Detailansicht
Thota und die Gallicana Gallina quae claudet oculos eius
zur Persönlichkeit Pauls von Forchtenstein als iudex curiae im Lichte seiner iberischen Abstammung mit Hinblick auf den staatsrechtlichen Disput in der ungarischen Chronikliteratur des 14. Jahrhunderts
Thomas Kath
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Rechtswissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Doktoratsstudium Rechtswissenschaften
Betreuer*in
Thomas Simon
DOI
10.25365/thesis.65347
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-20500.36272.812860-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Paul von Forchtenstein amtierte von 1328 bis 1349 eine unvergleichlich lange Zeit als iudex curiae in Ungarn, wo er an der Spitze der Gerichtsbarkeit stand; seine Amtstätigkeit wurde in vielerlei Punkten für die künftigen Jahrhunderte präjudiziell. In seiner Zeit wird auch jenes Selbstverständnis der ungarischen Magnaten erstmals deutlich bemerkbar, das eigentlich ihre universae nobilitatis communitas als Trägerin der ungarischen Souveränität betrachtet, und nicht das Königtum – ein Selbstverständnis, mit dem sich später in der Neuzeit vor allem die Habsburger in Ungarn schwer taten. Es liegt auf der Hand, dass diese „Staatsideologie“, deren Entstehung chronologisch so deutlich mit der Amtszeit Pauls von Forchtenstein korreliert, in einem Zusammenhang mit dem Wirken dieses glänzenden Juristen gesehen werden muss.
Wie schon Jenő Szűcs überzeugend darlegte, sind die unter Simon von Kéza firmierenden Gesta Hungarorum mit eben dieser neuen Ideologie vollgepackt. Es wird daher in der vorliegenden Arbeit eine spätere Datierung als traditionell (1282/85) vorgeschlagen - oder zumindest eine spätere, eingehende Überarbeitung, und diese im Wesentlichen Paul von Forchtenstein zugeschrieben. In der Analyse ihres Diskurses mit der Chronici Hungarici Compositio Saeculi XIV. nämlich wird ihr Disput mit der frühabsolutistischen Ideologie freigelegt, und dieser zugleich in die Lebenswirklichkeit der Biographie Pauls von Forchtensteins mit dem Ergebnis eingebettet, dass ein wesentlicher Beitrag seiner Person zur Entstehung der unter Simon von Kéza firmierenden Gesta Hungarorum postuliert werden muss.
Um Pauls Verortung im Geistesleben der damaligen Epoche besser freilegen zu können, wurde die Biographie auf eine Monographie über die Geschichte und Herkunft seiner Familie ausgeweitet, und die enge Verbindung derselben mit der mediterranen Welt veranschaulicht: Dabei konnte erstmals der Anschluss der Mattersdorfer-Forchtensteiner an ihre vorangehenden katalanischen (und provençalischen) Genealogien hergestellt werden, und es wurde erstmals ihrer Berührung mit dem palermitanischen Hof des jungen Friedrich II. gebührende Erörterung zuteil. Das seit Paul von Forchtenstein unbestrittene Verständnis vom ungarischen Hofrichteramt wird in eingehender Erwägung der Arbeiten von Ernst H. Kantorowicz allerdings als englisch angesprochen, und zwar in der Person des englischen Juristen Henry de Bracton.
Abstract
(Englisch)
Paul von Forchtenstein served as iudex curiae in Hungary an uncomparable long time from 1328 to 1349, as such being on the top of her jurisdiction. In a lot of respects, his service created precedents to the coming centuries. During his period, the self-perception of the Hungarian magnates of being themselves, and not kingship, bearers of Hungarian sovereignty as being the universae nobilitatis communitas appeared as clear evidence for the first time – a self-perception especially the Habsburg found it difficult to cope with in later times, during modern age. It goes without saying that this “state ideology”, what emergence is correlating chronologically that clear with Paul’s von Forchtenstein service, must be seen in the context of the work of this splendid jurist.
As still Jenő Szűcs showed convincingly, the Gesta Hungarorum, appearing under the name of Simon de Kéza, are packed full of that new ideology. Therefor this work proposes a later datation as traditionally attributed (1282/85) – or, at least, a later and deep review, ascribed primarily to Paul von Forchtenstein. Analyzing their discourse with the Chronici Hungarici Compositio Saeculi XIV., their dispute with the early absolutist ideology is beeing unveiled and embedded in the reality of life of the biography of Paul von Forchtenstein, revealing that he must have contributed substantially to the formation of the Gesta Hungarorum appearing under the name of Simon de Kéza.
To better unveil Paul’s localization in the intellectual life of his era, the biography has been extended to a monography on his family’s history and ancestry, that illustrates its strong nexus to the Mediterranean world. Thereby, for the first time, the connection could be found to the originally Catalan (and Provençal) genealogies of the Mattersdorf-Forchtenstein, and, for the first time, their come in touch with the Palermitan court of young Frederic II. is discussed in a due matter. Nevertheless, the undisputed understanding of the office of the Hungarian court judge as it had been existing since the period of Paul von Forchtenstein is – after deeply discussing the works of Ernst H. Kantorowicz – identified as of probably English origin, namely by the character of Henry de Bracton.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Paul von Forchtenstein iudex curiae (Court Judge) Medieval State Law Hungary Chronicles Frederic II History of Catalonia
Schlagwörter
(Deutsch)
Paul von Forchtenstein iudex curiae (Hofrichter) Mittelalterliches Staatsrecht Ungarn Chronikliteratur Friedrich II. katalanische Geschichte
Autor*innen
Thomas Kath
Haupttitel (Deutsch)
Thota und die Gallicana Gallina quae claudet oculos eius
Hauptuntertitel (Deutsch)
zur Persönlichkeit Pauls von Forchtenstein als iudex curiae im Lichte seiner iberischen Abstammung mit Hinblick auf den staatsrechtlichen Disput in der ungarischen Chronikliteratur des 14. Jahrhunderts
Publikationsjahr
2020
Umfangsangabe
548 Seiten : Illustrationen, Diagramme, Karten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Hans-Georg Hermann ,
Adelheid Krah
Klassifikation
86 Recht > 86.09 Rechtsgeschichte
AC Nummer
AC16177437
Utheses ID
57884
Studienkennzahl
UA | 783 | 101 | |