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Rekonstruktion des Weltbegriffs in der neuen Politischen Theologie
die innere Entwicklung des Weltkonzepts von Johann Baptist Metz von der "Theologie der Welt" ([1]1968) über "Glaube in Geschichte und Gesellschaft" ([5]1992) bis hin zur "Memoria passionis" (2006)
Sieglinde Piringer
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Katholisch-Theologische Fakultät
Betreuer*in
Johann Reikerstorfer
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.6459
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29599.04717.894955-7
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
J.B. Metz verfasste, gestützt auf die biblischen Traditionen, seine neue Politische Theologie als eine praktische Fundmentaltheologie, gegenüber neuzeitlichen Theorieansätzen als eine Theologie "mit dem Gesicht zur Welt". In "Glaube in Geschichte und Gesellschaft" (1992) stellt er die Intention der neuen Politischen Theologie vor als Apologie der Hoffnung, dass der Gott der Lebenden und der Toten alle Menschen in das Subjektsein vor seinem Angesicht ruft. In kritischer Auseinandersetzung mit der Aufklärung stellt er die Frage nach diesem Subjektsein des Menschen. Subjekt, Alterität und Praxis werden zu den Leitbegriffen der praktischen Fundamentaltheologie. Diese baut auf ein Weltverständnis auf, das bereits im Buch "Zur Theologie der Welt" (1968) dargelegt wurde. Die Welt sei nicht als widergöttliches Element, nicht als numinose Natur zu sehen, sondern als eine "weltliche" Welt, von Gott in die Eigenständigkeit und in das Anderssein freigesetzt und als solche angenommen: Welt als eschatologische Tat Gottes, als Geschichte und Tat des Menschen, als veränderbare und widersprechende, mit ihrer Herkunft aus der Stunde Christi und mit unverfügbarer Zukunft. Dieses Weltverständnis wird in "Memoria passionis" (2006) geöffnet und konkretisiert auf die schwer wiegenden Herausforderungen der Zeit hin, begleitet von der Frage nach der Verantwortung der Christen und nach ihren Hoffnungspotentialen: Die Katastrophe von Auschwitz bedeutet die Konfrontation mit dem Erschrecken und der Scham über den Menschen sowie mit den Leiden der Unschuldigen und den Opfern der Geschichte, mit der sich aufdrängenden Theodizeefrage und der Frage nach dem Umgang mit diesen Leiden innerhalb der Theologie. Diese Katastrophe ist im Zusammenhang mit der elementaren Krise zu sehen, die, als "Tod Gottes" proklamiert, eine Krise des Menschen ist, der durch Geschichts- und somit Identitätsverlust in einer anonymen Evolution zu seinem eigenen Experiment geworden ist. Als elementare Antwort darauf gilt die erneute Rede von Gott, die aus der Rede zu Gott, dem Gebet, stammt, in dem der Mensch seine Identität und Würde wieder finden kann. Im Prozess der Globalisierung ist nach einem wahrheitsfähigen Kriterium der Verständigung zwischen den Religionen und Kulturen zu fragen. Ein Modus der Anerkennung des ungleichen Anderen, die Anerkennung der Autorität der Leidenden und Compassion als Mitleidenschaft weisen die Richtung zu einer gemeinsamen Weltverantwortung und Weltgestaltung. Die Welt mit den Passionsgeschichten der Menschheit verbindet sich mit der einen Passion Jesu, des Gotteszeugen. Diese memoria als "gefährliche " Erinnerung öffnet die Welt aus ihrer Verschlossenheit zum Widerstand und zu einer leidenschaftlichen Rückfrage auf den Gott der Gerechtigkeit hin. Weltgeschichte und Leidensgeschichte wachsen in eins zusammen und drängen die Theodizeefrage in das Zentrum der Theologie, die die Gottesfrage als Theodizeefrage und somit als die eschatologische Frage ausarbeiten muss. Angesichts des Pluralismus der Wahrheits- und Geltungsansprüche ist zuletzt die Frage nach der Wahrheitsfähigkeit einer memoria passionis gestellt. Erinnerung als Leidenserinnerung, Erzählung und Solidarität erweisen sich als wahrheitsfähige Basiskategorien und führen zum Grundkriterium der Universalismusfähigkeit: Zur Anerkennung der Autorität der Leidenden, die für die Christen der Ort der Gottesbegegnung sind. Als Erinnerungs- und Erzählgemeinschaft ist die Kirche in "Theologie der Welt" beschrieben als das Zeichen der Konsekration der Welt, deren Geschichte trotz aller Verschattungen Heilsgeschichte ist und für die in ihrer endzeitlichen Vollendung "Gott alles in allem" sein wird. Sie wird sich als polyzentrische Weltkirche erweisen müssen, indem sie Freiheit und Gerechtigkeit für alle sucht und als Gemeinschaft eine Kultur der Anerkennung der Anderen in ihrem Anderssein verwirklicht und so für das Subjektsein aller eintritt. Angefügt ist ein kurzer Abriss über die Geschichte der Politischen Theologie.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Die neue Polische Theologie als praktische Fundamentaltheologie Theologie mit dem Gesicht zur Welt Weltbegriff im Wandel (Auschwitz, Gotteskrise, Globalisierung, Leidensgeschichte der Menschheit, Theologie als Theodizee, Wahrheitsfähigkeit der Leidenserinnerung und Universalismus)
Autor*innen
Sieglinde Piringer
Haupttitel (Deutsch)
Rekonstruktion des Weltbegriffs in der neuen Politischen Theologie
Hauptuntertitel (Deutsch)
die innere Entwicklung des Weltkonzepts von Johann Baptist Metz von der "Theologie der Welt" ([1]1968) über "Glaube in Geschichte und Gesellschaft" ([5]1992) bis hin zur "Memoria passionis" (2006)
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
112 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Johann Reikerstorfer
Klassifikationen
08 Philosophie > 08.38 Ethik ,
11 Theologie > 11.60 Systematische Theologie: Allgemeines
AC Nummer
AC08086341
Utheses ID
5817
Studienkennzahl
UA | 011 | | |
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