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Misosophie
Gilles Deleuze und das Denken des Intolerablen
Thomas Kainberger
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Philosophie
Betreuer*in
Klaus Puhl
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.63520
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-18868.32260.685954-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Der vorherrschende Strang der Deleuze-Rezeption begreift Gilles Deleuze als Autor, der das Affirmative um jeden Preis über das Negative stellt. Mit Andrew Culp kann allerdings dagegengehalten werden, dass Begriffe wie Konnektivität, Kommunikation, Rhizom und Kreativität mittlerweile ihr gesellschaftskritisches Potential insofern eingebüßt haben, als sie weitestgehend neoliberalistisch vereinnahmt worden sind. Die vorliegende Arbeit will daher diejenigen Tendenzen eines, mit Culp gesprochen, „Dark Deleuze“ in dessen Werk entwickeln, anhand deren sich in Anlehnung an Nietzsches Lehre der drei Verwandlungen die Bedeutung des Negativen als notwendige Bedingung des Affirmativen erweisen lässt, soll die Affirmation nicht zu einer naiven Bejahung des Status quo und auf diese Weise in Komplizenschaft mit den herrschenden Mächten geraten. Philosophie, so hat Deleuze mit Nietzsche gezeigt, muss als Widerstand gegen die Gegenwart im Namen der Zukunft verstanden werden. In diesem Sinn ist es heute vielleicht notwendig, Deleuze den Schizo aus der Vereinnahmung durch den Kapitalismus zu befreien und im Sinne des „Dark Deleuze“ das kritische Potential einer entödipalisierten Neurose aufzuzeigen. Unter der Herrschaft des Bildes des Denkens lässt der Ungrund den Wahnsinn, das Werden und den Tod den Subjekten als wesentlich nihilistisch und destruktiv erscheinen. Deleuze hingegen zeigt, dass es sich bei dieser Beurteilung stets um eine Illusion handelt, die durch die Transzendentalität des Ungrund bedingt und vom Bild des Denkens projiziert wird. Weil Wahnsinn, Werden und Tod transzendentale Bedeutung haben, insofern sie die Realität der Immanenz, der Partialobjekte und Wunschmaschinen, oder des Molekularen bilden, müssen das transzendente Subjekt, der Organismus und die staatlichen, molaren Mächte diese Kräfte stets abwehren, um ihre Identität zu bewahren. Der Wahnsinn liegt am Grund der Subjektivität, wie Deleuze schon in seinem Buch über Hume, zu dem er in den Tausend Plateaus in gewisser Weise wieder zurückgefunden hat, gezeigt hatte: Man kann in der Deterritorialisierung auch zu weit gehen. Doch nur aus der Perspektive des Subjekts – verstärkt durch das Bild des Denkens – können diese transzendentalen Realitäten überhaupt als objektiv nihilistisch erscheinen. Das Bild des Denkens muss darum zerstört werden, denn nur so kann das Leben als reine Immanenz gefasst werden, als anorganisches Leben, das sich unbekümmert von unseren anthropozentristischen Maßstäben entfaltet.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Gilles Deleuze Metaphysik Politische Philosophie Ethik Transzendentaler Empirismus Nihilismus Pessimismus Differenz Immanenz
Autor*innen
Thomas Kainberger
Haupttitel (Deutsch)
Misosophie
Hauptuntertitel (Deutsch)
Gilles Deleuze und das Denken des Intolerablen
Publikationsjahr
2020
Umfangsangabe
128 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Klaus Puhl
Klassifikationen
08 Philosophie > 08.25 Zeitgenössische westliche Philosophie ,
08 Philosophie > 08.31 Metaphysik, Ontologie ,
08 Philosophie > 08.36 Philosophische Anthropologie ,
08 Philosophie > 08.38 Ethik ,
08 Philosophie > 08.45 Politische Philosophie ,
08 Philosophie > 08.46 Naturphilosophie
AC Nummer
AC16046657
Utheses ID
56347
Studienkennzahl
UA | 066 | 941 | |
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