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Die Gerichtsverfahren gegen Dr. Heinrich Gross im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Arzt in der Kindertötungsanstalt "Am Spiegelgrund“
Silvia Mayrhofer
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Lehramtsstudium UF Deutsch UF Geschichte, Sozialkunde, Polit.Bildg.
Betreuer*in
Herwig Czech
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.61430
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-14725.95209.656764-5
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
„Schwachsinn höheren bis höchsten Grades. Genauere Beobachtung auf dem Spiegelgrund notwendig.“, schreibt Dr. Heinrich Gross am 5. März 1942 im Kinderheim St. Josef in Frischau bei Znaim über ein Kind, das sich bis knapp vor dem zweiten Lebensjahr ganz normal entwickelt hat. „angeborener Schwachsinn höchsten Grades (Idiotie)“ ... „eine Einschaltung in einen Arbeitsprozeß [sic] ist auch bei geringster Anforderung nicht zu erwarten“, so lauten schließlich die Eintragungen in die Krankengeschichte von Elisabeth Schreiber, geboren am 9. Oktober 1936, durch Dr. Heinrich Gross, Arzt in der Kindertötungsanstalt „Am Spiegelgrund“, als er am 8. Mai 1942 mit dem Formular B 141 die Meldung an den Reichsausschuss in Berlin schickt. Am 28. September erfolgt durch eine Mitteilung an die Eltern die Schlechtmeldung „wegen einer schweren Darmentzündung mit hohem Fieber. Der Zustand ist besorgniserregend.“ Am 27. und 28. September erhält das Kind Aspirin und Opium, zwei Tage später, am 30. September 1942, stirbt Elisabeth Schreiber um 5.30 Uhr. Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Gerichtsverfahren gegen Dr. Heinrich Gross im Zusammenhang mit seiner ärztlichen Tätigkeit während des 2. Weltkrieges im Rahmen der NS-Kindereuthanasie in der Kinderfachabteilung „Am Spiegelgrund“, wobei die Gerichtsakten des Volksgerichtsverfahrens und des Strafverfahrens des Landesgerichtes für Strafsachen Wien mit dem Mordprozess im Jahr 2000 als Quelle dienen. Neben den Lebensdaten von Dr. Heinrich Gross, der Kindereuthanasie als Teil der NS-Rassenpolitik, der Entnazifizierung und Volksgerichtsbarkeit, der Darstellung des Volksgerichtsverfahrens und des Ehrenbeleidigungsprozesses gegen Dr. Werner Vogt liegt ein weiterer Schwerpunkt in der Beschreibung der medizinhistorischen Forschungsarbeit sowie der verwendeten gerichtsmedizinischen und historischen Gutachten. Nach einer inhaltlichen Darstellung der Schriftstücke aus dem Strafverfahren wird der Gang des Verfahrens mit dem Mordprozess im Jahr 2000 beschrieben. Die Gedenkdokumentation „Die ermordeten Kinder vom Spiegelgrund“ und die Ausstellung „Der Krieg gegen die Minderwertigen“ in der Gedenkstätte Steinhof sind als Zeugnis einer veränderten Gedächtniskultur anzusehen. Sie werden abschließend präsentiert.
Abstract
(Englisch)
“Imbecility of higher to the highest degree. Closer observation at Spiegelgrund necessary.” These are the words of Dr Heinrich Gross on 5th March 1942 in the children’s home St Josef in Frischau near Znojmo to describe a child who had developed normally almost until their second birthday. “congenital imbecility (idiocy)” … “inclusion in any working process is not to be expected, not even with the lowest of requirements”, read the entries in the medical history of Elisabeth Schreiber, born on 9th October 1936. These were written by Dr Henrich Gross, doctor at the children killing facility “Am Spiegelgrund”, on 8th May 1942 in Form B 141, which he sent to the German Imperial Committee. On 28th September her parents receive a negative message “due to severe enteritis with a high fever. The condition is alarming.” The child is administered aspirin and opium on 27th and 28th September, and two days later, on 30th September 1942, Elisabeth Schreiber dies at 5:30 am. This thesis focuses on court proceedings against Dr Heinrich Gross in conjunction with his medical activities during World War II within the National Socialist children’s euthanasia programme at the department of paediatrics “Am Spiegelgrund”. The court records from the people’s court trials and the criminal case at Vienna’s Regional Court for Criminal Matters, the murder trial in 2000, serve as sources. Besides Dr Heinrich Gross’ biography, children’s euthanasia as part of the National Socialist racial policy, denazification and people’s courts, the account of the people’s court case and the trial on defamation of character against Dr Werner Vogt, another focus lies on the description of historical medical research and forensic and historical expert evidence. After the presentation of the content of documents from the criminal case, the course of the murder trial in 2000 will be described. The commemorative documentary “Die ermordeten Kinder vom Spiegelgrund” (“Spiegelgrund’s murdered children“) and the exhibition ”Der Krieg gegen die Minderwertigen“ (“The war against the inferior“) at the Steinhof memorial can be seen as evidence of a changed culture of remembrance. These will be presented as a conclusion to the thesis.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Dr. Heinrich Gross Gerichtsverfahren Am Spiegelgrund Medizinverbrechen Euthanasie Kinderfachabteilung Kindertötungsanstalt Entnazifizierung Gedenkstätte Steinhof
Autor*innen
Silvia Mayrhofer
Haupttitel (Deutsch)
Die Gerichtsverfahren gegen Dr. Heinrich Gross im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Arzt in der Kindertötungsanstalt "Am Spiegelgrund“
Paralleltitel (Englisch)
The court trials against Dr Heinrich Gross in conjunction with his medical career at the children's killing facility "Am Spiegelgrund"
Publikationsjahr
2020
Umfangsangabe
238 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Herwig Czech
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.24 Zweiter Weltkrieg ,
15 Geschichte > 15.38 Europäische Geschichte nach 1945
AC Nummer
AC15607665
Utheses ID
54286
Studienkennzahl
UA | 190 | 333 | 313 |
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