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Drucktypenwechsel als Hervorhebungspraxis historischer Zeitungen
eine korpuslinguistische Analyse des Gebrauchs von Antiqua und Fraktur am Beispiel des Wien[n]erischen Diariums und des Hamburgischen Correspondenten
Nina Rastinger
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Deutsche Philologie
Betreuer*in
Ernst Peter
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.70618
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-11236.12413.232470-1
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Masterarbeit setzt sich mit dem Phänomen des Drucktypenwechsels zwischen Antiqua und Fraktur in historischen Zeitungen des 18. und anfänglichen 19. Jahrhunderts auseinander, wobei sie die Perspektive einer multimodal und semiotisch orientierten Linguistik einnimmt. Zentral ist hierbei der Gedanke, dass die typographische Gestaltung eines Textes keine kommunikativ irrelevante ‚Hülle‘ für seine sprachlichen Inhalte darstellt, sondern als mehr oder weniger eigenständiges Ausdrucks- und Bedeutungssystem wesentlich zu seinem Sinngehalt beitragen kann. Von dieser Grundidee ausgehend versucht die Arbeit, sowohl die quantitative als auch die qualitative Entwicklung des Drucktypenwechsels im Zeitungswesen zwischen 1700 und 1850 empirisch nachzuzeichnen und insbesondere zu eruieren, welche Funktion(en) bzw. semiotischen Potenzial(e) der Antiqua in diesem Kontext zukommen. Dies ist insofern relevant, als Schulz (2012: 423) davon ausgeht, dass die Drucktype als „Indikator für die Wahrnehmung des sprachlich Fremden“ (Schulz 2012: 423) zu lesen ist – was wiederum bedeutet, dass die Untersuchung des Drucktypenwechsels wertvolle Einblicke in die Sprachbewusstseinsgeschichte bieten kann. Weitere Forschungsrelevanz erhält die Arbeit zudem dadurch, dass bisher noch keine umfassende korpusbasierte Analyse des Antiquagebrauchs im 18. und 19. Jahrhundert vorgenommen wurde und auch das sprachgeschichtliche Erkenntnispotenzial historischer Zeitungen oftmals unberücksichtigt geblieben ist. Diese Forschungslücken ein Stück weit(er) zu schließen, ist Anliegen der Masterarbeit. Verfolgt wird dieses Ziel mithilfe eines korpusbasierten und quantitativ-qualitativen Vorgehens, das sich zwei bereits bestehende Korpora zu Nutzen macht: Das Wien[n]erische DIGITARIUM, das 332 Ausgaben des seit 1703 durchgängig erschienenen Wien[n]erischen Diariums (ab 1780: Wiener Zeitung) enthält, und das Correspondent-Korpus des Deutschen Textarchivs (DTA), das aus 204 Ausgaben des 1712 gegründeten Hamburgischen Unpartheyischen Correspondenten besteht. Indem die Masterarbeit diese beiden digitalen Ressourcen für sprachwissenschaftliche Erkenntnisinteressen erprobt und dabei ihre Limitationen und Potenziale aufzeigt, ist sie nicht nur innerhalb einer multimodalen Korpuslinguistik, sondern auch im Paradigma der Digital Humanities zu verorten. Methodisch auf diese Weise mehrfach fundiert, erbringt die Untersuchung eine Reihe an empirischen Erkenntnissen zum Drucktypenwechsel. So lässt sich im Verlaufe des Untersuchungszeitraums beispielsweise eine Abnahme der Sensibilität für das Phänomen sprachlicher Fremdheit beobachten, im Rahmen derer unter anderem die Praxis des Binnentypenwechsels und die Antiqua-Auszeichnung morphologisch bereits integrierter Elemente aus dem Wien[n]erischen Diarium und dem Hamburgischen Correspondenten verschwinden. Parallel dazu lockert sich mit der Zeit die Kopplung der Antiqua an den Wert ‚fremdsprachlich’ und die Schriftart wird im Kontext neuer Markiermotive und kultureller Veränderungen auch für natives Wortmaterial nutzbar. Damit stehen sich im Zeitungswesen des späten 18. und anfänglichen 19. Jahrhunderts zwei konträre Kodierungen des Drucktypenwechsels gegenüber: Zum einen wirkt das typographische Mittel (noch) konnotativ als Marker für das sprachlich Fremde und zum anderen kommt ihm (bereits) eine neue Funktion zu, nämlich einzelne Zeitungstexte zu gestalten bzw. zu gliedern und damit die Aufmerksamkeit des Lesepublikums zu steuern. Das Phänomen des Drucktypenwechsels unterläuft im historischen Zeitungswesen somit einen deutlichen semiotischen Wandel.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Korpuslinguistik Multimodale Linguistik Sprachgeschichte Sprachempfinden Digitale Geisteswissenschaften Historische Zeitungen Typographie Drucktypenwechsel Antiqua Fraktur
Autor*innen
Nina Rastinger
Haupttitel (Deutsch)
Drucktypenwechsel als Hervorhebungspraxis historischer Zeitungen
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine korpuslinguistische Analyse des Gebrauchs von Antiqua und Fraktur am Beispiel des Wien[n]erischen Diariums und des Hamburgischen Correspondenten
Publikationsjahr
2021
Umfangsangabe
192 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Ernst Peter
Klassifikationen
> 7.08 Semiotik ,
> 7.15 Historische Linguistik ,
> 7.63 Textlinguistik ,
> 8.09 Deutsche Sprache
AC Nummer
AC16497988
Utheses ID
60891
Studienkennzahl
UA | 066 | 817 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1