen Gesängen, einer mit 41 fünfstimmigen Introitus (1582) und ein weiterer mit 30 Motetten (1590) in Druck erschienen. Dazu gab es einen Band mit vier vierstimmigen Messvertonungen, der, um ein Requiem ergänzt, 1588 als Druck herausgegeben wurde. Posthum wurden weitere zwei Sammlungen mit kirchlichen Vokalwerken herausgegeben. Es sind das Breves et selectae quaedam motetae (1593) sowie eine Sammlung von 58 Introitus, 27 geistlichen Gesängen und 8 Sätzen eines unvollendeten Requiems, die Amons Bruder Stephan korrigiert und zusammengestellt hatte. Der 1590 in Druck erschienene Motettenband trägt den Titel Sacrae cantiones, quas vulgo moteta vocant und enthält laut Titel Vokalwerke zu „vier, fünf und sechs Stimmen“. Diesen sind „Kirchliche Hymnen über die Geburt, Auferstehung und Himmelfahrt des Herrn“ angeschlossen. Die Angabe ist insofern unvollständig, als der Band auch zwei sieben und drei achtstimmige Vokalwerke enthält und die Themen nicht alle auf die im Titel angegebenen Lebenssituationen Christi beschränkt sind. So werden auch Themen um den Hl. Stephan, die Bekehrung des Apostels Paul, die Hl. Jungfrau Maria etc. behandelt. Stehen die meisten dieser Themen im Zusammenhang mit der Heiligen Schrift, so ist dieser Zusammenhang in zwei Fällen nicht gegeben. Es sind das die No. XXIII, „Opus manuum tuarum, Domine, ne despicies“, ein Text aus den Soliloquia des Augustinus und ein (vermutlich) eigener Text in No. XXV, „Mundus insanus“, in der Amon als Komponist von einer „verrückten Welt“ Abschied nimmt, um „mit Christus allein zu leben.“ Von musikalischer Seite sind die Cantiones sacrae Amons insofern von großer Bedeutung, da diese Sammlung als erste sowohl franko-flämische als auch venetianische Elemente enthält und diese in einigen Gesängen sogar miteinander verbindet. So trifft man hier auf 18 Gesänge [60 %], die der Vokalpolyphonie der franko-flämischen Schule so nahe stehen, dass sie über eine Fuga als Einleitung verfügen. Die drei achtstimmigen Gesänge am Ende des Bandes sind in Annäherung an den venetianischen Stil doppelchörig angelegt. Im Falle der No. XIX (Cantate Domino canticum novum) wird dieser Stil sogar zum Kriterium eines „Neuen Gesangs“ erhoben. Bei den übrigen Gesängen sind sowohl franko-flämische als auch venetianische Elemente in unterschiedlichem Ausmaß vertreten. So gibt es Ansätze zur Mehrchörigkeit, insbesondere auch in einigen sechsstimmigen [No. XXIII XXV] und in den beiden siebenstimmigen [No. XXVI, XXVII] Gesängen, wobei hier eine eindeutig fixierte Zuordnung der einzelnen Stimmen zu bestimmten Chören nicht möglich ist. In der Behandlung der Stimmführung außerhalb der fugaartigen Imitationen beschreitet Amon konsequent auch eigenständige Wege. Neben verschiedenen polyphonen Elementen wie Engführung, partielle Augmentation, fortlaufende Variation von Soggetti etc. trifft man auch auf homophone oder sogar homorhythmische Abschnitte. In Gustav Schillings Encyclopädie der gesamten musikalischen Wissenschaften (1835) wird Amon als einer der „größten Contrapunktisten“ seiner Zeit beschrieben.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Motette Gesang Renaissance Amon
Autor*innen
Hans Potuzak
Haupttitel (Deutsch)
Die Sacrae cantiones (1590) von Blasius Amon
Paralleltitel (Englisch)
The "Sacrae cantiones" (1590) by Blasius Amon
Publikationsjahr
2019
Umfangsangabe
118 Seiten : Illustrationen, Notenbeispiele
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Herbert Seifert
Klassifikationen
01 Allgemeines > 01.40 Allgemeine Sammelwerke ,
15 Geschichte > 15.34 Europäische Geschichte 1492-1789 ,
20 Kunstwissenschaften > 20.27 Bibel
AC Nummer
AC15563735
Utheses ID
53521
Studienkennzahl
UA | 066 | 836 | |
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