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H. W. Kirchhofs Wendunmuth als frühneuzeitliche Kleinprosasammlung zwischen Pluralisierung und Autorität
Johannes Deibl
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Dr.-Studium der Philosophie (Dissertationsgebiet: Deutsche Philologie)
Betreuer*in
Stephan Müller
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.65160
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-21639.62148.952666-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Hans W. Kirchhofs Kleinprosasammlung Wendunmuth (1653/1602/1603) diente der Forschung bislang vor allem als Textpool im Rahmen weiter gefasster Fragestellungen. Wie ihre verengte Kategorisierung als ‚Schwanksammlung‘ zeigt, wurde das Potenzial dieser eigenständigen Komposition, die bereits einen Vorgeschmack auf ‚bunte‘ Barocksammlungen bietet, zu wenig wahrgenommen. Mithilfe der Programmatik des Sonderforschungsbereichs 573 Pluralisierung und Autorität in der Frühen Neuzeit (Ludwig-Maximilians-Universität München) erfolgt nun erstmalig eine fokussierte, systematische Annäherung an die Kompilation. So wird der Blick auf selbstautorisierende Strategien gerichtet, die das Werk für die anwachsende Konkurrenz am aktuellen Buchmarkt wappnen sollen. Die aufgewandten Paratexte und die Erweiterung ihres Spektrums – der Wendunmuh entlehnt den Texttypus des Mottos vom Medium der Flugschrift – spielen dabei eine Schlüsselrolle. Interne Vernetzungsleistungen versuchen den vielfältigen Inhalt zu verklammern. Die metafiktionale Prägung soll die Wahrnehmung der Rezipierenden darauf richten, durch eine aufbereitete Textsammlung geleitet zu werden; das geschieht nicht zuletzt über die bereitgestellten Versepimythia, die bestärkend, erweiternd, aber auch als Korrektiv zum Prosatext wirken. Daran schließen Empfehlungen für die Rezeption an: lauschend in launigen Runden, aber auch privat lesend. Laut Haupttitel ist von einer melancholischen Grundhaltung Abstand zu nehmen, um für die Botschaften der Sammlung, die der göttlichen Ordnung folgen, aufnahmebereit zu sein. Im Rahmen dieser Ordnung werden Spuren zweier Diskurse in der Kompilation freigelegt, die zu jener Zeit in Pluralisierung begriffen sind: die Vorstellung einer metaphysischen Ständeordnung, gekoppelt an die Frage der sozialen Mobilität, sowie der Streit um den Wert und das Anwendungsspektrum der deutschen Volkssprache. In beiden Fällen bezieht die Sammlung klare Positionen, die jedoch unterschiedlich autorisiert werden. Kirchhof agiert in der Frage der Ständeordnung vor allem in Form von polemischen Anwürfen gegenüber der katholischen Geistlichkeit, die nicht in allen drei Segmenten nach Luther (kirchlich, politisch, häuslich/ehelich) vertreten sein kann. Die deutsche Volkssprache fördert er hingegen durch ein gezieltes Auftreten gegen stumm mitlaufende Gegenmeinungen jener Zeit.
Abstract
(Englisch)
Hans W. Kirchhofʼs short prose collection Wendunmuth (1563/1602/1603) was used predominantly as a text source regarding large research issues. Narrowly classified as a ‚Schwanksammlung‘, its own potential of diversity – anticipating colorful baroque compilations – was hardly noticed. In this work the programme of Sonderforschungsbereich 573 Pluralization and Authority in the Early Modern Period (Ludwig-Maximilians-University of Munich) is used for the first systematic and focused approach on the collection’s exploration. Many self-authorizing strategies place the book in a good position on the current market, which shows an increasing competition of products. Versatile use of paratexts and pluralization of their spectrum – the Wendunmuth adopts the text type ‚motto‘ from the pamphlet – contribute to that aim. Internal references try to keep the heterogeneous content together. Metafictional elements hold in awareness that the recipients gather their informations from a prepared collection of texts – they should not loose themselves in the fictional world. As a central part of this strategy, verse epimyths conclude almost all texts; they strengthen the message, introduce new aspects or even play a corrective role. The Wendunmuth recommends modes of reception; it ‚romanticizes‘ get-togethers, where a good tempered audience listens to a narrator, but also addresses to private readers. The main title clearifies the need for a mental condition beside melancholy to be receptive for the subtexts, which follow the divine order. Two discourses of current pluralization are investigated: the metaphysical system of estates – bound to the facts of social mobility – and the disputes about value and applicability of German language. The compilation authorizes its clear positions differently: The system of estates is primarily mediated through polemics against Catholic clergy, which can’t participate in Luther’s segment of oeconomia (beside ecclesia and politia) due to dictated celibacy. German language again is supported by positive responses against implicit pejorative arguments at that time.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Hans W. Kirchhof Wendunmuth short prose collection pluralization and authority paratexts system of estates German language Schwank Protestant Reformation 16th Century
Schlagwörter
(Deutsch)
Hans W. Kirchhof Wendunmuth Kleinprosa Kompilationsschrift Pluralisierung und Autorität Paratext Ständeordnung Sprachbewertung Reformation Schwank
Autor*innen
Johannes Deibl
Haupttitel (Deutsch)
H. W. Kirchhofs Wendunmuth als frühneuzeitliche Kleinprosasammlung zwischen Pluralisierung und Autorität
Publikationsjahr
2020
Umfangsangabe
250 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Matthias Meyer ,
Beate Kellner
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.00 Sprach- und Literaturwissenschaft: Allgemeines ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.98 Textsammlungen
AC Nummer
AC16234244
Utheses ID
57727
Studienkennzahl
UA | 792 | 332 | |
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