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Beschwiegen und ausgeblendet?
eine mikrohistorische Perspektive auf Narrative zum Todesmarsch von Engerau 1945
Birgit Landman
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Geschichte
Betreuer*in
Johanna Gehmacher
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.70287
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-11193.08344.138612-8
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mikrohistorisch mit Narrativen im sozialen Gedächtnis zum Todesmarsch von Engerau 1945 im östlichen Niederösterreich. Die NS-Verbrechen im Zuge des Todesmarsches von Engerau spiegeln die Charakteristika der Endphase des Zweiten Weltkriegs wider: Willkür, Massenerschießungen, chaotische Umstände, Befehlsdiffusität sowie zahlreiche Tote im öffentlichen, lokalen Raum. Auf dem 18 Kilometer langen Fußweg wurden 102 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter ermordet. Anhand einer Analyse von Gesprächen mit Zeitzeug*innen des Erinnerns und Zeitzeug*innen des Gedenkens, verschiedenen Egodokumenten, Zeitungsartikeln und Protokollen aus dem ersten Volksgerichtsprozess zu Engerau wird der Frage nachgegangen, welche Narrative sich zum Todesmarsch von Engerau 1945 im sozialen Gedächtnis des lokalen Umfelds ausmachen lassen. Narrative, verstanden als sinnstiftende Erzählungen, welche die gegenwärtige Vergangenheitskonstruktion konstituieren und den aktuellen Umgang mit der Geschichte prägen, treten im Quellenmaterial verwoben und divergent auf. So sind im sozialen Gedächtnis Narrative, in denen Täter*innenschaft externalisiert wird, neben solchen, die das Wahrnehmen von Verantwortung thematisieren, vorhanden. Die sowjetische Besatzungszeit bietet in den Narrativen einen Referenzrahmen, durch welchen Erinnerungen mitunter relativierend in Bezug auf die lokalen NS-Verbrechen eingeordnet werden. Konstruktionen des „Wir“ in Unterscheidung zu „Anderen“ waren in vielen Erzählungen eine Projektionsfläche, in der sich antisemitische sowie xenophobe Bilder und Konstruktionen der „Kommunisten“ und der „Nazis“ spiegeln. In den Narrativen werden die Formen der (Nicht-)Kommunikation, also Sprechen und Schweigen, explizit als auch implizit verhandelt. Das Narrativ der Furchtbarkeit und Unvorstellbarkeit zeigt die emotionale Konnotation von Erzählungen und ihrer Tradierung. Die Pluralität der Narrative spiegelt so den vielseitigen erinnernden Umgang mit dem Ereignis im sozialen Gedächtnis des lokalen Raums.
Abstract
(Englisch)
This master thesis examines narratives in social memory of the death march from Engerau in 1945 in eastern Lower Austria with a microhistorical approach. The Nazi crimes during the Engerau death march reflect the characteristics of the final phase of the Second World War: arbitrariness, mass shootings, chaotic circumstances, the diffusion of orders and numerous deaths in local public spaces. 102 Hungarian-Jewish forced laborers were murdered on the 18-kilometer footpath. Based on an analysis of conversations with contemporary witnesses of occasion and contemporary witnesses of remembrance, various ego documents, newspaper articles and records from the first people's court trial, the question which narratives on the death march of Engerau in 1945 make up the local social memory is investigated. Narratives which constitute the construction of the past and shape the current way of dealing with history appear interwoven and divergent. Thus, narratives in which perpetrators are externalized are present in social memory alongside those that address the issue of taking responsibility. The Soviet occupation provides a reference frame in the narratives through which memories appear relativized to local Nazi crimes. Constructions of "we" in distinction to "others" appear as a projection surface in which anti-semitic and xenophobic images, constructions of "communists" and "Nazis" are reflected. In the narratives forms of (non-) communication, i.e., speaking and silence, are negotiated explicitly and implicitly. The narrative of fearfulness and inconceivability shows the emotional connotation. The plurality of narratives thus reflects the varied and reminiscent handling of the event in the local social memory.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
crimes of the final phase history of commemoration microhistory narratives National Socialism Oral History death march forced labor
Schlagwörter
(Deutsch)
Endphaseverbrechen Gedächtnisgeschichte Mikrohistorie Narrative Nationalsozialismus Oral History Todesmarsch Zwangsarbeit
Autor*innen
Birgit Landman
Haupttitel (Deutsch)
Beschwiegen und ausgeblendet?
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine mikrohistorische Perspektive auf Narrative zum Todesmarsch von Engerau 1945
Publikationsjahr
2021
Umfangsangabe
124 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Johanna Gehmacher
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.00 Geschichte: Allgemeines ,
15 Geschichte > 15.24 Zweiter Weltkrieg
AC Nummer
AC16468616
Utheses ID
60298
Studienkennzahl
UA | 066 | 803 | |
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