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Die Marktcommune St. Peter in der Au
eine bürgerliche Agrarcommune
Daniel Brandstetter
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Dr.-Studium der Philosophie (Dissertationsgebiet: Geschichte)
Betreuer*in
Martin Scheutz
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.70102
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-11162.68750.179151-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
In verschiedenen Forschungszweigen zeigt sich ein neues Interesse für agrarische Gemeingüter. Agrargemeinschaften, ihre Urtypen, Erscheinungsformen, Entwicklungsstadien, Konfliktfelder und Entwicklungsperspektiven stehen wieder verstärkt im Fokus der Betrachtungen. Eine wachsende Zahl an Einzelfallstudien ist fruchtbar für die weitere wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Agrargemeinschaften. Vergleichende Studien fehlen bislang, weitere Einzelfalldarstellungen werden dafür aber die Grundlage bilden. In einer Urkunde aus dem Jahr 1446 steht in einer ganzen Reihe von Freiheiten, Privilegien, Vorschriften und Ordnungen für die Bürger des damals landesfürstlichen Marktes St. Peter in der Au, die erste Erwähnung der noch heute bestehenden vier Marktwälder Dobraholz, Panholz, Burgholz und Erlhölzl. Diese bildeten von Anfang an die wirtschaftliche Grundlage der im Ennswald neu gegründeten Siedlung, die sich im Laufe der Zeit zur Marktcommune St. Peter in der Au entwickelt hat und aus der um 1900 die heutige Agrargemeinschaft St. Peter in der Au hervorgegangen ist. Mit der Bezeichnung Marktcommune St. Peter in der Au ist die Gemeinschaft von 60 Hausbesitzern gemeint, die zu gleichen Teilen Anteile an diesen vier Wäldern und anderen gemeinsamen Agrargütern sowie den daraus erwirtschafteten Einnahmen hatten. Aber auch die Lasten und Ausgaben wurden auf diese Häuser verteilt. Die Bürger der Marktcommune übten über Jahrhunderte hindurch eine effiziente Selbstverwaltung durch die Marktrichter und Räte aus. Diese besetzten wichtige Ämter und Aufgaben im Ort, u.a. die Verwaltung und Pflege der gemeinsamen Agrarressourcen. In der Urkunde von 1446 wird von einem freien aigen gesprochen, also einem Eigentum ohne fremde Rechtsansprüche, ein Eigentum ausschließlich für die damaligen Bürger des Marktes. Zahlreiche Begriffe für die Marktcommune wurden über Jahrhunderte hindurch synonym verwendet, was v.a. in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verstärkt zu Problemen und Besitzstreitigkeiten geführt hat. Besonders aber Konflikte mit den Grundherren, insbesondere ab 1587 unter Wilhelm Seemann von Mangern, waren eine große Herausforderung für die Bürger des Ortes. Diese verwalteten bis um 1900 aber nicht nur vier große Wälder (zusammen knapp 200 ha), sondern waren auch im Besitz mehrerer Immobilien und diverser Gerätschaften. So war die Marktcommune nie nur eine reine Agrargemeinschaft, sondern muss bis zur Regulierung um 1900 als sozialer und wirtschaftlicher Dorfverband gesehen werden. Nach der Regulierung 1904 kam es zur rechtlichen wirtschaftlichen Trennung von Marktcommune und Marktgemeinde, wobei es aber immer wieder gemeinsame Projekte gab und gibt. Bis heute ging die Zahl der Stammliegenschaften von einst 60 auf 45 zurück. Die Marktcommune St. Peter in der Au ist ein typisches Beispiel einer bürgerlichen Agrargemeinschaft, die viele Phasen historischer und sozialer Veränderungen durchlaufen und verschiedenste Konflikte überstanden hat. Konflikte waren häufig und vielfältig, führten aber dennoch nicht zum Untergang oder zur Auflösung, sondern insbesondere zu Anpassungen und Weiterentwicklung. Viele Entwicklungen lassen sich durch entsprechende Archivalien, u.a. im Gemeindearchiv St. Peter in der Au belegen und nachvollziehen.
Abstract
(Englisch)
In various fields of research, increasing interest in agricultural commons can be noticed worldwide. To be more precise, there is a focus on their origins, developments, and areas of conflict. A growing number of individual studies will lay the ground for prospective comparative studies. A document issued in the year 1446 is the first known mention of privileges, orders und liberties granted to the members of the community of St. Peter in Lower Austria. At that time, the area belonged to the prince of Austria. The historical significance of the document lies in the fact that the forests belonging to the community were mentioned by name for the first time. The citizens owned these forests, as well as vast fields, meadows, and water sources. These rural commons were the economic basis of the community, which was probably founded towards the end of the 12th century. The community consisted of 60 owners of citizen houses, and established social, legal, and economic rules for its members. The latter lived under extended self-administration, autonomy, and economic autarky. They had to rule the community, to deal with their duties and burdens. Therefore, they needed revenues, e.g. from selling wood or collecting taxes. On the one hand, they benefited from belonging to the community, but on the other hand they also shared liabilities. The community was ruled by the civil judge, who was elected by the members of the community. Amongst other duties, this representative had to monitor the quality of bread, meat, water, and wine. Furthermore, he examined weights, chimneys, and incomes of the parish. Through the decades and centuries, these citizens had to handle different developments, crises und problems, especially after 1587. At that time, the territory was sold by the prince of Austria and become a private property of a new baron named Wilhelm Seemann von Mangern. He imposed many restrictions. For instance, he limited the free use of the woods, the right to hunt, and the self-administration of the whole area. This situation did not improve before 1848. In 1904 the community was divided into the official administration and the municipality. Consequently, they got a new name, called the rural community of St. Peter, and had to hand over administration to the new mayor. Only the four large woods remained their own property. This process was named regulation or rural operation. It lead to a complete separation between the old citizen community and the new political community. Nevertheless, the two communities are cooperating in some projects, e.g. a new water source, which was found in one of the four big woods. The community of St. Peter is a typical example of a rural community, which developed over time and came through various crises. These proceedings are documented in a large number of historic documents, papers, pictures and minutes of the civilian administration until 1848.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Commons
Schlagwörter
(Deutsch)
Agrargemeinschaft Allmende Ländliche Gemeingüter Bürger Märkte
Autor*innen
Daniel Brandstetter
Haupttitel (Deutsch)
Die Marktcommune St. Peter in der Au
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine bürgerliche Agrarcommune
Publikationsjahr
2021
Umfangsangabe
480 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Thomas Winkelbauer ,
Gerald Kohl
Klassifikation
15 Geschichte > 15.00 Geschichte: Allgemeines
AC Nummer
AC16460785
Utheses ID
59922
Studienkennzahl
UA | 792 | 312 | |
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