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"Das dümmste Geschwätz und das erbärmlichste Lied können Wunderdinge ..."
Sprechakte in Franz Michael Felders Roman "Sonderlinge"
Birgit Feierl
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Arno Dusini
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.6215
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29781.87459.887965-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine umfassende Textbetrachtung von Franz Michael Felders Roman „Sonderlinge“. Dieser Roman, an dem der Dichter von (Ende) 1862 bis (Mai) 1866 - so lange wie an keinem anderen Werk - gearbeitet hat und der zugleich den literarischen Durchbruch (auch jenseits der Landesgrenzen) darstellt, markiert einen für Franz Michael Felder unerhört wichtigen Lebens- und Schaffensabschnitt. Es war höchste Zeit, sich diesem außergewöhnlichen literarischen Werk in einer umfassenden und dem Text gerecht werdenden Betrachtung zu widmen. Ausgehend von den Grundanliegen der Sprechakttheorie geht die Untersuchung der Bedeutung und dem Wesen des Sprechens und der „Kraft“ des gesagten Wortes in diesem literarischen Text des österreichischen Schriftstellers, der 1839 in Vorarlberg (Schoppernau) geboren und 1869 ebendort verstorben ist, nach. Der Grundgedanke der Untersuchung stützt sich auf die These Gérard Genettes, dass ein literarischer Text als Sprechakt (ersten Grades) seines Autors verstanden werden kann. Dieser enthalte seinerseits weitere Sprechakte, die Genette als Sprechakte zweiten, dritten oder höheren Grades bezeichnet. Diese Annahme gibt - in modifizierter Form - auch den logischen Aufbau der Arbeit vor: Nachdem in den ersten, hinführenden Kapiteln (vgl. Kapitel 1 bis 4) auf den Schriftsteller, seine Bedeutung für die österreichische Literaturgeschichte und seine Art des Schreibens eingegangen wird sowie die Grundanliegen der Sprechakttheorie erklärt werden, wird der Text (vgl. Kapitel 5) - auf der ersten Ebene - als Sprechakt seines Autors (als Sprechakt ersten Grades) analysiert. Dies evoziert freilich die Frage nach den möglichen Schreibintentionen des Autors bzw. der illokutionären Rollen des Textes. Auch ist konsequenter Weise dem Aspekt der perlokutionären Wirkung dieses einen Sprechaktes nachzugehen. Das Kapitel über die Sprechakte des Erzählers der „Sonderlinge“ (vgl. Kapitel 6) beleuchtet dessen Strategien. Dieser Erzähler zeichnet konsequenter Weise für den Sprechakt zweiten Grades verantwortlich, er wurde sozusagen vom Autor auserwählt, die Geschichte zu gestalten - und von daher sind ihm auch sämtliche weitere Sprechakte zuzuschreiben. Dieser Abschnitt bildet gleichzeitig auch das analytische Herzstück der vorliegenden Arbeit und ist zugleich eine Art autorenspezifisches „Lexikon“ zu Felders Roman: In umfangreichen Tabellen sind alle darin vorkommenden (vom Erzähler für das Sprechen in seinen vielfältigsten Formen verwendeten) Verba dicendi und Ausdrücke kommunikativer Semantik (in ihrem Kontext) dargestellt. Sie wurden aus dem literarischen Text isoliert, allerdings nicht, um sie gemäß ihren Paradigmen oder semantischem Gehalt systematisch zu kategorisieren, sondern um die Fülle der Namen - es sind insgesamt 716 verschiedene Ausdrücke - aufzuzeigen, die das Sprechen benennen. Diese Wortschatzuntersuchung stützt die Hauptthese der Arbeit, dass Franz Michael Felder, der beinahe blind war, ein außergewöhnliches Ohr für das Sprechen der Leute in seinem Umfeld hatte und dieses literarisch nachzubilden versuchte. Auf einer dritten Ebene (vgl. Kapitel 7) erfolgt schließlich, auf der Basis dieser sprachlichen Analyse nachvollziehbar, eine Interpretation der sprechenden und auf diese Weise handelnden Figuren und ihrer spezifischen Sprechakte. Dadurch entsteht auch ein realistischer Eindruck davon, in welchem Kontext oder in welcher konkreten Lebenssituation es innerhalb des so gezeichneten bäuerlichen Dorflebens möglich und überhaupt erlaubt ist, sich offen mitzuteilen und welche Taktik die Sprecher verfolgen, sei es das Karessieren, die Lüge, die Verleumdung oder das manipulierende Durchsetzen des eigenen politischen oder vermeintlich frommen Ziels. Ob die Romanfiguren eine Art Abbild des zeitgenössischen Umfeldes des Autors sind oder ob der Erzähler sie im Zuge eines poetischen Idealisierungsprozesses mit gleichsam neu erfundenen Sprech- und Handlungsfähigkeiten ausstattet: Er zeigt sie primär als miteinander Kommunizierende und sprechend Handelnde.
Abstract
(Englisch)
The thesis at hand contains an comprehensive examination of the text in Franz Michael Felder’s novel „Sonderlinge“ (eccentrics). This novel, which the writer wrote from the end of 1862 until May 1866, the longest it ever took him to complete an opus, marks a very important and creative period in his life as well as his international literary break-through. It was high time this extraordinary literary work and its text were done justice in a comprehensive review. The analysis is based on the fundamental concerns of speech act theory and traces meaning and the essence of speech and the “force“ of the spoken word in this literary text of Franz Michael Felder, an Austrian writer who was born in Vorarlberg (Schoppernau) in 1839 and died ibidem in 1869. The basic idea of this examination draws upon Gérard Genette’s assumption that a literary text can be understood as a speech act (of the first degree). This includes further speech acts, which Genette describes as speech acts of the second, third or higher degree. This assumption, purports — in a modified way — the logical composition of this thesis: the first preliminary chapters (comp. chapter 1 to 4) deal with the writer, his significance for the Austrian history of literature and his way of writing as well as explaining the fundamental concerns of the speech act theory. Thereafter the text (comp. chapter 5) is analysed — on the first level — as a speech act of the author. This naturally evokes the question of the writers literary intentions or rather the illocutionary roles of the text. As a consequence one has to look into the aspect of perlocutionary effect of this speech act. The chapter (comp. chapter 6) about the speech acts of the „Sonderlinge’s“ narrator highlights his strategies. Consequently, the narrator is held accountable for the second level speech act, as a matter of fact he was chosen by the author to shape the story, therefor all further speech acts are ascribed to him. This section composes the analytical core of this work and is at the same time a form thesaurus specific to Felder’s novel: extensive tables illustrate all occurring expressions of communicative semantics (within their context). They have been isolated from the literary text not to categorise them concerning their paradigms or their semantic content, but to depict the amplitude of terms for speech, there are 716 expressions in total. This analysis of lexis supports the main assumption of this thesis, that Franz Michael Felder, who was almost blind, had an unusual sense for speech patterns people in his environment used and tried to replicate these in his literary work. In conclusion — on a third level — an interpretation of the speaking and thus acting characters and their intrinsic speech acts is carried out, comprehensible on the basis of this linguistic analysis. Therefore a realistic impression of the context and palpable situation, depicted in rural village life, is created, in which it was possible and at all permitted to communicate openly and revealing the tactics the speakers pursue, may it be by charming, lying, defaming or through manipulative assertion of their own political or supposedly pious goal. Whether the protagonists represent a depiction of the contemporary environment of the author or whether the narrator, in a process of poetic idealisation, endows them with newly invented speech and ability to act: he primarly shows them as communicators and speech agents.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Franz Michael Felder Speech act Speech act theory "Sonderlinge" Verba dicendi Speech act verbs
Schlagwörter
(Deutsch)
Franz Michael Felder Sprechakt Sprechakttheorie "Sonderlinge" Verba dicendi Sprechaktverben
Autor*innen
Birgit Feierl
Haupttitel (Deutsch)
"Das dümmste Geschwätz und das erbärmlichste Lied können Wunderdinge ..."
Hauptuntertitel (Deutsch)
Sprechakte in Franz Michael Felders Roman "Sonderlinge"
Paralleltitel (Englisch)
Speech acts in Franz Michael Felders novel "Sonderlinge"
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
507 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Arno Dusini ,
Franz Patocka
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.40 Angewandte Sprachwissenschaft: Allgemeines ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.70 Literaturwissenschaft: Allgemeines
AC Nummer
AC05041039
Utheses ID
5586
Studienkennzahl
UA | 092 | 332 | |
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