Detailansicht

Von Schmähführern und Schmähführerinnen
eine qualitative Befragung österreichischer KarikaturistInnen, KolumnistInnen und FernsehkabarettistInnen
Bettina Figl
Art der Arbeit
Magisterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Susanne Kinnebrock
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.6064
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29236.27486.438366-5
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Geschlechtsspezifische Humorforschung blickt auf eine lange Tradition zurück – doch in der humorspezifischen KommunikatorInnenforschung gibt es in Österreich bislang kaum Untersuchungen. Daher leistet diese Arbeit einen Beitrag zur Klärung folgender Frage: Welche Bedeutung haben Frauen als sozial handelnde und humorproduzierende Personen in Österreichs Medien und inwiefern tragen sie dazu bei, dass Gender und Macht konstruiert bzw. dekonstruiert werden? Diese Arbeit orientiert sich vor allem an den Theorien der Gender sowie Cultural Studies und knüpft an bereits durchgeführte KommunikatorInnenstudien an (vgl. Kaltenbrunner 2007/2008; Knieper 2002). Ausgangspunkt für meine Hypothesen und Überlegungen war die Beobachtung, dass in österreichischen Medien hauptsächlich Männer aktuelles Zeitgeschehen humoristisch kommentieren. Mittels einer eigens durchgeführten pressestatistischen Bestandsaufnahme österreichischer Fernseh- und Printmedien hinsichtlich Personen, die dort mit humoristischen Inhalten mit aktuellem Bezug befasst sind, sowie ExpertInneninterviews konnte gezeigt werden, dass sich dieser Eindruck bewahrheitet. Aus den Interviews, die mit acht KolumnistInnen, FernsehkabarettistInnen und KarikaturistInnen durchgeführt wurden, resultierten Erklärungsversuche für diese Ungleichheit. Sie legen nahe, dass es für Frauen schwieriger ist, als Humorproduzentinnen aufzutreten, da von ihnen immer noch erwartet wird, dem traditionellen Weiblichkeitsklischee zu entsprechen. Dass sich Frauen weniger für Politik interessieren und sie sich deshalb weniger mit der humoristischen Kommentierung aktueller Geschehnisse beschäftigen, konnte nicht gezeigt werden: Alle befragten Kommunikatorinnen beschäftigen sich auch mit Politik, wobei sich ihre Herangehensweise von der ihrer Kollegen oftmals unterscheidet. Ihr Zugang ist persönlicher und alltagsnäher. Vielfach setzen sie sich mit „weicheren“ Politikthemen (Bildungspolitik, Sozialpolitik, Genderproblematik,…) auseinander – wobei ihnen diese Themen auch verstärkt zugewiesen werden. Bemerkenswert ist, dass männliche und weibliche HumorproduzentInnen grundsätzlich vieles gemeinsam haben: Das zeigt sich vor allem in der Themenauswahl und der Funktionsweise ihres Humors. Wesentliche Unterschiede bestehen darin, dass sich „Frauenhumor“ seltener gegen Minderheiten richtet und weniger stark über Schadenfreude funktioniert. Stattdessen arbeiten Kommunikatorinnen offenbar vermehrt mit Rollen oder Figuren und solidarisieren sich stärker mit den RezipientInnen. Dass Humor und Macht eng verknüpft sind, konnte in dieser Arbeit auf mehreren Ebenen gezeigt werden: Einerseits unterliegen die humoristischen Medieninhalte dem Einfluss von ArbeitgeberInnen, PolitikerInnen und EigentümerInnen. Andererseits gibt es rechtliche Rahmen, innerhalb derer sich die KommunikatorInnen bewegen müssen, und formale wie institutionelle Barrieren, die sie einschränken und behindern. Im Fernsehkabarett machen sich institutionelle Barrieren etwa dadurch bemerkbar, dass fast ausschließlich bereits bekannte KabarettistInnen Zugang finden – oftmals, indem sie gefragt werden, ob sie partizipieren wollen. Seilschaften und Beschränkungen, wie zum Beispiel bei der ORF-Sendung Was gibt es Neues, bei der immer nur eine Frau und vier Männer eingeladen werden, erschweren den Zugang für Frauen zusätzlich. Außerdem gibt es – im Fernsehen wie im Printbereich – definitiv eine gläserne Decke zum „Humor-Ressort“, unter anderem, da die humoristische Kommentierung sehr stark mit Prestige verknüpft ist. Darüber hinaus zeigte sich, dass es nicht zuletzt von den KommunikatorInnen selbst abhängt, ob sie Gender konstruieren, etwa indem sie sich als „weibliche Frau“ oder „männlicher Mann“ präsentieren, oder aber diese Kategorien dekonstruieren. In dieser Arbeit wurde davon ausgegangen, dass Medien an der (Re)produktion von Geschlechterkonstruktionen maßgeblich beteiligt sind, indem sie Konzeptionen von Männlich- und Weiblichkeit verdichten, stereotypisieren und diese Normen – nicht realitätsgetreu – wiedergeben. Dies lässt den Schluss zu, dass Kommunikatorinnen dadurch, dass sie als „Schmähführerinnen“ in den Medien auftreten, dazu beitragen, dass mit dem Klischee der unwitzigen Frau gebrochen wird.
Abstract
(Englisch)
Since there has been hardly any research on humor communicators in the Austrian media, this paper represents a contribution to this field of study. It concerns itself with the question of women’s significance as social acting and humor producing individuals within the Austrian media landscape and looks at the ways they construct or deconstruct discourses of gender and power. This paper theoretically focuses on gender studies and cultural studies, as well as on communicator studies (Kaltenbrunner et al. 2007/2008; Knieper 2002). Austrian newspapers and TV-programs were analysed in order to investigate the possible domination of male communicators (columnists, comedians and cartoonists) commenting humorously on daily or up-to-date events. Afterwards, eight interviews with communicators took place. Threw the process of interviewing the communicators and analysing national media, this thesis could be verified – but how come that there is this dissimilarity, as almost half of Austria’s journalists are females (42 percent, vgl. Kaltenbrunner et al. 2007: 18f)? The interviewees offered some attempts of explanations: It was said to be harder for women to act as humor producing communicators, because they are still struggling to fulfil the traditional cliché of females, which is not consistent with “humor”. Another assumption was the possibility that women are generally less interested in politics and thus less involved in humorously commenting on up-to-date events. But all of the interviewed females do comment on politics. Yet their approach to political debates is different: it is more personal and closer to everyday life, often dealing with “softer” political issues (e.g. social and education politics, gender topics). On the other hand, the interviewed women were also more likely to be assigned to cover these topics. Strikingly, female and male humor communicators have a lot in common; similarities can be seen in their selection of topics as well as in the way their humor works. Only Schadenfreude and humor attacking minorities seems to be less common with women, who tend to work more with roles and figures as well as they solidarize with recipients more often than their male colleagues. What could be verified in this paper was that humor is very much attached to power. This is shown on different levels: The humorous topics are influenced by labour relations, politicians and owners. Additionally, there are regulatory frameworks and formal as well as institutional barriers. Especially TV-cabaret does have high institutional barriers; only well known comedians have access to TV shows and are asked to participate. Male insider relationships and restrictions concerning the number of women participating in comedy shows make it even harder for women to appear – humorously – on TV. An example would be the TV-show “Was gibt es Neues” allowing only one woman to be on the show – next to four men. It seems that there is a glass ceiling of the “humor resort”, which is further fuelled by its strong attachment of prestige. It could also be shown that communicators play an important role in constructing and deconstructing gender by presenting themselves as “male men” or “female women”. Media compresses knowledge as well as stereotypes and participates in reproducing categories of gender. If, in that context, female communicators do display their humor in the media by being “Schmähführerinnen” contribute to breaking with the cliché of the unfunny woman. (“Schmähführen” is an Austrian term for “joking” mainly practiced in exclusive male circles; therefore it seems to fit very well in the context of media, humor and power and was chosen as title of this paper.)

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
humor humour power communicators journalism
Schlagwörter
(Deutsch)
Humor Medien KommunikatorInnen Journalismus Macht
Autor*innen
Bettina Figl
Haupttitel (Deutsch)
Von Schmähführern und Schmähführerinnen
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine qualitative Befragung österreichischer KarikaturistInnen, KolumnistInnen und FernsehkabarettistInnen
Paralleltitel (Englisch)
About "Schmähführer" and "Schmähführerinnen"
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
245 S. : Ill., graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Susanne Kinnebrock
Klassifikationen
05 Kommunikationswissenschaft > 05.00 Kommunikationswissenschaft: Allgemeines ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.04 Ausbildung, Beruf, Organisationen ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.20 Kommunikation und Gesellschaft ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.30 Massenkommunikation, Massenmedien: Allgemeines ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.33 Pressewesen ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.36 Fernsehen
AC Nummer
AC08141616
Utheses ID
5449
Studienkennzahl
UA | 066 | 841 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1