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(De)konstruktion
Geschlechterpolitik in der Popmusik der Gegenwart
Nina Victoria Ebner
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Betreuer*in
Andrea Seier
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.69530
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-11089.32995.476080-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Viele verbinden mit Popmusik ausgefallene Bühnenshows, melodische Texte zum Mitsingen und Mittanzen oder ganz einfach die erste große Liebe aus bunten Jugendmagazinen. Popmusik ist massenwirksam, hat eine kollektive Wirkung für die Rezipient*innen und hat das Potential, gesellschaftliche Strukturen zu hinterfragen, aufzubrechen – gerade, weil sie so stark an menschliche Empfindungen geknüpft ist. Sie entsteht aus gesellschaftlichen Prozessen heraus und stellt alter-native Ansichten zur Disposition – und ihre Wirkung entsteht aus diesem Wechselspiel. Hier entfaltet sich ein queer-politisches Potential, das hegemoniale Strukturen offenlegen und kritisieren kann. Die Tendenz, die Dominanz der heteronormativen Zweigeschlechtlichkeit in der Gesellschaft auf die Probe zu stellen, ist in internationalen Performances derzeit verstärkt abzulesen. Eindeutige visuelle Strategien, die zu einem solchen Ergebnis führen, können aber nicht generalisiert festgehalten werden. Sie können aber anhand von Beispielen erarbeitet werden – dieser Versuch wird in der vorliegenden Masterarbeit unternommen. Konkret wird untersucht, inwiefern bei Repräsentationen von Pop-Sänger*innen, die sich explizit einer Zuordnung im binären Geschlechtersystems entziehen, queer-politische Strategien der In-tervention erkennbar sind. Dafür werden zwei Personen herangezogen, die sich als genderfluide in der Öffentlichkeit zu verstehen geben – Sam Smith und Dorian Electra. Es wird jeweils eine Fotostrecke und ein Musikvideo besprochen, bevor es zu einer Gegenüberstellung der beiden Akteur*innen kommt. Durch diese vergleichende Betrachtung wird geklärt, welche Elemente die Künstler*innen einen und welche sie voneinander unterscheiden, woraus ein Überblick über die angewandten Strategien im Sinne einer queer-politischen Haltung generiert wird. Das Analyseinstrumentarium wird dabei zu großen Teilen bei Antke Engel (2009) entlehnt und geht damit zurück auf gendertheoretische Grundlagen, die im Zuge einleitender Kapitel angeführt werden. In den Untersuchungen kommt es zu einer komplexen Schnittstelle der Disziplinen Medienwissenschaft, Genderstudies, Tanzwissenschaft und Musikwissenschaft, mit der nach wissenschaftlichem Standard umgegangen werden musste. Aus den Untersuchungen ergibt sich letztlich die Erkenntnis, dass sich die Annahme, dass Gen-derfluidity Potential hat, als politische Positionierung instrumentalisiert zu werden, bestätigt. Die Vorstellung einer rigiden Zweigeschlechtlichkeit wird gegen ein Schema getauscht, das einen ständigen Wandel zwischen geschlechtlichen Selbstverständnissen ermöglicht – und diese private Entscheidung lässt sich in medialen Performances auch im Sinne einer geschlechtlichen Unfixierbarkeit, einer Flüchtigkeit und Unkontrollierbarkeit umsetzen. Mit der öffentlichen Bekennung zu einem non-hegemonialen Identitätsentwurf wird bereits ein politisches Statement gesetzt, inwiefern jener eine Rolle in Performances spielt, ist eine individuelle gestalterische Maßnahme. Trotzdem lässt sich bei beiden Sänger*innen in unterschiedlichem Ausmaß eine Abwendung von stereotypen Verhaltensweisen und Körperinszenierungen beobachten, die eine Kategorisierung im Sinne von Weiblichkeit und Männlichkeit erschwert. Elemente, die für dieses Ergebnis berück-sichtigt werden, sind etwa Körperhaltung, Tanz, Mimik, Gestik, Kleidung, speziell weiblich oder männlich codierte Accessoires sowie der geschaffene Kontext durch die Bildkomposition. Die ausgewählten Musiker*innen der Popmusik-Branche haben sich gerade durch ihre Unter-schiedlichkeit als sehr aussagekräftig im Vergleich herausgestellt. Keine Geschlechteridentität bringt strikte Inszenierungsstrategien mit, keinen Katalog von Darstellungsmodi, aus dem gewählt werden kann. Doch es hat sich gezeigt, dass Genderfluidity und die damit einhergehende Wan-delbarkeit hinsichtlich der Geschlechteridentitäten gerade bei medialen Performanzen ausge-drückt werden kann, weil es nicht zu einer Ablehnung von Kategorisierungen kommt, sondern um ihre Offenlegung. Es ist das Spiel mit bestehenden Codes, das Genderfluidity im Bühnenkonzept subversives Deutungspotential erreichen lässt. Es wird ein Umdenken gefordert, indem auf starre Konzepte rekurriert wird, die es gilt zu hinterfragen. Es geht nicht um die radikale Ablösung von allem bisher dagewesenen, sondern um das Changieren zwischen den Normen, um das Erreichen einer Auflockerung der Grenzziehungen. Das betrifft das Identitätskonzept als subjektive Entscheidung sowie seine mediale Inszenierung.
Abstract
(Englisch)
Many people associate pop music with fancy stage shows, melodic lyrics to sing and dance along to, or simply the first great love from colourful youth magazines. Pop music has mass appeal, has a collective effect on its recipients, and has the potential to question and break down social struc-tures – precisely because it is so strongly linked to human feelings. It emerges from societal pro-cesses and puts alternative views up for discussion. This kind of interaction creates the respective effect. The queer political potential that emerges in this process has the ability to reveal and cri-tique hegemonic structures. The tendency to question the dominance of the heteronormative bi-nary system of the society is currently increasingly evident in international performances. Howev-er, clear visual strategies that lead to such a result cannot be generalized. They can only be worked out individually on the basis of examples. This attempt is made in this master's thesis. Specifically, it will be examined to what extent queer-political strategies of intervention are recog-nizable in representations of pop singers who explicitly refuse to be assigned to the binary gender system. For this purpose, two individuals who present themselves as genderfluid in public will be described: Sam Smith and Dorian Electra. A photo series as well as a music video of each per-former are discussed before a comparison of them can be made. Through this comparative view it will be clarified which elements the artists have in common and which elements distinguish them from each other. Furthermore, an overview of the applied strategies in the sense of a queer-political stance will be generated. The analytical tools are largely borrowed from Antke Engel (2009) and thus go back to gender-theoretical foundations that are cited in the introductory chap-ters. Regarding the investigations, there is a complex interface between the disciplines of media studies, gender studies, dance studies and music studies, which must be dealt with according to scientific standards. In conclusion, the investigations confirmed the assumption that genderfluidity has the potential to be instrumentalized as a political positioning. A rigid binary organized structure of the society is substituted with a schema that allows the constant change between gender self-understandings. These private decisions can also be implemented in media performances in the sense of a gender unfixability, a volatility and uncontrollability. With the public confession to non-hegemonic identi-ties, a political statement is already made. However, the extent to which this plays a role in per-formances is an individual creative measure. Nevertheless, both presented artists are rejecting stereotypical behaviours and body staging to different degrees. This makes a categorization in the sense of femininity and masculinity impossible. Elements that are taken into account for this result include posture, dance, facial expressions, gestures, clothing, accessories specifically coded as female or male, and the context created by the image composition. The selected performers from the pop music industry proved to be very useful in the comparison because of their differences. No gender identity requires specific staging strategies, there is no set of modes of representation from which to choose. But it has been shown that gender fluidity and the accompanying changeability with regard to gender identities can be expressed precisely in media performances, because it is not a matter of rejecting categorizations, but of revealing them. It is the play with existing codes that allows genderfluidity to achieve subversive potential in stage concepts. A rethinking is demanded by recourse to rigid concepts that need to be ques-tioned. This does not imply the radical elimination of everything that has existed up to now. It is rather about oscillating between norms and breaking down boundaries. This concerns the concept of identity as a personal decision as well as its staging in the media.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
performativity sexuality identity popmusic performance show Sam Smith Dorian Electra genderfluidity gender politics queer studies gender studies
Schlagwörter
(Deutsch)
Performativität Sexualität Popmusik Geschlechteridentität Performanz Gender Studies Medienwissenschaften Film Musikvideo
Autor*innen
Nina Victoria Ebner
Haupttitel (Deutsch)
(De)konstruktion
Hauptuntertitel (Deutsch)
Geschlechterpolitik in der Popmusik der Gegenwart
Publikationsjahr
2021
Umfangsangabe
128 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Andrea Seier
Klassifikation
24 Theater > 24.65 Jazzmusik, Popmusik, Rockmusik
AC Nummer
AC16221257
Utheses ID
58965
Studienkennzahl
UA | 066 | 583 | |
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