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Experiencing injustice in long-term unemployment
an interpretative analysis of single cases from Austria and Sweden regarding conceptions and experiences of injustice in the context of long-term unemployment
Marie Chahrour
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Soziologie
Betreuer*in
Elisabeth Scheibelhofer
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.69813
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-11140.02930.230120-1
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Masterarbeit legt den Fokus auf subjektive Gerechtigkeitsvorstellungen sowie die Erfahrungen von Ungerechtigkeit im Kontext von Langzeiterwerbslosigkeit. Grundlegend wird die Annahme verfolgt, dass Ungerechtigkeit in allen Dimensionen des Lebenszusammenhangs erlebt werden kann. Ausgehend von einer sozialkonstruktivistischen methodologischen Grundpositionierung wird Gerechtigkeit als umkämpftes, normatives Konzept verstanden, welches der Legitimierung von Ansprüchen dient. Dabei wird angenommen, dass sich Gerechtigkeitsvorstellungen vor allem in Auseinandersetzung mit persönlich erlebten Missständen im täglichen Leben entfalten. Eine geschlechtersoziologische Perspektive auf Gerechtigkeit mit besonderem Fokus auf Anerkennung ermöglicht es, basierend auf Einzelfällen exemplarisch zu rekonstruieren, in welchen Dimensionen des Lebenszusammenhangs Missstände als verletzte Gerechtigkeitsansprüche formuliert werden. Mithilfe einer analytischen Differenzierung zwischen Ansprüchen und Wünschen wird herausgearbeitet, welche Gerechtigkeitsprinzipien für die Formulierung von Ansprüchen dienen. Gleichzeitig wird aufgezeigt, in welchen Lebensbereichen normative Bezugspunkte fehlen, und Missstände daher als Wünsche formuliert werden. Narrative Interviews mit langzeiterwerbslosen Personen in Österreich und Schweden bilden die empirische Grundlage, auf der mittels der hermeneutischen Interpretationstechnik der „Feinstrukturanalyse“ theoretische Generalisierungen zu den normativen Bedingungen von Gerechtigkeitsvorstellungen entwickelt wurden. Basierend auf fünf Einzelfallrekonstruktionen wurden unterschiedliche Aspekte persönlich erlebter Missstände im Kontext von Langzeiterwerbslosigkeit herausgearbeitet und in Zusammenhang mit Gerechtigkeitsvorstellungen gesetzt. Die Perspektive auf den Lebenszusammenhang zeigte, dass, während öffentliche Dimensionen des Lebens, wie beispielsweise Erwerbsarbeit, als starker normativer Bezugspunkt für Gerechtigkeitsansprüche dienen, Missstände in privaten Lebensbereichen, nicht als ungerecht bezeichnet werden. Insbesondere Missstände bezüglich mentaler und physischer Gesundheit werden von den Interviewpartner*innen als Wünsche anstatt als verletzte Ansprüche gerahmt. Dieses Ergebnis wurde auf ein fehlendes normatives Recht auf Selbstsorge im Kontext von Langzeiterwerbslosigkeit zurückgeführt. Gleichzeitig verweist die Analyse darauf, dass strukturelle Zuschreibungen individueller Verantwortung für prekäre Lebenssituationen die Möglichkeiten erschweren, eine ungerechte Behandlung als solche zu artikulieren. Insgesamt ist die Erfahrung von Ungerechtigkeit im Kontext von Langzeiterwerbslosigkeit maßgeblich durch Machtstrukturen von Institutionen und Organisationen geprägt, welche die normativen Rahmenbedingungen bilden, um persönlich erlebte Missstände zu kritisieren.
Abstract
(Englisch)
This master thesis focuses on conceptions and experiences of injustice in the context of long-term unemployment and starts from the assumption that injustice can be experienced in all dimensions of life arrangements. Taking on a social constructivist methodological position, justice is understood as a contested, normative concept that serves as a legitimising basis for formulating entitlements. I suggest that injustice conceptions can be reconstructed based on narrations about subjectively experienced grievances in every-day-life. Building on theory of recognition and a gender-sociological perspective on (in)justice, the interpretative analysis of five single cases reveals which dimensions of life become relevant for justice claims and which not, despite severely experienced grievances. By applying an analytical distinction between claims and wishes, it becomes visible which justice principles are used as a normative frame of references for claiming injustice. At the same time, this differentiated perspective reveals in which dimensions of life, a normative framework is missing, and grievances are therefore framed as wishes. Narrative interviews with long-term unemployed persons living in Austria and Sweden form the empirical basis of this thesis. Applying the hermeneutical interpretation technique of the ”fine-structure-analysis“ enabled theoretical generalisations about injustice conceptions to be made. Based on five in-depth single case reconstructions, different dimensions of experienced grievances in long-term unemployment are explored. The interpretative analysis showed that injustice experiences in long-term unemployment are mainly characterised by violations against various justice principles, such as the idea of humanitarian equality, legitimate social hierarchies, expectations of recognition, and the right to autonomy. Moreover, the perspective on life arrangements revealed that while public dimensions of life, such as employment, serve as a normative frame to express claims to justice, grievances in supposedly private life dimensions, such as health, are not perceived as injustice. Especially grievances regarding mental or physical well-being are expressed as wishes instead of entitlements due to the lack of a normative framework to claim a right to self-care. However, the interpretative analysis also showed that structural ascriptions of individual responsibility for precarious living situations make it more challenging to identify and denounce injustice. In summary, the findings suggest that injustice conceptions and experiences are significantly shaped by prevailing power structures of institutions and organisations, which offer or renounce normative patterns to express criticism about personally experienced grievances in long-term unemployment.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
justice long-term unemployment interpretative sociology recognition life arrangements
Schlagwörter
(Deutsch)
Gerechtigkeit Langzeiterwerbslosigkeit interpretative Soziologie Anerkennung Lebenszusammenhang
Autor*innen
Marie Chahrour
Haupttitel (Englisch)
Experiencing injustice in long-term unemployment
Hauptuntertitel (Englisch)
an interpretative analysis of single cases from Austria and Sweden regarding conceptions and experiences of injustice in the context of long-term unemployment
Paralleltitel (Deutsch)
Ungerechtigkeitserfahrungen im Kontext von Langzeiterwerbslosigkeit
Publikationsjahr
2021
Umfangsangabe
155 Seiten
Sprache
Englisch
Klassifikationen
71 Soziologie > 71.04 Ausbildung, Beruf, Organisationen ,
71 Soziologie > 71.79 Soziale Fragen, soziale Konflikte: Sonstiges ,
89 Politologie > 89.52 Politische Psychologie, Politische Soziologie
AC Nummer
AC16237527
Utheses ID
59622
Studienkennzahl
UA | 066 | 905 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1