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Cross-language mappings at the phonetic level in late bilingual Bosnian-German speakers living in Vienna
Carolin Schmid
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Dr.-Studium der Philosophie (Dissertationsgebiet: Sprachwissenschaft)
Betreuer*innen
Eva Reinisch ,
Daniel Büring
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.70521
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-11226.22064.581285-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Gemäß dem Speech Learning Model kommt es bei bilingualen Sprecher*innen zu beidseitiger Beeinflussung der phonetisch-phonologischen Systeme, wobei sich ähnliche Laute in Erstsprache (L1) und Zweitsprache (L2) einander annähern, bis hin zur Produktion einer gemeinsamen Lautkategorie. Bisherige Studien untersuchten meist nur unidirektionale Einflüsse und berücksichtigten wenig bis gar nicht den Zusammenhang mit einem wahrgenommenen Akzent oder individuelle Unterschiede. Darüber hinaus wurden vornehmlich das Englische, Niederländische, sowie einige romanische und asiatische Sprachen untersucht, mit dem Schwerpunkt auf Plosiven und Vokalen. Die vorliegende Arbeit untersuchte die beidseitige Beeinflussung von Lateralproduktionen in Erst- und Zweitsprache bei 14 L1-Bosnisch-L2-Deutsch Sprecher*innen, die im Erwachsenenalter während des Bosnienkrieges nach Wien kamen. Als Referenzgruppen dienten 10 monolinguale Sprecher*innen des Bosnischen und 12 des Deutschen. Während das Bosnische zwei Lateralphoneme aufweist, ein palatales und ein velarisiertes, weist das Deutsche nur ein alveolares auf. Dieses L2-Lateralphonem ist dem velarisierten L1-Phonem ähnlicher als dem palatalen. Die vorliegende Studie analysierte beidseitige L1-L2 Beeinflussungen aus einer breiten Perspektive: Gruppeneffekte sowie individuelle Unterschiede wurden akustisch anhand von Formantmessungen (F2-F1 in Bark) in der Produktion und, darauf aufbauend, anhand von Akzent-Bewertungs-Studien untersucht. Informationen aus qualitativen Interviews dienten als Basis für Interpretationen individueller Unterschiede. Die Ergebnisse zeigten eine Dissimilation des palatalen Laterals ohne auffällige individuelle Abweichungen. Hinsichtlich der ähnlichen L1 und L2 Laterale hingegen zeigte sich individuell ausgeprägte beidseitiger Assimilation. Alle Frauen zeigten eine Umstrukturierung des L1-L2-Lateral-Systems, mit den größten Abweichungen zu monolingualen Bosnischen Lateralproduktionen und den geringsten Abweichungen zu monolingualen Deutschen Lateralproduktionen. Männer assimilierten L1-Laterale nicht, und nur drei von sieben bildeten eine separate L2-Kategorie. Jene Sprecher*innen, die L2-Laterale zielsprachig produzierten, benutzten separate Kategorien, während die übrigen Sprecher*innen entweder gemeinsame oder getrennte L1-L2-Kategorien produzierten. Weiters zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der akustischen Lateralproduktion und dem wahrgenommenem Akzent. Jedoch bekamen diejenigen Sprecher*innen mit besseren L2-Bewertungen schlechtere L1-Bewertungen als alleine durch die L1-Produktionsdaten vermutet. Bei bilingualen Sprecher*innen als Gruppe wurde geschlechtsunabhängig ein stärkerer Akzent als bei monolingualen Sprecher*innen wahrgenommen, mit größerer inter-individueller Differenz bei Frauen. Qualitative Analysen legen nahe, dass die stärksten individuellen Unterschiede in Produktion und Bewertung auf extreme Sprach-Erfahrungen, sowie auf Quantität/Qualität des Sprachgebrauchs zurückzuführen sind. Damit bestätigt die vorliegende Arbeit einige der Hauptaussagen des SLM, insofern als eine beidseitige Assimilation in der Produktion der ähnlichen L1 und L2 Laterale beobachtet wird, und eine Dissimilation des verschiedenen L1 Laterals. In Bezug auf die Herausbildung einer neuen L2 Kategorie jedoch zeigen die Ergebnisse keinen Zusammenhang mit L2 Input oder L2 Kompetenz. Insgesamt bestätigen die Ergebnisse der Studie, dass es eine unausweichliche Interaktion aller Laute (wenn auch nicht zwingend beidseitig) im phonetisch-phonologischen System bilingualer Sprecher*innen gibt und dass das phonetisch-phonologische System auch mit zunehmendem Alter formbar bleibt. Dies wird besonders durch die starke L1 attrition und die zielsprachige L2 Aussprache einiger Sprecher*innen gezeigt.
Abstract
(Englisch)
According to the Speech Learning Model the phonetic-phonological systems of bilingual speakers are subjected to bidirectional cross-language mappings. Similar sounds in first language (L1) and second language (L2) approach each other, resulting in one composite L1-L2 category. Previous studies mostly investigated unidirectional influences, and rarely considered the relation to perceived accentedness or individual differences. Moreover, these studies involved English, Dutch, some Romance, or Asiatic languages, with a focus on plosive consonants or vowels. The present study investigated bidirectional influences in L1 and L2 lateral productions by 14 L1-Bosnian-L2-German speakers who migrated as adults to Vienna during the Bosnian war. Ten monolingual L1-Bosnian speakers and 12 monolingual L1-German speakers served as control groups. Whilst Bosnian features a palatal and a velarized lateral phoneme, German features only one alveolar lateral phoneme, which is more similar to the velarized than to the palatal L1-lateral. The present study was designed to approach bidirectional influences from a broad perspective: both group effects and individual differences in production were analyzed acoustically (by measuring F2-F1 in bark) and by means of accent rating studies. Qualitative interviews were conducted to support the interpretation of individual differences. Results showed a dissimilation of the palatal lateral, without conspicuous individual differences. Concerning the similar L1 and L2 laterals, however, bidirectional assimilation was observed, to different degrees at the individual level. All women restructured their L1-L2 lateral system, with the largest deviances from monolingual Bosnian laterals, and the smallest deviances from monolingual German laterals. Men did not show assimilation of L1-laterals, and only three out of seven produced a separate L2 category. Those speakers who produced nativelike L2-laterals used separate categories, whereas others either used one composite or separate L1-L2 categories. Moreover, results showed a relation between lateral production and perceived accentedness. However, speakers with better L2-ratings even received worse L1-ratings than revealed by L1-production data. Bilinguals were rated as more accented than monolinguals, independently of gender, with a larger interspeaker difference in females. Qualitative analyses suggested that the strongest individual differences in production and rating result from extreme language experiences, as well as from quantity/quality of language use. The present study thus supports some of the main predictions by the Speech Learning Model, insofar as bidirectional assimilation is found for similar sounds, whereas dissimilation is found for the more different L1 sound. However, with regard to new category formation, the results do not provide evidence for a link between L2 input quantity or L2 proficiency and category formation. Overall, the present study provides further evidence for the inevitable interaction (although not necessarily bidirectional) of phonetic-phonological systems in late bilingual speakers. The findings contribute to the view that the phonetic-phonological system remains malleable across lifetime. This is specifically suggested by strong L1 attrition and by target-like L2 productions of some of the speakers.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Bilingualism late bilinguals Bosnian German cross-language interference SLM assimilation L1 attrition L2 acquisition acoustic phonetics accent rating linear mixed effects models qualitative analyses
Schlagwörter
(Deutsch)
Bilingualismus späte bilingual Lerner Bosnisch Deutsch SLM assimilation L1 attrition L2 Erwerb akustische Phonetik Akzentwahrnehmung linear mixed effects models qualitative Analysen
Autor*innen
Carolin Schmid
Haupttitel (Englisch)
Cross-language mappings at the phonetic level in late bilingual Bosnian-German speakers living in Vienna
Paralleltitel (Deutsch)
Gegenseitige phonetische Beeinflussung der Sprachen bei in Wien lebenden späten bilingualen Bosnisch-Deutsch Sprecher*innen
Publikationsjahr
2021
Umfangsangabe
VII, 173 Seiten : Illustrationen
Sprache
Englisch
Beurteiler*innen
Catharina Henrica Elisabeth Mennen ,
Chiara Celata
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.23 Mehrsprachigkeit ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.25 Soziolinguistik: Sonstiges ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.53 Phonetik, Phonologie
AC Nummer
AC16487748
Utheses ID
60759
Studienkennzahl
UA | 792 | 327 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1