Detailansicht
Das Schwedenbild im Heiligen Römischen Reich
visuelle und textuelle Medienbilder in frühneuzeitlichen, deutschsprachigen Massenmedien (illustrierte Flugblätter und Zeitungen) während der schwedischen Großmachtzeit (stormaktiden 1611-1721)
Tobias E. Hämmerle
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Dr.-Studium der Philosophie (Dissertationsgebiet: Geschichte)
Betreuer*in
Martin Scheutz
DOI
10.25365/thesis.64497
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-14732.67445.902171-3
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Das schwedische Königreich befand sich während seiner Großmachtzeit (1611–1721), die in Zusammenhang mit der Etablierung und Manifestierung des dominium maris baltici durch starke wirtschaftliche, kulturelle und militärisch-machtpolitische Expansion geprägt war, größtenteils im Kriegszustand. Von den 111 Jahren befand Schweden sich ganze 69 Jahre (62,16%) im Kriegszustand, während nur 42 Jahre lang (37,84%) Frieden vorherrschte.
Im Rahmen der Dissertation zeigt sich, dass in den frühneuzeitlichen deutschsprachigen Massenmedien für die Zeiträume 1630–1632, 1648–1650, 1655–1660, 1675–1679 und 1700–1715 eine erhöhte mediale Präsenz Schwedens im Heiligen Römischen Reich zu beobachten ist. Mit Blick auf die Zeiträume lässt sich feststellen, dass die Medienpräsenz des schwedischen Königreiches im deutschsprachigen Raum folglich den militärischen Konjunkturen im Heiligen Römischen Reich unterlag. In Zeiten des Krieges wurde die proschwedische Publikationsmaschinerie im Heiligen Römischen Reich angekurbelt und resultierte in der Produktion und Herausgabe illustrierter Flugblätter, die teils einer Medienkampagne der schwedischen Krone angehörten, teils jedoch das Resultat einer unabhängigen aber proschwedisch gesinnten Publizistik waren. Das materielle Schwedenbild wurde dabei maßgeblich durch die frühneuzeitlichen Massenmedien, die sich mit dem schwedischen Königreich, deren RegentInnen oder dessen BewohnerInnen auseinandersetzten, geprägt und trug auf diese Weise zur Konstruktion des (immateriellen) Schwedenbildes in den Köpfen der breiten Massen bei.
Die vorliegende Monographie zeigt auf, dass ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts immer wieder vor allem Nürnberg, Augsburg und Hamburg als Hautproduktionsstandorte von illustrierten Flugblättern auftauchen, die sich bewusst mit dem schwedischen Königreich oder dessen visuellen Referenzfiguren auseinandersetzten. Es handelt sich dabei um Medienumschlagplätze, die sich entweder konfessionell, kulturell oder historisch enger mit dem nordischen Königreich verbunden fühlten und sich intensiver als andere Medienmärkte im Heiligen Römischen Reich mit Schweden beschäftigten. Dadurch waren diese deutschsprachigen Medienumschlagplätze die gesamte schwedische Großmachtzeit hindurch – und auch darüber hinaus – stark daran beteiligt, visuelle und textuelle Medienbilder im deutschsprachigen Medienmarkt zu introduzieren, die das Potenzial besaßen, das Schwedenbild im Heiligen Römischen Reich sowohl kurz- als auch langfristig zu prägen.
In der vorliegenden Dissertation werden mittels sieben eigens entwickelten Medienbildkategorien [= (1) Militärisches Schweden, (2) Friedenstiftendes S., (3) Segenbringendes S., (4) Tierisches S., (5) Wundersames S., (6) Festliches S. und (7) Trauerndes S.] 120 illustrierte Flugblätter analysiert, kontextualisiert und in Form eines Editionskataloges (Bildebene und Transkriptionen) zugänglich gemacht, die den Aufstieg und Niedergang der schwedischen Großmacht – vor allem mit Fokus auf die Periode 1632 bis 1721 – nachzeichnen. Dabei wird darauf eingegangen, welche Kontinuitäten und Brüche die textuellen und visuellen Medienbilder aufweisen, die in den frühneuzeitlichen deutschsprachigen Massenmedien kommuniziert wurden.
Der allmähliche Machtverlust der schwedischen Krone verlief parallel zum Niedergang des einst einflussreichsten Informationsmedium, dem „illustrierten Flugblatt“. Dieses hatte im Dreißigjährigen Krieg noch eine letzte publizistische Blütephase erlebt, wurde dann aber ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nach und nach in seiner Funktion als Hauptinformationsorgan vom aufstrebenden Medium „Zeitung“ abgelöst. Da der Große Nordische Krieg (1700–1721) das schwedische Königreich nochmals kurzfristig in die deutschsprachige Medienlandschaft zurückkatapultierte und das totgeglaubte Massenmedium „illustriertes Flugblatt“ gleichzeitig eine kurze Renaissance erlebte, wird in dieser Dissertation gezielt der Berichterstattungsstil des illustrierten Flugblattes mit dem des Mediums „Zeitung“ verglichen.
Abstract
(Englisch)
During its time as a great power (1611–1721 = svenska stormaktstiden; schwedische Großmachtzeit), which – in connection with the establishment and manifestation of the dominium maris baltici – was defined by strong economic, cultural and military-political expansion, the Swedish kingdom was mostly in a state of war.
Between 1611 and 1721 Sweden spent 69 years (62.16%) in a state of war and 42 years in peace (37.84%). An increased media presence of Sweden in the Holy Roman Empire can be observed in the German-speaking mass media between 1630–1632, 1648–1650, 1655–1660, 1675–1679 and 1700–1715. Hence, the media presence of the Swedish Empire in the German-speaking media area therefore directly correlates with its participation in the European wars of the 17th and 18th century. The war triggered the production and publication of illustrated broadsheets, which was either part of a media campaign controlled by the Swedish Empire or part of an independent but pro-Swedish-minded journalism. Thereby, the (material) depiction of the Swedish kingdom, its rulers and its inhabitants in German illustrated broadsheets had a great impact on the formation and shaping of the (immaterial) image of Sweden in the minds of the broad masses.
From the second half of the 17th century onwards, German cities like Nuremberg, Augsburg and Hamburg repeatedly emerged as the main production locations of contemporary media that consciously dealt with the Swedish kingdom and its inhabitants. These were media markets that felt more closely connected to the Nordic kingdom, either confessionally, culturally or historically. Therefore, these German-language media markets played a major role in the introduction of visual and textual media images for the German-language media market throughout the entire era of Great Power and beyond. Thereby, they had the potential to shape the mental image and perception of Sweden in the Holy Roman Empire in the long and short term.
In this doctoral thesis seven specific media image categories have been developed [= (1) Military Sweden, (2) Peacemaking S., (3) Healing S., (4) Animal S., (5) Fantastical S., (6) Festive S. and (7) Mourning S.] and according to these categories 120 illustrated broadsheets are analysed, contextualised and made accessible in the form of an edition catalogue (pictures and verbatim transcriptions). It is the aim of this study to examine the continuities and discontinuities of the textual and visual portrayal of Sweden in the early modern mass media of the Holy Roman Empire. The doctoral thesis aims to describe the rise and fall of the Swedish era of Great Power.
The decline of the Swedish era of Great Power coincided with the decline of the once most important medium of information, the “illustrated broadsheet”. During the Thirty Years' War, the illustrated broadsheet experienced its final phase of journalistic heyday, but from the second half of the 17th century onwards, the emerging medium “newspaper” gradually took over that function. The Great Northern War (1700–1721) brought back the focus of the northern regions and the Swedish kingdom to the media landscape of the Holy Roman Empire and at the same time, the illustrated broadsheet, which around 1700 was almost perceived as an antiquated genre of mass media that had struggled with the upcoming of the new modern genre “newspaper”, experienced a kind of a renaissance. Therefore, this dissertation also specifically compares the reporting style in illustrated broadsheets and newspapers.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Visual history mental images mental mapping stereotypes illustrated broadsheets news media market journalism broadsides propaganda print production printmaking caricature satire politics media image categories North Scandinavia dominium maris baltici military Baltic Sea Swedish Empire Nordic Wars Thirty Years' War Peace of Westphalia Second Northern War
Schlagwörter
(Deutsch)
Historische Bildkunde mentale Bilder mental mapping Selbstbild Fremdbild Flugpublizistik Einblattdrucke Medienmarkt Druckproduktion Druckgrafik Karikatur Satire Politik Propaganda Medienbildkategorien Norden Skandinavien dominium maris baltici Nordische Kriege Dreißigjähriger Krieg Zweiter Nordischer Krieg Schwedisch-Brandenburgischer Krieg Großer Nordischer Krieg Gustav II
Autor*innen
Tobias E. Hämmerle
Haupttitel (Deutsch)
Das Schwedenbild im Heiligen Römischen Reich
Hauptuntertitel (Deutsch)
visuelle und textuelle Medienbilder in frühneuzeitlichen, deutschsprachigen Massenmedien (illustrierte Flugblätter und Zeitungen) während der schwedischen Großmachtzeit (stormaktiden 1611-1721)
Publikationsjahr
2020
Umfangsangabe
2 Bände (835 Seiten): Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Daniel Bellingradt ,
Heiko Droste
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.00 Geschichte: Allgemeines ,
15 Geschichte > 15.01 Historiographie ,
15 Geschichte > 15.03 Theorie und Methoden der Geschichtswissenschaft ,
15 Geschichte > 15.06 Politische Geschichte ,
15 Geschichte > 15.07 Kulturgeschichte ,
15 Geschichte > 15.08 Sozialgeschichte ,
15 Geschichte > 15.30 Europäische Geschichte in Mittelalter und Neuzeit: Allgemeines ,
15 Geschichte > 15.34 Europäische Geschichte 1492-1789 ,
15 Geschichte > 15.42 Deutsche Geschichte 1500-1800 ,
15 Geschichte > 15.45 Geschichte der deutschen Länder und Städte: Allgemeines ,
15 Geschichte > 15.46 Brandenburg, Preußen, Berlin ,
15 Geschichte > 15.47 Mecklenburg-Vorpommern, Pommern ,
15 Geschichte > 15.48 Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen ,
15 Geschichte > 15.49 Ostmitteleuropa ,
15 Geschichte > 15.50 Schleswig-Holstein, Lübeck, Hamburg ,
15 Geschichte > 15.56 Bayern
AC Nummer
AC16065015
Utheses ID
57229
Studienkennzahl
UA | 792 | 312 | |