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Cues to joint agency
a theoretical and empirical investigation of the sense of agency in joint action
Maximilian Marschner
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Joint Degree Programme MEi :CogSci Cognitive Science
Betreuer*in
Günther Knoblich
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.63530
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-24398.43442.221253-1
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Wir erleben in der Regel ein unmittelbares Gefühl der Urheberschaft und Kontrolle über unsere alltäglichen Handlungen und den daraus resultierenden Effekten in unserer Umwelt. Die Präsenz dieses Handlungskontrollerleben (englisch: sense of agency) ist ein zentrales Merkmal menschlicher Erfahrung und inhärenter Bestandteil unseres bewussten Selbsterlebens. Bisherige kognitionswissenschaftliche Forschung zur Entstehung dieses Phänomens blieb dabei bis vor kurzem auf Handlungen beschränkt, die von einzelnen Individuen ausgeführt werden. Wie sich das Handlungskontrollerleben hingegen in Situationen konstituiert in denen mehre Individuen gemeinsam handeln, wirft derzeit noch viele offene Fragen auf. Jüngste philosophische Abhandlungen und empirische Forschungsarbeiten zu diesem Thema legen nahe, dass das Handlungskontrollerleben in gemeinsamen Handlungskontexten nicht auf individuelle Handlungen beschränkt bleibt, sondern vielmehr ein gemeinsames Handlungskontrollerleben auf der Gruppenebene wiederspiegelt. Allerdings ist bisher wenig darüber bekannt, welche Mechanismen diesem besonderen, gemeinsamen Handeln beiwohnenden, Erleben zugrunde liegen und auf Basis welcher Information sich dieses zusammensetzt. Die Vorliegende Arbeit stellt einen Versuch da, diese Forschungslücke zu füllen, in dem sie den Einfluss sensumotorischer, wahrnehmungsbezogener und kognitiver informativer Signale auf die Genese des Handlungskontrollerleben in unterschiedlichen gemeinsamen Handlungskontexten untersucht. Dazu wurde das Handlungskontrollerleben von Personen in einer gemeinsamen Sequenzreproduktionsaufgabe experimentell untersucht. Paare von Versuchsteilnehmenden bekamen die Aufgabe, Tastendrücke unter verschiedenen Koordinationsanforderungen (hoch: abwechselndes drücken; niedrig: sequentielles drücken) so auf einander abzustimmen, dass sie das Tempo einer kurzen gleichförmigen Tonsequenz möglichst akkurat reproduzierten und gaben nach jedem Durchgang an, ob die Töne die sie während des Drückens gehört hatten von ihnen (gemeinsame Kontrolle) oder von einem Computer (externe Kontrolle) kontrolliert worden waren. Außerdem bewerteten die Teilnehmenden ihr Handlungskontrollerleben über die gehörten Töne nach jedem Durchgang auf einer Skala mit den Endpunkten geteilte und individuelle Kontrolle. Insgesamt gaben die Teilnehmenden ein stärker ausgeprägtes Erleben geteilter im Gegensatz zu individueller Kontrolle über die gehörten Töne an, was darauf hinweist, dass Personen ein Gefühl geteilter Handlungskontrolle erleben, wenn sie eng mit anderen Personen zusammenhandeln. Entgegen Ergebnissen früherer Studien zeigte sich allerdings, dass das Erleben gemeinsamer Handlungskontrolle nicht durch die Höhe der Koordinationsanforderungen an die Teilnehmenden beeinflusst war. Die Höhe der Koordinationsanforderungen hatte auch keinen Einfluss auf die Fähigkeit, zwischen den beiden Kontrollmodi zu diskriminieren. Die Analyse der Timingperformanz ergab, dass die Teilnehmenden, unabhängig von den jeweiligen Koordinationsanforderungen, sowohl auf sensumotorische als auch auf wahrnehmungsbezogene Information zurückgriffen, um das Ausmaß der gemeinsamen Handlungskontrolle zu evaluieren. Es zeigten sich außerdem Hinweise darauf, dass das gemeinsame Handlungskontrollerleben zudem von kognitiven und motivationalen Faktoren beeinflusst werden kann. Die Ergebnisse legen nahe, dass das Erleben gemeinsamer Handlungskontrolle sowohl auf Information beruht die direkt mit dem Ausführen eigener motorischer Handlungen verknüpft ist, als auch auf wahrnehmungsbezogener Information die allen Teilnehmenden der gemeinsamen Handlungssituation zu gleichen Maßen zur Verfügung steht und zudem von kognitiven Faktoren beeinflusst werden kann. Die Ergebnisse weisen damit darauf hin, dass dem Erleben gemeinsamer Handlungskontrolle sehr wahrscheinlich ein Mechanismus zugrunde liegt, der Informationen aus mehreren Quellen gewichtet integriert, um ein akkurates und kohärentes Gefühl der Handlungskontrolle in gemeinsamen Handlungskontexten zu generieren. Hinweise auf eine Unterschiedliche Gewichtung bestimmter informativer Quellen in Abhängigkeit von der Ausprägung des Erlebens gemeinsamer Handlungskontrolle konnten in dieser Studie allerdings nicht gezeigt werden. Sich daraus ergebende Implikationen für Theorien zur Entstehung des Erlebens gemeinsamer Handlungskontrolle und für zukünftige Forschung werden diskutiert.
Abstract
(Englisch)
Perceiving oneself as the author of one’s actions and their effects in the environment - the sense of agency (SoA) - is a central feature of human experience and self-awareness. As previous research on SoA has mainly addressed actions carried out by single individuals, an open question is, how SoA is constituted during joint action. Recent proposals suggest that people's agentive experience in joint action reflects a sense of joint agency, meaning that the experienced unit of agency extends beyond the individual to the group as a whole. Although recent studies provide evidence for this proposal, still very little is known about the sources and mechanisms underlying the sense of joint agency. Targeting this gap, it was explored what cues people use to sense agency in different joint action contexts. An experiment was conducted to investigate the influence of sensorimotor, perceptual, and cognitive cues to agency in a joint sequence reproduction task. Pairs of participants coordinated finger taps under different coordination demands (high: alternating tapping; low: sequential tapping) to reproduce the tempo of a short metronome tone sequence and reported whether tones heard during tapping had either been controlled by them (joint control) or by a computer instead (external control). Additionally, participants rated their agentive experience after each sequence on a scale that ranged from shared to individual control. Overall, participants reported stronger feelings of shared as opposed to individual control, indicating that people do experience joint agency during joint action. Against findings from previous studies, coordination demands were not found to moderate this effect. Coordination demands had also no effect on participants' ability to distinguish between joint and external control mode. Response-locked analysis of participants tapping performance revealed that independent of coordination demands, both sensorimotor and perceptual cues were used to sense agency. Additionally, there was evidence for an influence of cognitive cues and motivational factors on participants' responses, again irrespective of coordination demands. The results suggest that the sense of joint agency stems from an integration of both private sensorimotor cues and publicly accessible perceptual cues and may be furthermore influenced by cognitive and motivational factors. This points out that the sense of joint agency is highly likely generated through a mechanism that weights and integrates multiple cues tight to the monitoring of self-, other- and jointly produced action effects at different levels of action specification and control. However, the current study was unable to yield evidence for a specific weighting of certain agency cues as a function of the strength of the sense of joint agency. Implications for theories of joint agency and future research are discussed.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Agency Agency cues Joint action Joint agency Interpersonal coordination
Schlagwörter
(Deutsch)
Handlungskontrollerleben Gemeinsames Handeln Interpersonelle Koordination
Autor*innen
Maximilian Marschner
Haupttitel (Englisch)
Cues to joint agency
Hauptuntertitel (Englisch)
a theoretical and empirical investigation of the sense of agency in joint action
Paralleltitel (Deutsch)
Kontrollerleben in gemeinsamen Handlungskontexten
Publikationsjahr
2020
Umfangsangabe
VI, 57 Seiten : Diagramme
Sprache
Englisch
Beurteiler*in
Günther Knoblich
Klassifikationen
08 Philosophie > 08.99 Philosophie: Sonstiges ,
77 Psychologie > 77.05 Experimentelle Psychologie ,
77 Psychologie > 77.31 Kognition ,
77 Psychologie > 77.48 Psychomotorik ,
77 Psychologie > 77.63 Soziale Interaktion, Soziale Beziehungen
AC Nummer
AC16123331
Utheses ID
56357
Studienkennzahl
UA | 066 | 013 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1