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Sprachphilosophie bei Moses Mendelssohn
Alexandra Chava Seymann
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Klaus Samuel Davidowicz
DOI
10.25365/thesis.6160
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29681.59870.277155-4
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
In dieser Arbeit wird der Versuch unternommen, Moses Mendelssohns aufklärerische Schrift "Jerusalem oder über religiöse Macht und Judentum" unter sprachphilosophischen Vorzeichen zu analysieren und interpretieren. Die Hauptthese besteht in der Behauptung, dass Mendelssohn vor allem in diesem Werk eine spezielle Sprachphilosophie entfaltet, die sich durch ihre Stellung im Dazwischen
auszeichnet und für seinen Begriff vom Judentum wie auch seine Argumente für Gewissensfreiheit und Toleranz unabdingbar ist.
Nach einer gründlichen Analyse der Argumentationsketten in "Jerusalem" werden die für die Aufklärung maßgeblichen sprachphilosophischen und zeichentheoretischen Konzeptionen in ihrem Einfluss auf die Mendelssohnsche Theoriebildung untersucht, wie zum Beispiel bei Leibniz, Condillac oder Rousseau. Dann werden die Spezifika seiner Theorie präsentiert, die sich - in postmoderner
Terminologie - als dekonstruktive Bewegung zwischen den Polen logozentristischer Tradition und Grammatologie erweisen. Durch die einzigartige Betonung von Schriftlich- und Zeichenhaftigkeit neben einem tiefgreifenden Sprachskeptizismus ergibt sich als tragende Figur von Mendelssohns Sprachphilosophie das methodische Paradoxon. Neben seiner speziellen Bewertung des Schriftlichen als unhintergehbar für das menschliche Denken zeigt sich ein besonderes Verständnis des Handlungsbegriffs, der als alternatives Repräsentationsmodell, das als Zeremonialgesetz den Kern des Judentumtums ausmacht, dargelegt wird.
Als wesentliche Beispiele neuerer Interpretationen in der Mendelssohn-
Forschung werden David Martyn und Carola Hilfrich vorgestellt, die den
sprachphilosophischen Aspekt in Jerusalem vorrangig behandelt haben. Ihre mitunter radikalen Thesen werden miteinander und mit Mendelssohns Text verglichen, immer auch im Hinblick nicht nur auf das theoretische Gebäude, das er entwirft, sondern vor allem die praktischen Konsequenzen, die sich daraus für die Gesellschaft und Politik ergeben. "Jerusalem" ist ein Plädoyer für Toleranz und eine vernünftige Ausgestaltung der Felder Staat und Religion in ihren Berührungspunkten und ihren Grenzen, mit dem Hauptziel, das Judentum als einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft kompatibel zu beweisen. Diese Positionierung geschieht mit Hilfe naturrechtlicher und vertragstheoretischer Argumente ebenso wie durch sprachtheoretische
Begründung. So wird das Judentum als eine einzigartige Form von Verfassung dargestellt, die sich mit der vernunftbasierten natürlichen Religion bestens verträgt. Durch seine Behandlung einer spezifischen „mosaischen Semiotik“, die als eine nonverbale und daher dem idolatrischen Risiko der Hypostasierung entgehende Zeichenordnung verhandelt wird, wie auch seine Repräsentationskritik im allgemeinen, die Aufklärung selbst nicht aussparenden Sinn lässt sich bei Mendelssohn eine alternative, dem Pluralismus Rechnung tragende Methode von Kommunikation gewinnen, die im Besonderen für jedes interkulturelle Gespräch von Nutzen sein kann.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Moses Mendelssohn Sprachphilosophie Jerusalem
Autor*innen
Alexandra Chava Seymann
Haupttitel (Deutsch)
Sprachphilosophie bei Moses Mendelssohn
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
79 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Klaus Samuel Davidowicz
AC Nummer
AC07746320
Utheses ID
5536
Studienkennzahl
UA | 379 | 296 | |