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Contributions to ideology-critique of neoclassical economics
on the apologetic tendencies of neoclassical explanation
Potjeh Stojanovic
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Volkswirtschaftslehre
Betreuer*in
Konrad Podczeck
DOI
10.25365/thesis.63276
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-24400.91639.207359-7
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Ideologiekritik als eine bestimmte Form der Kritik geht über reine Methodenkritik hinaus. Sie verlangt danach, ihr Objekt der Kritik, die Ideologie, gesellschaftlich zu verorten. Demnach besteht sie immer aus zwei Aspekten. Einerseits ist Ideologie als kausal aus den gesellschaftlichen Verhältnissen zu verstehen. Andererseits gilt es die Notwendigkeit ideologischen Denkens für die Existenz dieser Verhältnisse zu zeigen. Vernünftige Ideologiekritik kritisiert demnach immer sowohl die Ideologie, also das verformte Denken, als auch die dafür ursächlichen gesellschaftlichen Verhältnisse. In dieser Arbeit zeige ich die apologetischen Tendenzen neoklassischer Methodik, dem Gleichgewicht, welches wesentlich mit dem Konzept des Marktes und dem rationalen Individuum zusammenhängt. Dies verlangt nach einer historischen Definition des Gegenstands der Kritik. Dementsprechend muss die Vorstellung der sozialen Harmonie als über den Markt hergestelltes Resultat individuellen freien Güteraustausches als ihre geschichtliche Logik begriffen werden. Der neoklassische Selbstanspruch einer Wissenschaft, die positive von normativer Analyse trennt, also einer wertfreien Wissenschaft, kann nicht aufrechterhalten werden. Die inhaltliche Logik der sozialen Harmonie entspricht methodisch dem Erklärungskonzept des Gleichgewichts, eines ewigen Zustands gleichgewichtiger Kräfte. Gleichzeitig ist das Gleichgewicht eine methodologische Notwendigkeit. Erklärungen anhand des Gleichgewichtskonzepts und seiner angeblich universellen Anwendbarkeit sind zwanghaft, sie pressen das zu erklärende Phänomen notwendigerweise in eine bestimmte, ihm womöglich unangemessene, Form. Selbst die kritischsten Auslegungen neoklassischer Erklärung sind systematisch nicht in der Lage über das Bestehende hinaus zu denken und tendieren dazu, es zu rechtfertigen. Nichtsdestotrotz, macht es einen wesentlichen Unterschied, ob neoklassische Erklärung darin besteht, beobachtete Phänomene zu rationalisieren oder die logische Intelligibilität hypothetischer Welten zu untersuchen. Letztlich enthält jedoch jede Erklärung Aspekte von beidem, wogegen eine vernünftige Vermittlung beider Zugänge in der Neoklassik nicht gegeben ist. Diese ausstehende Vermittlung verlangt nach einer technokratischen Lösung. Entweder besteht Erklärung darin, das Bestehende zu rationalisieren und damit ganz grundsätzlich zu rechtfertigen. Oder aber darin, eine hypothetische Welt rational zu konstruieren, die keine Korrespondenz mit der Erfahrungswelt hat, in welchem Fall die technokratische Lösung darin besteht, die notwendigerweise wünschenswerte Modellstruktur der tatsächlichen, defizitären Welt aufzuzwingen.
Abstract
(Englisch)
Ideology-critique as a specific mode of critique goes beyond mere methodological critique and requires to situate its object within societal relations. It deals with two dimensions: identifying an ideology‘s causal production by underlying societal relations and its necessity for their existence. Hence, if successful, critique of ideology entails a critique of the underlying relations. In this thesis I show that the neoclassical explanatory mode of equilibrium, which is fundamentally tied to the concept of the market and the rational self-interested individual, has strong apologetic tendencies. This can only be shown by defining neoclassical economics historically in its relation to capitalist society. The historical rationale behind the development of neoclassical economics is the notion of social harmony achieved by mutually beneficial exchange on markets. The self-proclaimed dichotomy of positive and normative economics and the supposedly value-free approach of the neoclassical method is shown to be indefensible. The substantive historical rationale of social harmony, hence the elimination of any social or class conflict, corresponds methodologically to the explanatory mode of equilibrium, which constitutes an eternal situation of balanced forces. Equilibrium, at the same time, is a methodological necessity. Explanation in terms of equilibrium and its supposed universal applicability is coercive since it forces a specific form upon every phenomenon it seeks to explain. Even in its most critical interpretations, neoclassical explanation systematically cannot think beyond the status quo and tends to justify it. Nevertheless, I show, that it differs whether neoclassicals aim to explain actually observed phenomena or consider the intelligibility of hypothetical worlds instead. In the end, both aspects are present in any explanation. Serious mediation between them, however, is missing systematically, which in turn invokes an active role for technocracy. Either an explanation consists of rationalizing an observed phenomenon, in which case an explanation immediately is apologetic of that phenomenon. Or, on the other hand, an idealized hypothetical model-world does not correspond to empirical reality, in which case the technocrat’s task is to force the necessarily desirable model structure upon the actual world.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Ideology-Critique Political Economy Neoclassical Economics Methodology of Economics Philosophy of Economics
Schlagwörter
(Deutsch)
Ideologiekritik Politische Ökonomie Neoklassik Methodenkritik Wissenschaftskritik Philosophie der Volkswirtschaftslehre
Autor*innen
Potjeh Stojanovic
Haupttitel (Englisch)
Contributions to ideology-critique of neoclassical economics
Hauptuntertitel (Englisch)
on the apologetic tendencies of neoclassical explanation
Paralleltitel (Deutsch)
Beiträge zur Ideologiekritik der Neoklassik : zu den Apologetischen Tendenzen Neoklassischer Erklärung
Publikationsjahr
2020
Umfangsangabe
96 Seiten
Sprache
Englisch
Beurteiler*in
Konrad Podczeck
Klassifikationen
08 Philosophie > 08.45 Politische Philosophie ,
83 Volkswirtschaft > 83.00 Volkswirtschaft: Allgemeines ,
83 Volkswirtschaft > 83.01 Geschichte der Volkswirtschaft ,
83 Volkswirtschaft > 83.02 Philosophie und Theorie der Volkswirtschaft ,
83 Volkswirtschaft > 83.03 Methoden und Techniken der Volkswirtschaft ,
83 Volkswirtschaft > 83.20 Wirtschaftssysteme: Allgemeines ,
83 Volkswirtschaft > 83.22 Sozialistische Wirtschaftslehre, Marxistische Wirtschaftslehre ,
89 Politologie > 89.05 Politische Theorie ,
89 Politologie > 89.14 Sozialismus ,
89 Politologie > 89.15 Kommunismus ,
89 Politologie > 89.19 Sozialistische Richtungen ,
89 Politologie > 89.20 Anarchismus
AC Nummer
AC15699159
Utheses ID
56126
Studienkennzahl
UA | 066 | 913 | |