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Abfallverhalten von geflüchteten Menschen aus Syrien, die in Wien leben
Flavia Forrer
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Internationale Entwicklung
Betreuer*in
Helmuth Hartmeyer
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.62663
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-16300.37799.776267-1
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Masterarbeit hat zum Ziel, Integration mit Abfall zu verbinden. Beides sind aktuelle Themen, die getrennt voneinander im öffentlichen Diskurs sowie in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen viel Aufmerksamkeit erleben. Dabei wird Abfall nicht nur als technische, sondern auch als soziale und politische Herausforderung gesehen. In Österreich sollen die wachsenden Hausmüllmengen unter anderem mit der Förderung von Abfallvermeidung und Recycling bewältigt werden. Die Abfallbehandlung in der MENA-Region (Middle East Northern Africa) wiederum unterscheidet sich stark von der europäischen: Meist wird Abfall unbehandelt und ungetrennt auf Deponien verbracht. Der Migrationsdiskurs erhielt in den Jahren 2015/2016 besonderen Aufschwung, als zehntausende Menschen vor allem aus den vom Krieg gezeichneten Ländern Afghanistan, Syrien und Irak nach Europa flohen. Die Menschen, die in Österreich blieben, sollten ‚integriert‘ werden. „Integration durch Leistung“ lautet das Integrationsverständnis der ÖVP, eine der aktuell regierenden Parteien in Österreich. Während sogenannter Integrationsmaßnahmen wie Deutsch- oder Wertekursen lernen die Geflüchteten die Gewohnheiten des Landes kennen – darunter auch die getrennte Sammlung von Müll oder Abfall im öffentlichen Raum. Diese Masterarbeit fragt nach dem Abfallverhalten von geflüchteten Menschen, die in Wien leben. Mittels Leitfadeninterviews und anschließender Auswertung anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse wird erörtert, inwiefern geflüchtete Menschen sich das österreichische Abfallsystem zu eigen gemacht haben. Insgesamt werden neun Interviews mit Personen aus Syrien durchgeführt. Die vier Themen sind die Abfallwirtschaft in Syrien, Abfallwissen respektive -kommunikation, Abfalltrennung sowie dessen Vermeidung. Aus der Befragung können folgende Schlüsse gezogen werden: Erstens scheinen in Syrien Mehrweg-Behälter und Erhaltungskultur (noch) nicht Einwegverpackungen und Obsoleszenz gewichen zu sein. In Anbetracht dessen, dass im Globalen Norden die langjährige Instandhaltung von Waren ein erwünschtes, aber unerreichtes Ziel ist, ist die Entwicklungszusammenarbeit in der MENA-Region im Bereich Abfallwirtschaft kritisch zu hinterfragen. Zweitens stellt Abfall für die Befragten nicht nur ein Umwelt-, sondern vor allem auch ein Gesundheitsproblem dar. Drittens wird bei der getrennten Abfallsammlung eine Kluft zwischen Bewusstsein und dem tatsächlichen Handeln ermittelt. So geben die meisten Befragten an, dass die Abfalltrennung wichtig für den Umweltschutz ist, jedoch trennen sie privat nur wenige Altstoffe. Zuletzt scheinen die befragten geflüchteten Menschen über besondere Fähigkeiten in der Vermeidung von Abfall zu verfügen. Selbst wenn dieses Verhalten unter anderem finanziell motiviert ist, kann trotzdem die Frage gestellt werden, ob und wie die österreichische, großteils konsumorientierte Gesellschaft vom Know-How der geflüchteten Menschen in Sachen Abfallvermeidung profitieren kann.
Abstract
(Englisch)
The aim of this master thesis is to combine the topics integration and waste. Both are current issues, which receive a lot of attention separately from each other in public discourses as well as in different scientific disciplines. Waste is not only a technical, but also a social and political issue. In Austria, the growing quantity of domestic waste shall be managed by promoting waste prevention and recycling. In turn, waste treatment in the MENA region (Middle East Northern Africa) is different from Europe: Most of the waste is untreated disposed on landfills. Recycling rarely takes place. Migration has been widely discussed in the years of 2015/2016, when tens of thousands of people fled to Europe – particularly from war-torn Afghanistan, Syria and Iraq. People, who decided to stay in Austria, should get ‚integrated‘. However, what does ‚integration‘ actually mean? The term is controversial. One of the currently ruling parties in Austria, the ÖVP, considers the meaning of integration as follows: „Integration through effort.“ Syrian refugees get to know the habitualities of the country during the procedure of integration. They are obliged to complete German or/and so-called value courses, which include the separate collection of waste or waste in public spaces. This master thesis asks about the personal waste treatment of refugees. By means of surveys and a subsequent evaluation based on the qualitative content analysis, it discusses to what extent Syrian refugees living in Vienna are implementing the Austrian waste system in their daily life. A total of nine interviews are carried out with people from Syria. The four topics of the questionnaire are: waste management in Syria, waste knowledge/communication, recycling and waste prevention. The following conclusions can be drawn from the survey: Firstly, in Syria reusable packaging and longtime maintenance of goods instead of disposable packaging and obsolescence seem to be (still) actual practice. Considering that long-term preservation of products is a desirable, but surpassing goal in the Global North, development aid in waste management in the MENA region should be called into question. Secondly, waste appears to pose not only a challenge for environment, but also for health. Thirdly, a gap between awareness and actual action in separate waste collection can be identified. Most of the questioned refugees state that waste separation is important for environmental protection, but they only separate a few substances at home. Last but not least, the refugees interviewed seem to have outstanding abilities to avoid waste. Even though this behavior is also financially motivated, the question is whether and how Austrian society, which is largely oriented by consumerism, could potentially benefit from the know-how of refugees in waste prevention.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
waste migration integration
Schlagwörter
(Deutsch)
Abfall Migration Integration Syrien Fluchtmigration Abfallverhalten
Autor*innen
Flavia Forrer
Haupttitel (Deutsch)
Abfallverhalten von geflüchteten Menschen aus Syrien, die in Wien leben
Publikationsjahr
2020
Umfangsangabe
92 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Helmuth Hartmeyer
Klassifikation
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.99 Sozialwissenschaften allgemein: Sonstiges
AC Nummer
AC15746967
Utheses ID
55377
Studienkennzahl
UA | 066 | 589 | |
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