Detailansicht

Wo sind wir, wenn wir urteilen?
Hannah Arendts Theorie des Urteilens und die Unparteilichkeit
Eva Magdalena Liedauer
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Philosophie
Betreuer*in
Michael Staudigl
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.64944
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-10313.61193.232267-1
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Diese Untersuchung stellt Arendts Fragmente zum Urteilen vor und interpretiert sie kritisch. Ziel ist eine konsistente Theorie des Urteilens. Eine solche will verstehen, wie wir in Konfrontation mit dem Neuen bzw. bei dem Versagen herkömmlicher Maßstäbe eine Situation als recht oder unrecht beurteilen sollen: Was macht ein gutes Urteil aus, wenn es keinen Maßstab gibt? Es wird mit Arendt argumentiert, dass das Urteilen über Neues weder eine Sache der Erkenntnis noch der Moral ist, noch dass wir es mit einer dezisionistischen Entscheidung zu tun haben. Den Unterschied zu letzterer macht die Tatsache, dass Arendt für den Prozess des Urteilens (nicht sein Produkt) die Beachtung eines Kriteriums einfordert: die Unparteilichkeit der Urteilenden. Worin besteht diese und wie soll sie erreicht werden? Diesen Knackpunkt der Urteilstheorie zu interpretieren ist die Hauptaufgabe der vorliegenden Arbeit. Die Titelfrage, wo wir seien, wenn wir urteilen, spricht den Ort der unparteilich Urteilenden an: im Publikum, als Zusehende. Dieser Ort steht in einem Spannungsverhältnis zum Raum des Handelns, der metaphorischen Bühne, auf der wir nach Arendt doch lebenslang stehen. Es wird argumentiert, dass das Urteilen im Arendt’schen Sinn eine zuschauende Einstellung erfordert, die sich, gleichwohl sie nie absolut ist, von der handelnden unterscheidet. Das Urteilen ist weder theoretisch (erkennend) noch praktisch (direkt handlungsanleitend?), sondern etwas Drittes. Es ist nicht neutral, sondern immer affirmativ oder ablehnend, dabei allerdings selbst kein Handeln. Dem Kriterium der Unparteilichkeit stellt diese Arbeit zuletzt als weiters Kriterium die Vorurteilsfreiheit zur Seite, die ein gutes Urteil anstreben muss, und das schließlich eine Verbindung des bereits gefällten Urteils zum Sprechen und Handeln mit Anderen aufmacht.
Abstract
(Englisch)
This inquiry presents a critical interpretation of Arendt’s fragments about judging. It aims at a consistent theory of judging, describing how we shall judge as right or wrong when confronted with something new, or when conventional frameworks have fallen apart: What makes a good judgement when there are no rules for judging? Based on Arendt’s work, I argue that judging the new is neither a matter of cognition nor of morality, nor a mere decision. What makes the difference between judging and deciding arbitrarily is Arendt establishing a criterion for judging: the impartiality of the one who judges. What constitutes this impartiality and how can it be achieved? Interpreting impartiality is the crucial point in theorizing the process (not the product) of judgement, and the main quest of this work. Its title – Where are we when we are judging? – addresses the metaphorical place of those who judge impartially. Arendt suggests it is in the audience, as mere spectators. This poses a tension towards our placement as actors in the world, the metaphorical stage, a placement Arendt emphasizes on the other hand. Concerning that tension, I argue that judging requires us indeed to adopt an attitude as spectators. Even though this attitude does not mean for us to leave the world’s stage completely, it must be distinguished from our position when we act. Judging is neither theoretical nor practical, nor something in-between, but different from both. It is not neutral, but always affirmative or negating – though it is not itself an action. Closing the inquiry, I suggest exemption from prejudice as a second criterion for good judgements, along with the criterion of impartiality. This finally connects the – already made – judgement with speaking and acting in a shared world.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Arendt judging impartial new sensus communis
Schlagwörter
(Deutsch)
Arendt Urteilen das Neue Anfang Unparteilichkeit unparteiisch erweiterte Denkungsart Gemeinsinn sensus communis Kants politische Philosophie Zuschauer Publikum Kontingenz Vorurteil reflektierendes Urteil Beispiel Beiner
Autor*innen
Eva Magdalena Liedauer
Haupttitel (Deutsch)
Wo sind wir, wenn wir urteilen?
Hauptuntertitel (Deutsch)
Hannah Arendts Theorie des Urteilens und die Unparteilichkeit
Publikationsjahr
2020
Umfangsangabe
141 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Michael Staudigl
Klassifikationen
08 Philosophie > 08.24 Neue westliche Philosophie ,
08 Philosophie > 08.45 Politische Philosophie ,
89 Politologie > 89.05 Politische Theorie
AC Nummer
AC16124614
Utheses ID
57626
Studienkennzahl
UA | 066 | 941 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1