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Die Entwicklung der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland und Österreich unter besonderer Berücksichtigung freiheitsbeschränkender (und freiheitsentziehender) Maßnahmen
ein historisch-dogmatischer Vergleich
Elisabeth Monika Schölzel
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Rechtswissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Doktoratsstudium Rechtswissenschaften
Betreuer*in
Christian Neschwara
DOI
10.25365/thesis.64733
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-24926.84658.821889-8
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Gegenstand der Dissertation ist ein historisch-dogmatischer Vergleich der Entwicklung der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland und Österreich unter besonderer Berücksichtigung freiheitsbeschränkender bzw. freiheitsentziehender Maßnahmen an Kindern. Freiheitsbeschränkungen an Kindern in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe unterlagen in jüngster Zeit sowohl in Deutschland als auch in Österreich umfassenden Gesetzesnovellierungen: In Österreich trat am 1. Juli 2018 das Zweite Erwachsenenschutzgesetz in Kraft, wonach fortan die Vorschriften zu Freiheitsbeschränkungen nach dem Heimaufenthaltsgesetz auch auf Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche untergebracht sind, Anwendung finden, im benachbarten Deutschland wurde am 17. Juli 2017 das Gesetz zur Einführung eines familiengerichtlichen Genehmigungsvorbehalts für freiheitsentziehende Maßnahmen bei Kindern gemäß § 1631 b Abs 2 des Bürgerlichen Gesetzbuches verabschiedet. Die Aktualität dieser Ereignisse wird zum Anlass genommen, die allgemeine historische Entwicklung der Kinder- und Jugendhilfe und speziell die historische Entwicklung der Rechtslage von Freiheitsbeschränkungen an Kindern in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland und in Österreich zu untersuchen. Die Arbeit wird die parallelen und divergierenden Entwicklungslinien der Kinder- und Jugendhilfe in den beiden Ländern aufzeigen, die durch die jeweils vorherrschenden politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ereignisse der Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegsjahre beeinflusst wurden. Dabei wird deutlich, wie sich das gesellschaftliche Denken unter dem Eindruck der Sozial- und Rechtswissenschaft über die Jahrhunderte gewandelt hat und das Kind schließlich als wichtiger Teil der Gesellschaft mit eigenen schützenswerten Rechten anerkannt wurde. Es wird dargestellt, wie sich in der aktuellen Rechtslage zu Freiheitsbeschränkungen an Kindern in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe die unterschiedliche Rechtsgeschichte in den beiden Ländern widerspiegelt. Hierbei wird das sich wandelnde Verständnis in der Gesellschaft deutlich, die Anstalten und Heime allmählich nicht mehr als rechtsfreie Räume erachtete und untergebrachte Menschen als rechtlich schützenswerte Individuen begriff. Durch die Aufwertung des Kindes in der Gesellschaft einerseits und die Forderung nach einem rechtlichen Instrumentarium auch in sozial abgegrenzten Räumen gelang es schlussendlich, Freiheitsbeschränkungen an Kindern in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe einer gesetzlichen Kontrolle zu unterwerfen. Die Untersuchung der aktuellen Rechtslage zeigt auf, dass die deutsche und die österreichische Neuregelung neben vielen Gemeinsamkeiten auch Unterschiede aufweisen, die dem Kindesschutz nicht angemessen Rechnung tragen. Abschließend werden daher Empfehlungen de lege ferenda an die Gesetzgeber der Länder ausgesprochen.
Abstract
(Englisch)
The subject of the dissertation is a historical-dogmatic comparison of the development of child and youth welfare in Germany and Austria with special consideration of measures restricting or depriving children of their freedom. Restrictions on the freedom of children in child and youth welfare institutions have recently been the subject of amendments to laws in Germany and Austria: In Austria, the „Zweites Erwachsenenschutzgesetz“ came into force on 1 July 2018, according to which the provisions on restrictions of freedom under the „Heimaufenthaltsgesetz“ will henceforth also apply to institutions in which children and adolescents are accommodated, in Germany, on 17 July 2017, the „Gesetz zur Einführung eines familiengerichtlichen Genehmigungsvorbehalts für freiheitsentziehende Maßnahmen bei Kindern“ in accordance with § 1631 b Abs. 2 BGB was passed. The topicality of these inciedents is taken as an opportunity to examine the general historical development of child and youth welfare and especially the historical development of the legal situation of restrictions on the freedom of children in child and youth welfare institutions in Germany and Austria. The work will show the parallel and divergent lines of development of child and youth welfare in the two countries, which were influenced by the prevailing political, economic and social events of the pre-war, war and post-war years. It becomes clear how social thinking has changed over the centuries under the influence of social and legal science and how the child was finally recognised as an important part of society with ist own rights worthy of protection. It is shown how the current legal situation regarding restrictions on the freedom of children in child and youth welfare institutions reflects the different legal histories in the two countries. The changing understanding in society becomes clear, as homes are gradually no longer regarded as lawless areas and people placed in them are now regarded as individuals worthy of legal protection. By upgrading the status of the child in society on the one hand, and by demanding legal instruments even in socially segregated areas on the other, it was finally possible to subject restrictions on the freedom of children in institutions of child and youth welfare services to legal control. The examination of the current legal situation shows that the new German and Austrian regulations have many similarities and differences which do not adequately take into account child protection. Finally, recommendations de lege ferenda are therefore made to the legislators of the countries.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
child and youth welfare restrictions on freedom § 1631 b Abs 2 BGB Zweites Erwachsenenschutzgesetz Heimaufenthaltsgesetz
Schlagwörter
(Deutsch)
Kinder- und Jugendhilfe Freiheitsbeschränkungen freiheitsentziehende Maßnahmen § 1631 b Abs 2 BGB Zweites Erwachsenenschutzgesetz Heimaufenthaltsgesetz
Autor*innen
Elisabeth Monika Schölzel
Haupttitel (Deutsch)
Die Entwicklung der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland und Österreich unter besonderer Berücksichtigung freiheitsbeschränkender (und freiheitsentziehender) Maßnahmen
Hauptuntertitel (Deutsch)
ein historisch-dogmatischer Vergleich
Publikationsjahr
2020
Umfangsangabe
XXV, 190 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Helmut Ofner ,
Thomas Olechowski
AC Nummer
AC16177451
Utheses ID
57440
Studienkennzahl
UA | 783 | 101 | |