Detailansicht
Der österreichische Adel zwischen Heimwehren und Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Rudolf Graf Hoyos-Sprinzenstein, Ferdinand Graf Piatti, Georg Graf Thurn-Valsassina
Manfred Stadler
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Dr.-Studium der Philosophie (Dissertationsgebiet: Geschichte)
Betreuer*in
Oliver Rathkolb
DOI
10.25365/thesis.70316
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-11201.27893.745532-7
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
In dieser Dissertation wird der österreichische Adel in Netzwerken der Zwischenkriegszeit dargestellt.
Drei Persönlichkeiten des österreichischen Adels stehen stellvertretend für diesen: Rudolf Graf Hoyos-Sprinzenstein, Ferdinand Graf Piatti, Georg Graf Thurn-Valsassina. Die Einbettung dieser drei Grafen in eine Vielzahl eng geknüpfter Netzwerke bestimmte ihr Leben und ihren Handlungsspielraum. Sie profitierten durch den Zugang zu Ressourcen.
Nutznießer von Ressourcen, die aus einem adeligen (oder ursprünglich adeligen) Netzwerk kamen, war aber auch die Öffentlichkeit, die bei Not und Leid Hilfe und Unterstützung erfuhr.
Die Netzwerkforschung bietet zur Analyse verschiedene Netzwerkebenen an:
Rudolf Graf Hoyos-Sprinzenstein, Ferdinand Graf Piatti, Georg Graf Thurn-Valsassina werden dabei auf der Mikroebene (das einzelne Individuum), der Mesoebene (Organisationen, Unternehmen), der Makroebene (Interaktionen zwischen Organisationen) und auch auf Aggregationsebenen (Interaktion zweier oder dreier Akteure) gezeigt.
Netzwerke sind Zusammenschlüsse Gleichgesinnter zur Verteidigung für oder gegen etwas.
Sie können vieles bewirken, aber auch verhindern. Ein Netzwerk besteht aus vielen Knoten (Akteuren) und Kanten (Verbindungen).
Diese drei Protagonisten waren Netzwerker.
Das ist gleichbedeutend mit Vermittler, Koordinatoren und Drehkreuze.
Sie haben Verbindungen geschaffen, in dem sie Leute zusammenbrachten.
In diesen Netzwerken wurden auch Freundschaften gepflegt.
Durch den Zugang zu Netzwerkressourcen wurde Optimierung erzielt, auch mit dem Ziel, Karriere zu machen und Macht zu erlangen.
Die drei Grafen konnten auf die Netzwerke ihrer Ahnen auf- und sie weiter ausbauen und der neuen Zeit anpassen.
Die neue Zeit war verbunden mit einer neuen Staatsform, der Demokratie, der Gründung paramilitärischer Verbände, wie den Heimwehren und dem Republikanischen Schutzbund, aber auch neuen politischer Strömungen, wie dem Legitimismus, Faschismus und Nationalsozialismus.
In diesem politischen und militärischen Dunstkreis hatte sich der österreichische Adel schon sehr bald für seine Seite entschieden.
Der Adel in Österreich hatte nach dem Ersten Weltkrieg nur scheinbar seine gesellschaftliche Stellung eingebüßt.
Eine zunehmende politische und wirtschaftliche Destabilisierung begünstigte seinen neuerlichen Aufstieg. Seine Netzwerke wie Familie, Freunde, das legitimistische, die Heimwehren und die Österreichische Land- und Forstwirtschaftsgesellschaft halfen ihm dabei.
Nach dem Brand des Justizpalastes (Juli 1927) hatte sich der Adel politisch in Richtung italienischer Faschismus orientiert. Was Österreich in seinen Augen brauchte (dies war aber auch zunehmend die Meinung der österreichischen Wirtschaft und Industrie): Einen autoritären Kurs. Mit der Auflösung des Parlaments (März 1933), dem Staatsstreich von oben, wurde nun ein autoritärer Regierungskurs unter Engelbert Dollfuß eingeleitet.
Nach den Ereignissen des Jahres 1934 (Aufstand des Republikanischen Schutzbundes, fehlgeschlagener NS-Putsch), an deren Niederschlagung auch die drei Grafen beteiligt waren, wurde die Kanzlerdiktatur unter Kurt Schuschnigg fortgesetzt. In der Vaterländischen Front bekamen Rudolf Hoyos-Sprinzenstein, Ferdinand Piatti und Georg Thurn-Valsassina höchste Funktionen zugesprochen, die sie bis zum Anschlus ausübten.
Auch während der NS-Zeit blieben sie vaterlandstreu, das NS-Regime lehnten sie ab.
Rudolf Hoyos und Georg Thurn-Valsassina wurden mehrmals verhaftet Ferdinand Piatti und seine Frau Anna erfuhren am Ende des Zweiten Weltkrieges Aufnahme bei der Familie Revertera und wurden Teil der Widerstandsgruppe Helfenberg
Besonders in dieser Zeit zeigte sich: Netzwerke (hier v.a. Familie und Freunde) waren (sind) in Krisenzeiten elastisch genug, um diese abzufedern und zu überdauern.
Abstract
(Englisch)
The dissertation describes the participation of the Austrian aristocracy in various networks during the Inter-War years.
Three persons belonging to the Austrian aristocracy are taken as representative figures: Count Rudolf Hoyos-Sprinzenstein, Count Ferdinand Piatti, Count Georg Thurn-Valsassina.
The manner in which these three Counts were embedded in a number of closely-knit networks determined their lives and the range of their activities. They were able to benefit by their access to resources derived from an aristocratic (or originally aristocratic) network, though the general public were also beneficiaries of these resources and received support from them in cases of need or distress.
Research into networks permits the analysis of networks on different levels: Count Rudolf Hoyos-Sprinzenstein, Count Ferdinand Piatti and Count Georg Thurn-Valsassina are described here functioning at the micro-level (single individuals), the meso-level (organisations, enterprises) and the macro-level (interaction between organisations) and also on the aggregation-level (inter-action between two or three actors).
Networks are combinations of like-minded people, either to defend or oppose a certain object.
They are able to achieve or prevent a great deal. A network consists of many nodes (actors) and many edges (lateral connections). The three protagonists of this study were networkers. This is equivalent to mediators, coordinators or hubs. The three Counts created connections, in that they brought people together. Friendships were also fostered inside these networks.
Thanks to their access to network resources they were able to optimise their influence, which was also used to build careers and to gain power.
Hoyos, Piatti and Thurn-Valsassina were also able to build on the networks formed by their fore-bears, to extend these networks and to adapt them to the changed circumstances.
The new post-war age was defined by a new form of state, namely democracy, and also by the formation of paramilitary organisations like the Heimwehr (right wing) and the Repub-likanische Schutzbund (socialist), together with new political movements like Legitimism (monarchist), Fascism and National Socialism. Within these political and military orbits, the Aus-trian aristocracy had chosen sides very early on.
The aristocracy`s loss of social position after World War I was only apparent.
The increasing political and economic destabilisation in Austria favoured their resurgence.
Their networks, such as family, friends, Legitimist circles, the Heimwehr and the Öster-reichische Land- und Forstwirtschaftsgesellschaft (Austrian Land and Forestry Association) aided their recovery.
After the burning of the Palace of Justice in July 1927 the aristocracy turned politically towards Italian Fascism. In their eyes (and increasingly in the view of business and industry) Austria needed to move in an authoritarian direction.
The dissolution of Parliament in March 1933 – the coup d`état from above – initiated a new authoritarian government under Engelbert Dollfuß.
After the events of the year 1934 (the revolt of the Republikanischer Schutzbund, the failed Nazi putsch), in the suppression of which the three Counts also took part, the Chancellor Dicta-torship under Kurt Schuschnigg remained in power.
Rudolf Hoyos-Sprinzenstein, Ferdinand Piatti and Georg Thurn-Valsassina were appointed to high offices, which they continued to hold until the Anschluss in 1938.
During the Nazi occupation they remained loyal to the Fatherland. They rejected the Nazi re-gime. Rudolf Hoyos-Sprinzenstein and Georg Thurn-Valsassina were arrested several times.
At the end of World War II, Ferdinand Piatti and his wife Anna were given home by the
Revertera family and became members of the Helfenberg Resistance Group.
During this period, in particular, it was clearly demonstrated that networks (family and friends in this case) were (are) elastic enough during times of crisis to absorb the shocks and to survive them.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
österreichischer Adel adelige Netzwerke der Zwischenkriegszeit Rudolf Graf Hoyos-Sprinzenstein Ferdinand Graf Piatti Georg Graf Thurn-Valsassina Erste Republik Legitimismus Totalitarismen Heimwehren Republikanischer Schutzbund Pfrimer Putsch Februarkämpfe Vaterländische Front Ständestaat Anschluss Widerstand gegen den Nationalsozialismus adelige Widerstandnetzwerke
Autor*innen
Manfred Stadler
Haupttitel (Deutsch)
Der österreichische Adel zwischen Heimwehren und Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Hauptuntertitel (Deutsch)
Rudolf Graf Hoyos-Sprinzenstein, Ferdinand Graf Piatti, Georg Graf Thurn-Valsassina
Publikationsjahr
2021
Umfangsangabe
410 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Marija Wakounig ,
Vaclav Horcicka
Klassifikation
15 Geschichte > 15.00 Geschichte: Allgemeines
AC Nummer
AC16470027
Utheses ID
60418
Studienkennzahl
UA | 792 | 312 | |