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Cut around the world
Anerkennung und Interaktion im Pop-Up-Frisiersalon
Carmen Subota
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Internationale Entwicklung
Betreuer*in
Vera Brandner
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.69766
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-11122.14097.607972-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Sich die Haare schneiden zu lassen ist für viele Menschen eine Alltagserfahrung. Die Erforschung dieser, als gewöhnlich wahrgenommene Erfahrung, und die damit in Verbindung stehenden Interaktionen und sozialen Phänomene, birgt jedoch auch das Potenzial für neue Beiträge und Verknüpfungen für den wissenschaftlichen Diskurs. Die vorliegende Masterarbeit hat als Untersuchungsgegenstand und Forschungsfeld ein Projekt, in dessen Rahmen zwischen 2017 und 2018 Pop-up-Frisiersalons (cut around the world, CATW) im öffentlichen Raum in Wien, Österreich, als Orte der Begegnung und der Interaktion geschaffen wurden. Zudem werden das Frisierhandwerk, sowie einige der damit verbundenen sozialen und gesellschaftlichen Dynamiken und Interaktionen nachskizziert. Durch das Angebot eines Haarschnitts im öffentlichen Raum und vor Publikum, anstelle der vertrauten Intimität und Privatheit eines klassischen Friseursalons, wurde Menschen - neben dem Angebot eines Haarschnitts durch ein transkulturelles Friseur*innen Team - weiters auch die Möglichkeit gegeben, miteinander in Interaktion zu treten. Von besonderem Interesse war dabei die Frage, was Menschen dazu motiviert bei diesen Haarschneide-Aktionen vor bzw. als Publikum mitzumachen, sowie die Frage nach den vielfältigen Formen der Interaktion die sich dabei beobachten lassen. Daher wurden folgende Forschungsfragen formuliert: Inwiefern unterscheidet sich der Pop-Up-Salon vom klassischen Frisiersalon-Setting? Worin bestehen die jeweiligen Unterschiede? Welche besonderen Formen von Interaktion entstehen im Pop-Up-Salon? Um diesen Fragen nachzugehen wurden angelehnt an Franz Breuers Reflexive Grounded Theory Methode (Breuer et al. 2019) im Rahmen von zwei Fallstudien Daten erhoben und ausgewertet. Im Vergleich zum klassischen Frisiersalon gibt es im Pop-Up-Salon nicht zwei, sondern drei Akteur*innen: Friseur*in, Kund*in und Beobachter*in. Die Ergebnisse der empirischen Forschung zeigen, dass sich bei den Akteur*innen das Bedürfnis nach gesellschaftlicher bzw. sozialer Anerkennung und damit auch Wertschätzung zum einen in der Teilnahme des Projekts, aber auch im Haare-tragen selbst ausdrückt. Anerkennung ist nur im Rahmen zwischenmenschlicher Interaktion erfahrbar und hat ein wechselseitiges Sehen und Gesehen-werden als Grundlage. Um dieses Phänomen der Anerkennung zu untersuchen, wurde eine Theorie-Skizze entworfen welche die Akteur*innen bzw. deren Interaktionen im Pop-Up-Salon ins Zentrum stellt und zueinander in Beziehung setzt. Dem formulierten sozialen Phänomen sind Dimensionen wie Persönlichen Indikatoren, Beweggründe und Auswirkungen untergeordnet, welche zugleich das Phänomen begründen. Die empirisch gewonnenen Erkenntnisse werden in weiterer Folge in einen theoretischen Rahmen eingebettet, der sich aus den Erving Goffmans (2009) Verständnis sozialer Interaktionen und Teilen der Anerkennungstheorie nach Axel Honneth (1994) zusammensetzt. Mit dem veränderten Setting des Pop-Up-Salon geht ein Verlust der Intimität und Privatsphäre einher, welche beim Haareschneiden im Salon als wesentlich gilt. Bei CATW sitzen die Kund*innen vor einem Publikum, während sie sich selbst einer äußerlichen Transformation ohne die Selbstkontrolle eines Spiegels, unterziehen. Über das Haareschneiden im öffentlichen Raum kommen folglich Menschen, die zunächst einander unbekannt sind, miteinander ins Gespräch oder nehmen als Beobachter*innen eine wichtige Funktion ein. Sie beraten einander, geben Tipps zum Styling oder Komplimente zur (neuen) Frisur. Beobachter*innen ersetzen meist unaufgefordert den Kund*innen den Spiegel und beschreiben wie sie aussehen. Im öffentlichen Setting des Haareschneidens vor einem Publikum müssen die Akteur*innen sich zuerst überwinden und Vertrauen in die Situation, sowie in ihre Stylist*innen und die anderen Menschen am Setting gewinnen. Dabei zeigten sie sich mutig, spontan und mit der Bereitschaft zur Selbstüberwindung. Die Akteur*innen im Pop-Up-Salon stellen sich den verschiedenen Herausforderungen, welche mit der unvertrauten Situation einhergehen. Dabei ist die Interaktion bzw. Kommunikation über Blicke ein wichtiger Schlüssel, um Vertrauen zu gewinnen und Unsicherheiten loszuwerden. Bei dieser performativen Form des Haareschneidens entwickeln sich Formen der Gruppendynamik, an der sich soziale Phänomene ablesen lassen.
Abstract
(Englisch)
For many people, getting a haircut is a kind of everyday experience. Yet, this seemingly ordinary experience and the interactions and social phenomena associated with it holds the potential for researchers to uncover new scientific insights. This master thesis examines a project, as a part of which a pop-up hairdressing salon (“cut around the world”) was set up in public spaces in Vienna, Austria, in 2017 as a means to create a place of encounter and interaction. Additionally, a light is shown on the art, the history and the complex social and societal dynamics and interactions of hairdressing. By offering a haircut in a public, busy, bustling market atmosphere, in lieu of the familiar intimacy and privacy of a typical Central European hair salon, people were not only offered (the entertainment of) a haircut by a transcultural team of hairdressers in front or as part of an audience, but were also given the opportunity to interact with each other. Compared to the classic hair salon, there are not two but three protagonists in the pop-up salon: hairdressers, customers and observers. Of particular interest was the question of what motivates people to participate in these haircutting actions, as well as which forms of interaction and encounters are facilitated. Consequently, the following research questions were formulated: How does the pop-up salon differ from the traditional hair salon setting? What special forms of interaction arise in the pop-up salon? In order to answer these questions, data from two case studies was collected and analysed based on the Reflexive Grounded Theory Method (Breuer et al. 2019). The results of the empirical research show that the protagonists need for social and societal recognition, particularly in regards to self-esteem, is the underlying driving force. This desire for recognition is expressed on the one hand in the protagonists’ participation in the project and in their willingness to interact, but also in the choice of a hairstyle or haircut itself. Recognition can only be experienced within an interaction and is based on the mutuality of seeing and being seen. In order to investigate this phenomenon of recognition, a theoretical framework was developed that focuses on the protagonists and their interactions in the pop-up salon, containing dimensions such as personal indicators, motivations and effects, which at the same time substantiate the phenomenon. The empirically gained insights are subsequently embedded in a theoretical discourse, which is composed of Erving Goffman's (2009) understanding of social interactions and Axel Honneth's (1994) recognition theory. The exclusive intimacy between a customer and a hairdresser in a typical Central European hair salon no longer prevails in the pop-up salon, which is the most striking difference. This is also due to the absence of a mirror, over which a big part of the conversation between the customer and the hairdresser would usually take place. Through this offer of a haircut in a public space in front of passers-by and the missing mirror, people get into contact with each other or take on an important function as observers. They advise each other, give tips on styling or compliments on the (new) hairstyle. Observers usually replace the customer's mirror by describing to them their new looks. For most of the protagonists initial fears and uncertainties stemming from the unfamiliar situation quickly dissolve. In this performative form of haircutting, forms of group dynamics develop that can be used to analyse social phenomena.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
hair cutting hairsalon social phenomena public spaces pop-up-hairdressingsalon interactions of hairdressing transcultural team encounters recognition Reflexice Grounded Theory Method
Schlagwörter
(Deutsch)
Haare schneiden Frisiersalon soziale Phänomene öffentlicher Raum Pop-Up-Frisiersalon Sehen und Gesehen-werden transkulturelles Team Interaktion Anerkennung Reflexive Grounded Theory Method
Autor*innen
Carmen Subota
Haupttitel (Deutsch)
Cut around the world
Hauptuntertitel (Deutsch)
Anerkennung und Interaktion im Pop-Up-Frisiersalon
Publikationsjahr
2021
Umfangsangabe
127 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Vera Brandner
Klassifikation
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.00 Sozialwissenschaften allgemein: Allgemeines
AC Nummer
AC16431707
Utheses ID
59378
Studienkennzahl
UA | 066 | 589 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1