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Gay enough?
das Kriterium der Glaubwürdigkeit in Asylverfahren zu heterosexistischer Verfolgung
Anna Rosalia Traninger
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Internationale Entwicklung
Betreuer*in
Elisabeth Holzleithner
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.70641
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-11238.60736.138970-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
In der GFK wird sexuelle Orientierung nicht als Fluchtgrund genannt. Die Anerkennung heterosexistischer Verfolgung als asylrechtlich schutzrelevant musste juristisch und politisch erkämpft und erweitert werden. Die flüchtlingsrechtliche Anwendungsmöglichkeit für LGBTIQ* wurde unions- bzw. völkerrechtlich in den StatusRL 2011/95/EU sowie den UNHCR RL Nr 9 verankert. Vor dem EuGH wurden materiell-rechtliche Fragen geklärt, das Diskretionserfordernis für unzulässig entschieden sowie der Glaubwürdigkeitsprüfung grundrechtliche Einschränkungen auferlegt. Die Masterarbeit setzt Erkenntnisse der Feministischen Rechtstheorien mit Debatten der Kritischen Migrationsforschung in Bezug. Eine qualitative Analyse rezenter BVwG-Entscheidungen geht der Frage nach, wie das Kriterium der Glaubwürdigkeit in der österreichischen Judikatur verhandelt wird. In Fallgruppen wird herausgearbeitet, anhand welcher Kriterien Glaubwürdigkeit zu- bzw. abgesprochen wird. Als Teil der Beweiswürdigung zeigt die Glaubwürdigkeitsprüfung in Verfahren zu heterosexistischer Verfolgung strukturelle Probleme auf. Die Gleichzeitigkeit inkludierender und exkludierender Momente rechtlicher Anerkennungskämpfe, die an kollektive Identitätskategorien anknüpfen, wird in der Geltendmachung internationaler Schutzrechte sichtbar. Einige Methoden und Themenbereiche wurden vom EuGH als mit den in der GRC garantierten Rechten unvereinbar erklärt. Die individuelle Lage und die persönlichen Umstände der:s Antragstellenden müssen im Verfahren berücksichtigt werden. Mit dem Konventionsgrund der Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe wird die individuelle Schutzwürdigkeit hinsichtlich kollektiver Identifikationsmerkmale argumentiert. Damit droht ein Zurückfallen auf gruppistische Stereotypisierungen und essentialistische Zuschreibungen nicht-normativer sexueller Orientierungen. Heteronormative Vorstellungen und Erwartungshaltungen an ein homogen imaginiertes Kollektiv können individuelle Seinsweisen und damit für Verfahren relevante Aspekte nicht erfassen. Die Abgrenzung, wer als Flüchtling im Sinne der GFK anerkannt wird und internationalen Schutz erhält, ist damit als Ausdruck einer spezifisch gesellschaftlichen Aushandlung zu sehen.
Abstract
(Englisch)
The Convention Relating to the Status of Refugees (GRC) does not list sexual orientation as a reason for flight. The recognition of heterosexist persecution as relevant for international protection was only later achieved through legal and political means. The possibility of recognition of LGBTIQ* under refugee law was established under EU and international law with the Qualification Directive 2011/95/EU and the UNHCR Guidelines No. 9. The Court of Justice of the European Union (CJEU) clarified substantive legal questions, dismissed discretionary reasoning and imposed limits on credibility assessment with regard to fundamental rights. This thesis relates findings of Feminist Legal Theories to current debates of Critical Migration Studies. Qualitative analysis of recent decisions of the Federal Administrative Court (BVwG) pursues the question of how the criteria of credibility is handled by the Austrian judicature. The thesis presents case groups of criteria and patterns used in assessing credibility. As part of assessment of evidence, the investigation of credibility in procedures regarding heterosexist persecution shows significant structural problems. Asserting the right to international protection reveals the simultaneity of including and excluding moments in legal struggles for recognition that are linked to categories of collective identity. The CJEU ruled some of the procedures and forms of examination unlawful and incompatible with the EU Charter of Fundamental Rights (CFR). The individual situation and personal circumstances of the applicant must be taken into consideration. Yet with the category of „Membership of a Particular Social Group” the individual right of protection is argued only in terms of collective identification characteristics. This approach risks reversion to groupist stereotypes and essentialist attributions of non-normative sexual orientation. Heteronormative concepts and expectations regarding an imagined homogenous collective cannot comprehend individual ways of being and thus cannot account for the relevant aspects of the asylum procedure. The distinction as to who is recognised as a refugee according to the GRC and granted international protection is therefore an expression of a specific societal negotiation.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
LGBTIQ* heterosexism asylum refugee law credibility assessment discretionary reasoning membership of a Particular Social Group stereotype essentialism credibility sexual orientation BVwG judicature
Schlagwörter
(Deutsch)
LGBTIQ* Heterosexismus Asyl Asylrecht Glaubwürdigkeitsprüfung Diskretionserfordernis bestimmte soziale Gruppe Stereotyp Essentialismus Glaubwürdigkeit sexuelle Orientierung BVwG Judikatur
Autor*innen
Anna Rosalia Traninger
Haupttitel (Deutsch)
Gay enough?
Hauptuntertitel (Deutsch)
das Kriterium der Glaubwürdigkeit in Asylverfahren zu heterosexistischer Verfolgung
Publikationsjahr
2021
Umfangsangabe
146 Seiten : Illustration
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Elisabeth Holzleithner
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.38 Europäische Geschichte nach 1945 ,
71 Soziologie > 71.30 Soziale Gruppen: Allgemeines ,
71 Soziologie > 71.61 Diskriminierung ,
71 Soziologie > 71.79 Soziale Fragen, soziale Konflikte: Sonstiges ,
86 Recht > 86.05 Rechtssoziologie, Rechtspsychologie ,
86 Recht > 86.45 Grundrechte ,
86 Recht > 86.53 Ausländerrecht, Asylrecht ,
86 Recht > 86.84 Völkerrecht: Allgemeines ,
86 Recht > 86.85 Menschenrechte ,
86 Recht > 86.86 Europarecht: Allgemeines ,
89 Politologie > 89.93 Nord-Süd-Verhältnis
AC Nummer
AC16500027
Utheses ID
60925
Studienkennzahl
UA | 066 | 589 | |
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