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Held*innen auf die Barrikaden!
Care-Proteste als Ausgangspunkt einer gesellschaftlichen Transformationsstrategie
Malika Guellil
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Politikwissenschaft
Betreuer*in
Oliver Marchart
DOI
10.25365/thesis.69694
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-11242.68587.564563-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Durch die Verknüpfung des Care Revolution-Ansatzes von Gabriele Winker mit der Hegemonietheorie Ernesto Laclaus und Chantal Mouffes wird eine Transformation kapitalistischer Gesellschaftsverhältnisse ausgehend von „Care“ konkretisiert. Die derzeitige Ausgestaltung von Sorgearbeit ist engstens mit dem neoliberalen Kapitalismus verbunden. Sie führt zu einer systematischen Abwertung, Privatisierung und Unsichtbarmachung von Care-Arbeit. Ansätze der Care-Ethik zeigen hingegen auf, dass alle Menschen grundlegend aufeinander angewiesenen sind, Care-Arbeit (über)lebensnotwendig ist und daher eine zentrale gesellschaftliche Rolle einnehmen sollte. „Care“ bildet aus diesem Grund einen vielversprechenden Ausgangspunkt für grundlegende gesellschaftliche Veränderungen. Ausgehend von Protesten von Gesundheits- und Sozialberufen in Österreich wird eine gegen-hegemoniale Care-Transformationsstrategie entworfen. Dafür werden zwei empirische Methoden, nämlich explorative Expert*inneninterviews und eine Diskursanalyse der Proteste im Rahmen der Kollektivvertragsverhandlungen der Sozialwirtschaft Österreich 2020 nach dem Verfahren der Essex School durchgeführt. Obgleich die untersuchten Proteste auf den ersten Blick vor allem bessere Arbeitsbedingungen für Beschäftigte adressieren, zeigt eine genauere diskursive Betrachtungsweise auf, dass darin vorherrschende neoliberale Verständnisse von Arbeit, menschlicher Interdependenz, Widerstand oder Geschlechterverhältnisse grundlegend hinterfragt werden. Als feminisierte Arbeitskämpfe stehen die untersuchten Proteste vor erschwerten Protestbedingungen. So muss ein Streik in der z.B. Pflege existenzielle Folgen für Patient*innen mitberücksichtigen und neue Widerstandsstrategien erproben. Auch wenn die untersuchten Proteste (noch) keine gegen-hegemoniale Bewegung darstellen, kann die hohe menschliche Betroffenheitsdimension zukünftig zur Stärkung der Proteste und breiteren Mobilisierung der Bevölkerung genutzt werden. Dafür müssen sich die bis dato eher verstreuten Proteste des Gesundheits- und Sozialbereichs als Care-Bewegung erkennen. Der leere Signifikant „Care“ kann nämlich eine identitäre Scharnierfunktion für unterschiedliche Positionen in Care-Verhältnissen, sowie für andere soziale Bewegungen mit Bezug zur Care-Debatte bilden. Auch die Corona-Krise schafft neue Bündnis- und Einwirkmöglichkeiten, da sie eine Ontologie des aufeinander Angewiesenseins als Normalzustand sichtbarer macht.
Abstract
(Englisch)
By linking Gabriele Winker's Care Revolution approach with the hegemony theory of Ernesto Laclau and Chantal Mouffe, a transformation of capitalist society based on “Care” is concretized. The current way of dealing with care work is closely linked to neoliberal capitalism. This leads to a systematic devaluation, privatization and reduced visibility of care work. Approaches of care ethics, on the other hand, show that all people are fundamentally dependent on one another, and that care work is vital and should therefore play a central role in society. Accordingly, “Care” is a promising starting point for fundamental social changes. Based on protests from health and social workers in Austria, a counter-hegemonic care transformation strategy is conceptualized. For this purpose, two empirical methods, namely exploratory expert interviews and a discourse analysis of the protests in the context of collective labour agreement of Sozialwirtschaft Österreich 2020 following the Essex School procedure, are carried out. Although the initial evaluation of the protests seems to mainly focus on better working conditions for employees, an in-depth re-assessment reveals that the pre-dominant neoliberal understandings of work, human interdependence, resistance or gender relations are being fundamentally questioned. Due to their status as feminized labour struggles, the studied protests also deal with more challenging protest conditions. For example, a planned nurse strike must consider the existential consequences for patients and develop new strategies of resistance. Even if the examined protests do not (yet) represent a counter-hegemonic movement, the high level of human concern can be used to strengthen the protests and widely mobilize the population in the future. To this end, the protests in the health and social sectors, which have until now been rather scattered, must recognize themselves as a care movement. The empty signifier “Care” can in fact form an identitary link for different positions in care relationships, as well as for other social movements related to the care debate. The corona crisis also creates new opportunities for alliances and influence, as it makes an ontology of interdependence more visible.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Care protests care work feminism health and social work feminized labour struggles corona crisis hegemony theory
Schlagwörter
(Deutsch)
Care-Proteste Care-Arbeit Feminismus Gesundheits- und Sozialberufe feminisierte Arbeitskämpfe Corona-Krise Hegemonietheorie
Autor*innen
Malika Guellil
Haupttitel (Deutsch)
Held*innen auf die Barrikaden!
Hauptuntertitel (Deutsch)
Care-Proteste als Ausgangspunkt einer gesellschaftlichen Transformationsstrategie
Publikationsjahr
2021
Umfangsangabe
143 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Oliver Marchart
Klassifikationen
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.03 Methoden, Techniken und Organisation der sozialwissenschaftlichen Forschung ,
89 Politologie > 89.62 Politische Bewegungen
AC Nummer
AC16420056
Utheses ID
60980
Studienkennzahl
UA | 066 | 824 | |