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Assisted colonization
usefulness, risks, acceptance and implementation
Irma Kracke
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Lebenswissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Naturschutz und Biodiversitätsmanagement
Betreuer*in
Franz Essl
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.63962
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-14825.08737.236470-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Aufgrund des Klimawandels und anderer anthropogener Umweltveränderungen verändern sich die Lebensräume vieler Tier- und Pflanzenarten. Um zu überleben, müssen sich die Arten vor Ort anpassen oder in andere Gebiete ziehen. Unter assistierter Kolonisation, auch als assistierte Migration, kontrollierte Umsiedlung oder gutartige Einführung bekannt, versteht man im Allgemeinen die absichtliche Bewegung und Freisetzung eines Organismus außerhalb seines einheimischen Verbreitungsgebiets, um das Aussterben von Populationen dieser Art zu verhindern. Diese Artenschutzstrategie wird in Betracht gezogen, wenn sich Tiere und Pflanzen weder in situ anpassen noch verändernden Umweltbedingungen durch Ausbreitung oder Migration folgen können. Jedoch gab es diverse Debatten darüber, welche Risiken die Umsetzung der assistierten Migration mit sich bringt. In der vorliegenden Studie bewerte ich den Nutzen, die Risiken, die Akzeptanz und die Umsetzung der assistierten Kolonisation. Dies beinhaltet die Bewertung von Bedingungen und Kriterien, unter denen die assistierte Kolonisierung in der Naturschutzbiologie eingesetzt werden könnte. Darüber hinaus wird ermittelt, wer für die Umsetzung und Überwachung von translozierenden Arten verantwortlich sein soll. Um die dazu notwendigen relevanten Informationen zu erhalten, führte ich eine Umfrage unter Naturschutzexperten/innen durch, die Erfahrung in Forschung oder Praxis im Zusammenhang mit assistierter Kolonialisierung vorweisen konnten. Die Ergebnisse dieser Befragung zeigten, dass die Mehrheit der teilnehmenden Experten/innen (n = 82%) für die assistierte Kolonisierung stimmten. Ein weiteres klares Ergebnis lag auch in dem Punkt vor, dass bestimmte Voraussetzungen für eine assistierte Kolonisierung erfüllt sein müssen, die zumeist auch Teil der IUCN-Richtlinien für die assistierte Kolonisierung sind. Sie umfassen zum einen eine vollständige Risikobewertung, klar definierte Managementpläne sowie politische und finanzielle Unterstützung. Weitere Aspekte, wie z. B. wer die Verantwortung für die Umsetzung und weitere Entscheidungsprozesse übernimmt, sowie andere mögliche Risiken (z. B. kultureller Wertverlust, sich verändernde Ästhetik des lokalen Umfelds) wurden ebenfalls von den Experten/innen als wichtig angesehen. Darüber hinaus zeigten statistische Analysen, dass die Befürwortung einer assistierten Kolonisierung in Bezug auf globale / regionale Bedrohungen wie Klimawandel und anthropogene Einflüsse nicht oder nur marginal von der geografischen Herkunft der Experten/innen abhängig war aber die Ozeaner waren sich signifikant mehr als die Europäer einig, dass die assistierte Kolonisation auch zur Verhinderung regionaler Auslöschungen von Arten in Betracht gezogen werden sollte. Andererseits zeigte der Arbeitshintergrund der Experten/innen (z. B. Forschung zur assistierten Kolonisation, Klimaforschung, Biodiversitätsforschung, angewandtes Naturschutzmanagement und 50 Naturschutzpolitik) einen signifikanten Einfluss auf einige ihrer Antworten. Experten/innen, die hauptsächlich in der Biodiversitätsforschung tätig waren unterstützten die assistierte Kolonisierung etwas geringer als andere Teilnehmer/innen. Hinsichtlich möglicher Risiken äußerten sich die meisten der befragten Experten/innen besorgt über Folgen wie das Scheitern der langfristigen Etablierung der umgesiedelten Arten im Zusammenhang mit biotischen Faktoren wie zum Beispiel Wettbewerb, Prädation und Parasitismus) sowie über die Übertragung von Krankheiten und über Invasivität, die möglicherweise einheimische Arten gefährden könnten. Um diese Risiken so gering wie möglich zu halten und eine erfolgreiche assistierte Besiedlung zu erreichen, waren sich die meisten Experten/innen einig, dass ein Zielgebiet über eine angemessene Tragfähigkeit verfügen muss, um eine lebensfähige Mindestpopulation zu erhalten, und dass die Identifizierung und der Schutz von Klimarefugien von wesentlicher Bedeutung ist. Um das Risiko zu minimieren, dass sich die umgesiedelte Bevölkerung nicht etabliert, sollte ein adaptives Management, einschließlich der Überwachung des potenziellen Zielgebiets, durchgeführt werden. Was die ethische Rechtfertigung anbelangt, so waren sich viele der beteiligten Experten/innen darin einig, dass diese Frage weniger Anlass zur Sorge gebe. Die Befragten betonten jedoch, dass es klare Grenzen für die Umsetzung dieser Naturschutzstrategie gibt. Es bleibt demnach abzuwarten wie sich die künftige Anwendung von assistierter Kolonisation weiterentwickeln wird, um den Naturschutzbedürfnissen des Anthropozäns gerecht zu werden.
Abstract
(Englisch)
Owing to climate change and other anthropogenic environmental changes, the suitability of locations is changing for many animal and plant species. In order to survive, species have to adapt in situ or move to other areas. Assisted colonization, also known as assisted migration, managed relocation or benign introduction, is commonly understood as intentional anthropogenic movement and release of an organism outside its native range to facilitate tracking changing environmental conditions and thus to reduce the threat of extinction. This conservation method has been proposed when animals or plants presumably cannot adapt in situ nor follow environmental changes by dispersal or migration. However, there have been contentious debates about the shortcomings and risks of implementing assisted colonization. Here, I evaluate usefulness, risk, acceptance and implementation of assisted colonization. This includes the evaluation of conditions and criteria under which assisted colonization could be used in conservation biology. Furthermore, it should be determined who is responsible for the implementation and monitoring of translocation events. To this end, an online survey was designed and implemented, targeting conservation experts experienced in research or practice related to assisted colonization. The majority of the 48 experts (82%) participating in this survey were in favour of the conservation method assisted colonization. However, a clear result was also that certain preconditions must be met, which were highlighted in this survey. Some of them are part of the IUCN guidelines for assisted colonization and include a completed risk assessment, clearly defined management plans and secured political as well as financial support. Other issues such as who takes responsibility for the implementation and further decision-making processes as well as other possible risks (e.g. cultural value loss, changing aesthetics of the local environment) were mentioned by the respondents. The advocacy of assisted colonization, regarding global / regional threats such as climate change and anthropogenic pressures, was not dependent on the geographic origin of the experts but Oceanians agreed significantly more than European that assisted colonization should also be considered for prevention of regional extinctions. On the other hand, the working background of the experts (e.g. research on assisted colonization, climate change research, biodiversity research, applied conservation management, conservation policy) showed a significant effect on some responses, as experts who were primarily active in biodiversity research were more likely opposing supporting assisted colonization. Regarding possible risks, most of the participating experts were concerned about consequences like failure of the long-term establishment of the translocated species related to biotic constraints (competition, predation, parasitism), and the transmission of diseases and invasiveness potentially endangering native species. To keep these risks as low as possible and to achieve successful assisted colonization, most of the experts agreed that a target area must have a reasonable carrying capacity to sustain a minimum viable population and that identification and protection of climate change refugia is of essential importance. Adaptive management should be implemented, including monitoring of the prospective target area, to minimize the risk that the translocated population fails to establish. In terms of ethical justification, a large number of the participating experts agreed that this issue was less of a concern. In summary, the survey showed that the participating experts mostly considered 49 assisted colonization as a viable approach in species conservation. However, respondents also stressed that there are clear limits to implementing this approach. Future application of this conservation approach will generate further evidence that needs to be considered for matching the conservation needs of the Anthropocene.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Assisted colonization
Schlagwörter
(Deutsch)
Assistierte Kolonisation
Autor*innen
Irma Kracke
Haupttitel (Englisch)
Assisted colonization
Hauptuntertitel (Englisch)
usefulness, risks, acceptance and implementation
Paralleltitel (Deutsch)
Assistierte Kolonisation - Sinnhaftigkeit, Risiken, Akzeptanz und Implementierung
Publikationsjahr
2020
Umfangsangabe
50 Seiten : Diagramme
Sprache
Englisch
Beurteiler*in
Franz Essl
Klassifikation
42 Biologie > 42.90 Ökologie: Allgemeines
AC Nummer
AC15751544
Utheses ID
56743
Studienkennzahl
UA | 066 | 879 | |
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