Detailansicht

Zur Rezeption der metaphysischen Grundlagen von Descartes und Spinoza in Hegels Vorlesungsmanuskripten
Jörg Wegscheider
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Katholisch-Theologische Fakultät
Betreuer*in
Rudolf Langthaler
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.6630
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29841.16661.227369-7
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Was diese Diplomarbeit ist, ist auf der einen Seite ein punktuelles Ausleuchten der Übernahme von cartesischen und spinozanischen Motiven durch Hegel. Punktuell einesteils durch die Auswahl der Quellen – für die Rezeption Spinozas im Gesamtwerk Hegels wäre die Auseinandersetzung mit ihm in der LOGIK unablässig, könnte aber nicht in diesem Rahmen geleistet werden. Zum anderen ist es ein punktuelles Ausleuchten, insofern ich nicht verfolge, wie Hegel Leitgedanken unausgesprochen in seinem System folgt, sondern nur die Stellen berücksichtige, an denen er ausdrücklich Descartes oder Spinoza als Bezugspersonen anführt. Auf der anderen Seite stellt sie einen ansatzhaften systematischen Zugang zu spezielleren Bereichen der Ontologie dar: zur Substanz, zu den Gottesbeweisen und zur Unendlichkeit. Ich gehe dafür so vor, dass ich mich von Hegel her den beiden rationalistischen Philosophen annähere und mich dabei an Hegels Darstellung orientiere. Vom Werk Hegels bot sich als Einschränkung die Begrenzung auf die Manuskripte zur GESCHICHTE DER PHILOSOPHIE und zur PHILOSOPHIE DER RELIGION an. Aufgrund der höheren systematischen Dichte konzentriere ich mich dabei auf die VORLESUNGEN ÜBER DIE GESCHICHTE DER PHILOSOPHIE und ergänze relevante Aspekte aus den VORLESUNGEN ZUR PHILOSOPHIE DER RELIGION. Aus Hegels Sicht will ich mir einen Zugang zum Denken Descartes’ und Spinozas erschließen, indem ich versuche die hegelsche Auffassung ins Gegenlicht der relevanten Primärtexte der beiden referierten Philosophen zu halten und so mit zu vollziehen, wie Hegel Aspekte modifiziert und deutet. Neben den VORLESUNGEN ÜBER DIE GESCHICHTE DER PHILOSOPHIE spielen dadurch vor allem die Hauptwerke der beiden Rationalisten eine größere Rolle – Descartes’ MEDITATIONEN ÜBER DIE GRUNDLAGE DER PHILOSOPHIE und seine PRINZIPIEN DER PHILOSOPHIE sowie Spinozas ETHIK. Descartes ist vor allem bedeutsam, insofern er den traditionellen Begriff der Substanz zuspitzt zu demjenigen, das keines anderen Etwas zum Existieren bedarf: Gott. Bis Descartes dorthin kommt, zeigt sich, wie Hegel die cartesischen Leitgedanken adaptiert und aus seinem eigenen Denken heraus bewertet: Die Methode des Zweifelns (de omnibus dubitandum est), die Gewissheit meiner als denkendes Ding (ego sum, ego existo; certum est) und ein erster Ausblick auf die Frage nach Substantialität – was bedeutet es, eine Substanz zu sein? In den Gottesbeweisen Descartes wird schließlich vor allem im apriorischen Beweis versucht, mittels des Begriffs des ‚vollkommenen Wesens’ (welches genau besehen das realste Wesen sein soll, dasjenige, welches am meisten seinsmächtig ist) der einen Substanz auf die Spur zu kommen, Hegel kann den Beweisgang wegen seiner Voraussetzungshaftigkeit nicht akzeptieren. Zum Abschluss des ersten Teils zeigt sich uns Descartes Struktur der Wirklichkeit – die eine Substanz im engeren Sinn (deren Definition es ist, nur von der einen Substanz abzuhängen) gibt Substanzen im weiteren Sinn Dasein, und zwar ruft sie einerseits denkende, andererseits ausgedehnte Dinge zur Existenz. Hegel fasst die beiden cartesischen Attribute Denken und Ausdehnung als sehr eigenständige Gattungen. Benedictus de Spinoza ist in der Sichtweise Hegels die Hauptperson des zweiten Teils: Entlang der Definitionen der Ethik gewinnen wir einen grundlegenden Einblick in das monistische Denken Spinozas, der die eine Substanz Descartes’ radikalisiert zu dem einzig wahren, unendlichen Sein. Die göttliche Substanz Spinozas muss in Hegels Deutung frei von jeder Bestimmung sein, weil jede Bestimmung eine Einschränkung der Unendlichkeit darstellen würde. Die vier verschiedenen Arten von Unendlichkeit, die Hegel bei Spinoza ausmachen zu können meint, werden in ihrer Beziehung zueinander betrachtet. Mehrmals streifen wir dabei das Grundmotiv der dialektischen Methode der absoluten Negation. Hegels Kritik an Spinoza ist grundsätzlich, aber dennoch übernimmt er von ihm zahlreiche Gedankengänge, gerade hinsichtlich des Unendlichen. Auch die Vorstellung, dass das endliche Sein nicht das wahre sein kann, stößt auf die Zustimmung Hegels, während er anmerkt, dass der spinozanischen Substanz das Moment der Subjektivität fehlt. Das unendliche Sein fasst Hegel als Spinozas Gott und das Göttliche in den pantheistischen Religionen.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Hegel Descartes Spinoza Substanz Unendliches Gottesbeweise
Autor*innen
Jörg Wegscheider
Haupttitel (Deutsch)
Zur Rezeption der metaphysischen Grundlagen von Descartes und Spinoza in Hegels Vorlesungsmanuskripten
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
103 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Rudolf Langthaler
Klassifikationen
08 Philosophie > 08.37 Religionsphilosophie ,
11 Theologie > 11.69 Systematische Theologie: Sonstiges
AC Nummer
AC08094733
Utheses ID
5974
Studienkennzahl
UA | 011 | | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1