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Schwangerschaft und Mutterschaft - über das Erleben, die Erfahrungen und Phantasien von erstmalig Schwangeren über ihr Leben als Mutter und das ungeborene Kind
Nicole Neuhold
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Bildungswissenschaft
Betreuer*in
Judith Schoonenboom
Mitbetreuer*in
Cornelia Schadler
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.61631
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-21516.21159.255669-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Das Thema der Übergänge im Lebenslauf ist seit ein paar Jahren verstärkt zu einem der Pädagogik und der Bildungswissenschaft geworden (Walther 2014, S. 14). Als einer dieser Übergänge gilt jener zur Elternschaft, wobei dieser in der Literatur oftmals als „normative Krise“ behandelt wird. Der Übergang zur Elternschaft besitzt laut einigen Autoren und Autorinnen Prozesscharakter und ist mit unterschiedlichen psychologischen Phasen verbunden, welche die Schwangerschaft, die Geburt und die ersten Lebensjahre mit dem Kind umfassen (Gloger-Tippelt 1988). Bis in die 70er Jahre war der Übergang zur Elternschaft vor allem in der Psychologie fast ausschließlich aus der Perspektive des Neugeborenen interessant und erst zu Beginn der 80er Jahre etablierte sich eine verlaufsorientierte und systematisch ausgerichtete Forschung zum Übergang zur Elternschaft, in der intrapsychische Vorgänge bei den werdenden Eltern und psychosoziale Faktoren berücksichtigt wurden (Wicki 1997, S. 79). Ausgehend von der lange Zeit unberücksichtigten Perspektive der werdenden Mütter und eine wissenschaftlich dokumentierte Relevanz dieser (z.B. Kaźmierczak und Karasiewicz 2019) wurde in der vorliegenden Arbeit von der Perspektive der werdenden Mutter ausgegangen und es erfolgte eine qualitative sozialwissenschaftliche Untersuchung ihrer Erlebniswelt während der Zeit der Schwangerschaft. Dabei wurde folgende Forschungsfrage verfolgt: „Wie erleben werdende Mütter die erste Schwangerschaft in der gegenwärtigen Zeit, unter besonderer Berücksichtigung der Phantasien, die über das ungeborene Baby entstehen und unter Einbezug von Daniel Sterns Theorie zur Mutterschaftskonstellation (1998)?“ Die Motivation dieser Untersuchung richtet sich an einer umfassenden Beschreibung der Schwangerschaftserlebnisse aus und diese werden im Kontext von psychoanalytischen Annahmen analysiert. Zur Erforschung ihrer Vorstellungs- und Erlebniswelt wurden fokussierte Leitfadeninterviews durchgeführt und die subjektive Sichtweise der schwangeren Frauen ins Zentrum gerückt. Den theoretischen Rahmen bildeten psychoanalytische Theorien und Annahmen, wobei der Theorie der Mutterschaftskonstellation von dem Psychoanalytiker Daniel Stern (1998) besondere Bedeutung zukam, indem die darin festgehaltenen Dimensionen Thema des Lebens und des Wachstums, Thema der primären Bezogenheit, Thema der unterstützenden Matrix und Thema der Reorganisation der Identität in den Interviews und der Diskussion der Ergebnisse hervorgehoben wurden. Diese Themen verhalten sich insofern zur Forschungsfrage, indem Sterns Theorie aussagt, dass diese Gegenstände die erstmaligen Mütter nach der Geburt am stärksten beschäftigen, da diese Bereiche die Umgestaltung der psychischen Struktur prägen, aber es bleibt die Frage offen, ob diese Themen auch während der Schwangerschaft bei den werdenden Müttern sichtbar werden und wie sich diese gestalten. Stern leugnet zwar nicht, 225 dass sich Vorläufer dieser Konstellation schon vor der Geburt des ersten Kindes bei der werdenden Mutter zeigen können, allerdings fokussiert er diese Zeit hinsichtlich der Mutterschaftskonstellation nicht (Stern 1998, S. 213). Die Auswertung erfolgte unter Anwendung von Kuckartz Methode der inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse (2018). Zu den Ergebnissen kann gesagt werden, dass sich alle Themen der Mutterschaftskonstellation nach Daniel Stern (1998) in den Interviews finden ließen und besonders häufig das Thema des Lebens und des Wachstums und das Thema der unterstützenden Matrix auftauchten. Zu den wichtigsten Ergebnissen zählt die Gegebenheit, dass die Schwangeren eine Vielzahl an mitunter ambivalenten Gefühlen durchleben, besonders zu Beginn der Schwangerschaft und nach Erhalt der Nachricht über diese. Als bedeutend gelten im Laufe der Schwangerschaft die Erlebnisse mit dem Ultraschall bei ärztlichen Untersuchungen, da bei diesen der Herzschlag des Babys gehört und dieses visuell gesehen werden kann. Diese Erfahrungen scheinen zudem einige Phantasien zum Baby anzuregen und Vorstellungen dieser Art führen den Interviews zufolge zu positiven Gefühlen bei den werdenden Müttern. Weiters konnte die Thematik der Kontrolle als ergänzender Faktor bei den Ergebnissen gefunden werden, indem die Schwangeren in vielerlei Kontexten in Bezug auf die Schwangerschaft das Gefühl haben, die Kontrolle über ihren Körper und die zukünftigen Entwicklungen mit dem Kind zu verlieren. Aufgrund dieser Forschung lässt sich erkennen, dass speziell die erste Schwangerschaft dabei schwer zu kontrollieren scheint, auch wenn es Ressourcen der Kontrolle gibt wie ärztliche Untersuchungen oder das Einholen von Informationen über die Schwangerschaft und die Mutterschaft. Genaue Vorbereitungen der werdenden Mütter auf die Geburt und die Erziehung des Kindes können dabei als Maßnahmen verstanden werden, diesem Kontrollverlust entgegenzuwirken. Diese Ängste über den Kontrollverlust können auch eine Verbindung mit den Ängsten vor dem Tod oder einer Behinderung des Kindes aufweisen. Es zeigt sich, dass das Überleben und die Gesundheit des Kindes im Zentrum der Gedanken der werdenden Mütter stehen, wie dies Daniel Stern in seiner Theorie zur Mutterschaftskonstellation (1998) für die Zeit nach der Geburt vermutet. Insofern kann entsprechend der Ergebnisse davon ausgegangen werden, dass sich die vier genannten Themen nach Stern (1998) auch schon in der Zeit der Schwangerschaft finden lassen, wie dies von ihm angedeutet, aber nicht näher beschrieben wird.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Pregnancy Motherhood Fantasies Experiences Motherhood Constellation Content Analysis
Schlagwörter
(Deutsch)
Schwangerschaft Mutterschaft Phantasien Erlebnisse Mutterschaftskonstellation Inhaltlich strukturierende Inhaltsanalyse
Autor*innen
Nicole Neuhold
Haupttitel (Deutsch)
Schwangerschaft und Mutterschaft - über das Erleben, die Erfahrungen und Phantasien von erstmalig Schwangeren über ihr Leben als Mutter und das ungeborene Kind
Publikationsjahr
2020
Umfangsangabe
225 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Judith Schoonenboom
Klassifikationen
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.99 Sozialwissenschaften allgemein: Sonstiges ,
80 Pädagogik > 80.20 Teilgebiete der Pädagogik ,
80 Pädagogik > 80.99 Pädagogik: Sonstiges
AC Nummer
AC15682369
Utheses ID
54472
Studienkennzahl
UA | 066 | 848 | |
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