Detailansicht

Und nun hieß es: cecidit, cecidit Babylon!
eine Emotionsgeschichte der Churer Geistlichen in Tirol von 1806-1809
Thomas Ortler
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Geschichte
Betreuer*in
Franz X. Eder
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.66232
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-11485.96175.978952-5
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Das Jahr 1809 bildet nach wie vor den Grundstein im kollektiven Gedächtnis Tirols. Die historiographische Aufarbeitung ging dabei mit der gesellschaftlichen einher und konnte vor allem in den letzten beiden Jahrzehnten eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte vorantreiben. Fasst man den wissenschaftlichen Diskurs über die Aufstände von 1809 zusammen, so lässt sich folgender Grundtenor erkennen: Der von der bayrischen Besatzung katalysierte Säkularisierungsprozess traf die traditionelle Gesellschaft in Tirol besonders heftig. Die Kleriker und Stände förderten aufgrund des immanenten Machtverlusts eine Rebellion seitens des Volkes. Diese Propaganda kulminierte im Jahre 1809 in mehreren Kriegskampagnen durch die Tiroler Bevölkerung. Dieser Schluss mag in vielerlei Hinsicht einleuchten, er gibt uns jedoch keine Antwort auf das allgegenwärtige Paradoxon von 1809: Wie konnte eine breite Bevölkerungsschicht von Bauern dazu gebracht werden, ihr Leben für den Klerus und den Adel zu riskieren, um einem wesentlich demokratischeren System den Krieg zu erklären? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen sind in dieser Arbeit noch kaum erforschte Ego-Dokumente einer kleinen geistlichen Randgruppe, nämlich der Kleriker vom churischen Bistumsanteil in Tirol, untersucht worden. Die Analyse erfolgte nach der Methodik der Mikrogeschichte und den Theorien der Emotionsgeschichte. Dabei konnte festgestellt werden, dass die untersuchten Personen einer bestimmten Form des emotionalen Leidens (Emotional Suffering) ausgesetzt waren, welches vor allem durch die Uneinigkeit der staatlichen und kirchlichen Entscheidungsträger entstand. Die dadurch in einen Konflikt katapultierten Geistlichen fanden einen Ausweg (Emotional Refuge) aus diesem Dilemma, indem sie ihre emotionalen Bedürfnisse in Form einer martyriologischen Selbstdarstellung auslebten. Diese unterlag dabei einer präzisen Verhaltens- und Erzählungstechnik, die vor allem aus den frühchristlichen Märtyrergeschichten entnommen wurde. Der Glaubenskrieg von 1809 ist demnach nicht aus einer koordinierten Hetzkampagne entstanden. Entscheidend war eine emotionalisierte Wahrnehmung des Konflikts, die eine klare Zuordnung von Tätern und Opfern bzw. „Heiden“ und „Märtyrern“ zuließ.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Tirol 1809 Emotionsgeschichte Mikrogeschichte Churer Klerus
Autor*innen
Thomas Ortler
Haupttitel (Deutsch)
Und nun hieß es: cecidit, cecidit Babylon!
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine Emotionsgeschichte der Churer Geistlichen in Tirol von 1806-1809
Publikationsjahr
2021
Umfangsangabe
110 Seiten : Karte
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Franz X. Eder
Klassifikation
15 Geschichte > 15.08 Sozialgeschichte
AC Nummer
AC16181213
Utheses ID
58667
Studienkennzahl
UA | 066 | 803 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1