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Tanzend die Grenzen des Körpers sprengen
Annäherung an eine Poetik des Tanzes anhand von ausgewählten Texten des frühen 20. Jahrhunderts
Lisa Marielle Neuner
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Lehramtsstudium UF Deutsch UF Englisch
Betreuer*in
Susanne Hochreiter
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.65467
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-24713.58452.465473-6
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Diese Diplomarbeit nimmt sich, entgegen bestehender Behandlungen des literarischen Tanz- Motivs, einer queerenden Re-Lektüre dieses Forschungsgegenstandes an. Es wird gezeigt, dass dem Tanz in der deutschsprachigen Literatur, nebst seiner traditionellen Funktion des Inszenierens konventioneller Weiblichkeit, welches im Blick des männlich-heterosexuellen Begehrens situiert ist, auch das Potential zur subversiven Umgestaltung von Körperverständnis und zur Destabilisierung von Identität innewohnt. Das Korpus begründet sich durch die Auswahl unterschiedlicher Tanz-Texte, die je repräsentativ für einen spezifischen Aspekt des Tanzdiskurses um 1900 stehen: Lulu von Frank Wedekind, Und Pippa tanzt! von Gerhart Hauptmann, Die Nächte der Tino von Bagdad von Else Lasker-Schüler und Der fromme Tanz von Klaus Mann. Diese Texte werden vor allem in Hinblick auf Fragen der literarischen Darstellung von Identitäts-Konstruktion sowie der Inszenierung von Geschlecht und Begehren analysiert. Die Analyse der Texte des früheren 20. Jahrhunderts wird von einem queer-feministischen Standpunkt aus unternommen und fragt nach dynamischen Formen der Grenzüberschreitung, sei es auf körperlicher, auf gesellschaftspolitischer, oder auf bewusstseinsbezogener Ebene. Um dies veranschaulichen zu können, wurden die theoretischen Überlegungen zum Phänomen Tanz Friedrich Nietzsches, Stéphane Mallarmés und Jaques Derridas sowie die Körpertheorien Jean Baudrillards und Jean- Luc Nancys als Analyseinstrumente herangezogen. Es wird also gezeigt, inwieweit das literarische Motiv Tanz normierte Körperverständnisse herausfordert, indem es eine Poetik dynamischer, queerer fluider Körper entstehen lässt. Durch ihre expressiven tänzerischen Bewegungen unterwandern diese Körper hegemoniale Herrschaftsstrukturen, sprengen die Grenzen der heterosexuellen Matrix und finden, ganz im Sinne Jacques Derridas, neue Choreographien, die im Zeichen der Non-Normativität und Pluralität stehen: Getanzte queere Interventionen.
Abstract
(Englisch)
This thesis addresses the question as to how dancing bodies and the inherent concepts of sex, gender, and desire are being represented in early 20th century German literature. By doing so, I make use of the methodological approach of queer reading. Analyzing parallels and differences between Frank Wedekinds Lulu, Gerhart Hauptmanns Und Pippa tanzt!, Else Lasker-Schülers Die Nächte der Tino von Bagdad, and Klaus Manns Der fromme Tanz, a trend can be identified, namely that the dance theme illustrates a complex, nuanced, fragmented, ecstatic, and queer image of identity. Despite many critics’ conception of the literary dace theme being a symbol of normative female sexuality, heteronormative gender performance, and heterosexual desire, which are equally encoded in the dominant patriarchal order, the Dionysian dancers (Pippa, Huhn, Tino, Minn, and Paulchen) illustrate a new way of writing the dancing body. Since these bodies seem to deny any form of clear categorization, they engage in a destabilization of fixed conceptions of femininity as well as masculinity. The dancers illustrate a complex depiction of (bodily) being, that ceases to have anything to do with the idea of fixed identity. My objective is to connect theoretical insights of philosophical and political thinkers on dance to the field of literary studies. Further, I want to highlight how literature shapes and vice versa is shaped by the art form of dance. Thus, this thesis aims at showing how these two modes of human expression can enter into an aesthetic dialogue. Through undertaking a queer reading of the dance theme in modernist German literature, and by considering the historical context of the discursive representation of dance, we can detect the texts’ celebration of chaos, metamorphosis, non-normativity, alternative forms of being – of bodies, sexualities and desire – and their underlying subversive sociopolitical strategies.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
dance German literature body choreography dancer gender identity gender performance gender studies cyborg feminism queer studies queer theory queer reading desire femininity masculinity cross-identification heteronormativity fragmented bodies posthuman bodies Dionysian chaos deconstruction Frank Wedekind Gerhart Hauptmann Else Lasker-Schüler Klaus Mann Lulu Die Nächte
Schlagwörter
(Deutsch)
Tanz Literatur der Jahrhundertwende Sprachkrise Körper Choreographie Tänzer*in Geschlechtsidentität Gender Studies Cyborg Feminismus Queer Studies Queer Theorie Queer Reading Begehren Weiblichkeitskonzeptionen Männlichkeitskonzeptionen Subjektkonstitution Heteronormativitätskritik Identitätskritik Fragmentierung Dionysisch Chaos Dekonstruktion Grenze Frank Wedekind
Autor*innen
Lisa Marielle Neuner
Haupttitel (Deutsch)
Tanzend die Grenzen des Körpers sprengen
Hauptuntertitel (Deutsch)
Annäherung an eine Poetik des Tanzes anhand von ausgewählten Texten des frühen 20. Jahrhunderts
Publikationsjahr
2020
Umfangsangabe
157 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Susanne Hochreiter
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.00 Sprach- und Literaturwissenschaft: Allgemeines ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.71 Literaturgeschichte ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.90 Literatur in Beziehung zu anderen Bereichen von Wissenschaft und Kultur ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.93 Literarische Stoffe, literarische Motive, literarische Themen ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.94 Literarische Einflüsse und Beziehungen, Rezeption ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.08 Deutsche Sprache und Literatur
AC Nummer
AC16159158
Utheses ID
57984
Studienkennzahl
UA | 190 | 333 | 344 |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1