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Interkulturelle und sozialethische Betrachtungen zur indigenen Kultur in Hispanoamerika im Kontext der spanischen Conquista
Gerald Schmid
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Interdisziplinäres Masterstudium Ethik für Schule und Beruf
Betreuer*in
Heinz Krumpel
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.69709
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-11113.63539.983663-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind die präkolumbianischen Kulturen im Bereich von Mittel- und Südamerika, sie entwickelten sich stufenweise auf ein sehr hohes Niveau. Ihren Höhepunkt erreichten sie bei den Inka und Azteken vor allem jedoch bei den Maya. Die skrupellose Eroberung dieser Gebiete vor allem durch Spanier und Portugiesen stellte einen wesentlichen Einschnitt in alle Lebensbereiche der autochthonen Bevölkerung dar, der eine direkte und unbeeinflusste Weiterentwicklung dieser Kulturen praktisch unmöglich machte. Die folgende Entwicklung der Kulturen in dieser Region wurde nach der Eroberung durch europäische Mächte sehr stark und nachhaltig von diesen Kolonialmächten beeinflusst. Um einige Aspekte der Eroberungen der Europäer, vor allem in Süd- und MIttelamerika aufzuzeigen, werden exemplarisch Vorgänge bei den Inka, den Maya und den Guaraní dargestellt. Zuerst wird die Lebenswelt in diesen Kulturen geschildert, danach die abrupten Änderungen, die durch die Conquista erzwungen wurden. Schließlich wird noch der Frage nachgegangen, wie es anders hätte weitergehen können mit diesen Kulturen bzw. welche Eingriffe sich auf die weitere Entwicklung in diesen Gebieten besonders stark ausgewirkt haben und wie diese Entwicklungen zu bewerten sind. In der heutigen Zeit versteht man unter Inka (Mehrzahl Inka oder Inkas) eine indigene Kultur in Südamerika, im engeren Sinn werden aber eigentlich der ursprünglichen Bedeutung nach mit dem Wort Inka nur die herrschenden Personen dieser indigenen Kulturen bezeichnet. Zur Zeit der spanischen Conquista umfasste die indigene Kultur der Inka etwa 200 ethnische Gruppen die sich im Norden vom heutigen Ecuador bis nach Chile und Argentinien im Süden erstreckten. In der vorliegenden Arbeit wird vor allem auf die Lebensumstände der Inka eingegangen, um zu zeigen, wie sich diese im Zuge der Eroberung durch die Spanier verändert haben. Der Themenkomplex der Mythologie erstreckte sich dabei über sämtliche Lebensbereiche und alle menschlichen Tätigkeiten und beeinflusste und bestimmte damit das gesamte Leben. Sozialethische, religiöse und philosophische Fragestellungen gingen genauso in die Mythologie mit ein wie naturwissenschaftliche und lebensweltliche Erkenntnisse. Die Mythologie wirkte aber wiederum auf alle Bereiche zurück, so wurden zum Beispiel Erkenntnisse aus dem Bereich der Mathematik (Zahlensymbolik) oder Astronomie mythologisch interpretiert und fanden dann in der Landwirtschaft, dem Militärwesen, der Kunst, der Medizin und vielen anderen Bereichen wieder ihre praktische Anwendung. Diese ursprüngliche indianische Bevölkerung im Siedlungsbereich der Anden und der umliegenden Gebiete brachte es in einigen Bereichen auf ein Niveau, das zu dieser Zeit kaum auf einem anderen Kontinent zu finden war. Besondere Bekanntheit erlangte bei den Inka z. B. das gut ausgebaute Straßensystem, das auch sehr unwegsames Gelände (z. B. hohe Berge) durchzog und es den Menschen erlaubte, in bemerkenswert kurzer Zeit riesige Distanzen zu überwinden. Parallel dazu entwickelten sie ein sehr effizientes Postsystem, das diese Straßen optimal nutzte. Die weltberühmte, nordwestlich von Cusco gelegene Stadt, Machu Picchu (übersetzt: Alter Gipfel) wurde sehr kurz vor der spanischen Conquista errichtet und bekanntlich erst ab 1911 einem größeren Personenkreis erschlossen. Von den Spaniern (und später auch anderen Europäern) wurde die Stadt allerdings sehr wahrscheinlich schon weit früher entdeckt. Obwohl im Zuge der katholischen Missionierung ganze Landstriche entvölkert wurden und die Conquistadoren bestrebt waren, die präkolumbianischen Kulturen radikal zu missionieren und in einige Fällen auch auszurotten, blieben einige wesentliche Schriftstücke (auch Codices) und genügend Artefakte erhalten um ein relativ gutes Bild von der Zeit vor Kolumbus nachvollziehen zu können. Auch bei den Maya war die Situation ähnlich wie bei den Inka: Ihre Mythologie bzw. Religion durchsetzte alle Lebensbereiche, auch ethische und philosophische Fragestellungen wurden in diesen Komplex eingebunden und eine gut ausgebildete Priesterschaft versuchte, den Menschen die Welt der Götter bzw. diverse okkulte Fragestellungen verständlich zu machen. Bekannt sind die Maya auch für ihre Errungenschaften in der Astronomie aber auch in der Architektur, Kunst, Landwirtschaft sowie im Militärwesen. Der bekannte Maya-Kalender beispielsweise übertrifft in seiner Genauigkeit nicht nur den Julianischen sondern auch den Gregorianischen Kalender. Trotz der skrupellosen Vorgehensweise der Spanier blieben einige wichtige Schriftstücke und Artefakte bis heute erhalten, sodass man ein relativ umfassendes Bild auch von der präkolumbianischen Phase in den angesprochenen Gebieten entwerfen kann. Ein völlig anderes Bild bot sich bei den Jesuitenreduktionen in Südamerika, die von gut ausgebildeten Priestern geführt wurden und die zum Ziel hatten, der autochthonen Bevölkerung ein besseres Leben zu ermöglichen und sie im Sinne einer humanistischen Lebensauffassung zu erziehen. Der Disput im spanischen Valladolid 1550-1551 zwischen Bartolomé de Las Casas und Juan Ginés de Sepúlveda über das Menschsein der Indianer und die neue Naturrechtsauffassung von Francisco de Vitoria aus Salamanca regte die Jesuiten zu sozialethischen Überlegungen an. Zwar war es für die, in den Siedlungen lebenden Guaraní auch unausweichlich, den christlichen Glauben anzunehmen, davon abgesehen wurden sie aber nicht in einer Form unterdrückt oder gar getötet, wie es in den meisten anderen, von den Europäern eroberten Gebieten üblich war. Wesentlich ist auch, dass die Jesuiten nicht bezweifelten, dass die Mitglieder der indigenen Bevölkerung jedenfalls Menschen waren. Die Jesuiten betrachteten die Eingeborenen als ihre Schüler, die sie bestmöglich ausbildeten und die sie im Notfall auch beschützten. Da die religiös-mystischen Vorstellungen der Guaraní starke Parallelen zur christlichen Religion aufwiesen, war ein relativ sanfter Übertritt möglich, ohne dass alles was bisher die Basis des Glaubens bildete, radikal ausgelöscht werden musste. Die Guaraní lebten in den Wäldern Südamerikas ein relativ einfaches und bescheidenes Leben als Halbnomaden, sie sind auch nicht für Höchstleistungen in wissenschaftlichen Disziplinen wie z. B. der Mathematik oder Astronomie bekannt, vielleicht war gerade deshalb ihr Übertritt zur christlichen Religion deutlich einfacher als in den anderen vorgestellten Fällen.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Ethik Jesuiten Conquista
Autor*innen
Gerald Schmid
Haupttitel (Deutsch)
Interkulturelle und sozialethische Betrachtungen zur indigenen Kultur in Hispanoamerika im Kontext der spanischen Conquista
Publikationsjahr
2021
Umfangsangabe
114 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Heinz Krumpel
Klassifikation
08 Philosophie > 08.38 Ethik
AC Nummer
AC16415165
Utheses ID
59273
Studienkennzahl
UA | 066 | 641 | |
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