Detailansicht
Individual agency in regional economic development
governance entrepreneurship in peripheral towns
Stefanie Döringer
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Doktoratsstudium Sozialwissenschaften (Dissertationsgebiet: Geographie)
Betreuer*in
Robert Musil
DOI
10.25365/thesis.70794
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-11261.97822.396911-3
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Warum manche Orte trotz vergleichbarer Voraussetzungen und Herausforderungen Wirtschaftswachstum aufweisen, während andere mit Abstiegsprozessen kämpfen, ist eine der zentralsten Fragen in der Wirtschaftsgeographie. Vor dem Hintergrund zunehmender sozioökonomischer Disparitäten auf unterschiedlichen Ebenen in Europa, gewinnt auch die wissenschaftliche Debatte um ungleiche räumliche Entwicklungen gegenwärtig an Bedeutung. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler plädieren in diesem Zusammenhang zunehmend für einen Fokus auf die Mikroebene und das dort vorhandene Handlungsvermögen („agency“), um dadurch ein tieferes Verständnis über Wandlungsprozesse in der regionalen Wirtschaftsentwicklung zu erhalten. Die vorliegende Dissertation greift diese Forderung auf und konzentriert sich dabei auf die spezifische Rolle von Schlüsselpersonen („entrepreneurial individuals“) in Entscheidungsprozessen in Kleinstädten, die von Peripherisierungsprozessen betroffen sind. Die Arbeit untersucht lokale Governance-Arrangements und das Handlungsvermögen von Einzelnen in der lokalen Wirtschaft und zeigt auf, wie diese sozialräumlichen Wandel fördern. Dabei wird eine akteurszentrierte Perspektive eingenommen, die auf die Beziehungen von Schlüsselpersonen aus Politik und Wirtschaft fokussiert, um zu verstehen, wie und in welchem Ausmaß Einzelne Governance beeinflussen können.
Ziel der Dissertation ist es, das Handlungsvermögen Einzelner in der lokalen Wirtschaftsentwicklung vor dem Hintergrund struktureller Entwicklungen zu erforschen und einen theoretischen, methodologischen und empirischen Beitrag zu leisten. Sie stützt sich dabei auf den prozessorientierten Theorieansatz der Peripherisierung, der sowohl die Multidimensionalität von Abstiegsprozessen als auch die Bedeutung der Handlungsfähigkeit von Akteuren betont. Vor diesem konzeptionellen Hintergrund wird ein Literaturüberblick über politische Entrepreneurship-Konzepte gegeben, die das Handlungsvermögen von Schlüsselpersonen als einen Faktor für Wandel unterstreichen: nämlich Institutional Entrepreneurship und Policy Entrepreneurship. Durch die Verknüpfung der beiden Ansätze mit einer analytischen Governance-Perspektive wird der Analyserahmen Governance Entrepreneurship entwickelt, der die Rolle von Individuen in lokalen Entscheidungsprozessen hervorhebt (Fachartikel I). Ausgehend von der Fragestellung, wie man sich der Handlungsorientierung von Schlüsselpersonen methodisch annähern kann, bietet die Dissertation aufbauend auf der Kombination zweier qualitativer Interviewmethoden zudem einen methodologischen Ansatz, mit dem es möglich wird, sich impliziten Wissensdimensionen von Entrepreneuren anzunähern (Fachartikel II). Empirisch werden zunächst strukturelle Prozesse der Peripherisierung in österreichischen Kleinstädten näher beleuchtet, um sich so einen Überblick über die sozioökonomischen Entwicklungen zu verschaffen, die die Handlungen der Schlüsselpersonen prägen (Rahmenschrift). Aufbauend darauf, werden Akteurskonstellationen und Governance-Arrangements in zwei österreichischen Kleinstädten tiefergehend untersucht. Die vergleichende Fallstudie zeigt anschaulich, wie Einzelne lokale Entscheidungsprozesse und Governance-Arrangements beeinflussen, in dem Sie horizontale und vertikale Verbindungen etablieren, informelle und formelle Praktiken kombinieren, individuelle Legitimation anstreben und sich um eine regionale Reskalierung bemühen. Neben dieser relationalen Dimension von Governance Entrepreneurship eröffnet die Untersuchung auch eine zeitliche Dimension, die zwischen einem längerfristigen und einem kurzfristigen Governance-Wandel unterscheidet (Fachartikel III). Aufbauend auf diesen Erkenntnissen, wird eine Theorie mittlerer Reichweite erarbeitet und zudem werden praktische Implikationen für lokale Governance im Kontext von Peripherisierung diskutiert. Indem Governance Entrepreneurship in der Peripherie konzeptionell bearbeitet und tiefergehend erforscht wird, leisten die Ergebnisse dieser Dissertation einen wichtigen Beitrag zur laufenden Debatte über „agency“ in der Regionalentwicklung. Dennoch braucht es weitere wissenschaftliche Arbeiten in Hinblick auf lokale Handlungsmöglichkeiten und Peripherisierung – theoretisch und empirisch. Eine kritische Reflexion und ein Ausblick auf weitere Forschungsmöglichkeiten bilden folglich den Abschluss der Dissertation.
Abstract
(Englisch)
Why some places experience economic growth while other struggle with downgrading processes despite facing similar preconditions and challenges is one of the most pivotal research questions in economic geography. Against the background of increasing socio-economic disparities on different scales across Europe, the scientific discussion on uneven development is currently gaining momentum. In this context, scholars increasingly argue for a focus on micro-level processes and human agency in order to gain a deeper understanding of change processes in regional economic development. This dissertation addresses this claim by concentrating on the specific role of entrepreneurial individuals in decision-making processes in towns undergoing peripheralization processes. It scrutinizes local governance arrangements and individual agency in regional economic development, demonstrating how entrepreneurs advance socio-spatial change. Thereby, it takes an actor-centred perspective, focusing on the interrelation of entrepreneurial individuals from economic and political spheres in order to understand how and to what extent individuals might gain influence in governance.
The thesis aims at contributing to an explanation of individual agency in local economic development against the background of structural developments by providing theoretical, methodological, and empirical advancements. It draws upon the process-oriented concept of peripheralization, emphasizing both the multi-dimensionality of downgrading processes and the importance of entrepreneurial agency. Against this conceptual background, it advances to review political entrepreneurship approaches, highlighting the role of individual agency for change, namely that of institutional and policy entrepreneurship. By connecting these theoretical strands to an analytical governance perspective, it develops the framework of governance entrepreneurship, pointing to the role of individuals in local decision-making processes (Paper I). Being concerned with questions regarding the ways in which to approach the action orientation of entrepreneurial individuals methodically, the dissertation also offers a methodological approach towards revealing implicit knowledge dimensions of entrepreneurial individuals by introducing a combination of qualitative interviewing methods (Paper II). Empirically, it sheds light on structural processes of peripheralization in small towns in Austria in order to gain an overview over the socio-economic conditions shaping the entrepreneurs’ actions (framing text). Building upon this, it scrutinizes the actor constellations and governance arrangements of two selected towns in Austria more deeply (Paper III). The comparative case studies illustrate the ways in which entrepreneurial individuals influence local decision-making processes and alter governance arrangements by establishing horizontal and vertical pipelines, combining informal and formal practices, pursuing individual legitimization, and promoting regional rescaling. Beside these relational dimensions of governance entrepreneurship, the investigation also unfolds a temporal dimension distinguishing between long-term governance transition and short-term governance shift. Based on these findings, the dissertation proposes a middle-range theory and finally discusses some practical implications for local governance in the context of peripheralization. Ultimately, the results of this thesis contribute to the ongoing discussion of agency in regional development by conceptualizing and scrutinizing governance entrepreneurship in the periphery. However, many further scientific efforts will be required regarding insights into agency and peripheralization – theoretically and empirically. Hence, the dissertation concludes with a critical reflection and a discussion of avenues for further research.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
peripheralization governance entrepreneurship small-sized city regional development
Schlagwörter
(Deutsch)
Peripherisierung Governance Entrepreneurship Kleinstadt Regionalentwicklung
Autor*innen
Stefanie Döringer
Haupttitel (Englisch)
Individual agency in regional economic development
Hauptuntertitel (Englisch)
governance entrepreneurship in peripheral towns
Paralleltitel (Deutsch)
"Individual Agency" in der Regionalentwicklung
Paralleluntertitel (Deutsch)
Governance Entrepreneurship in peripheren Kleinstädten
Publikationsjahr
2021
Umfangsangabe
ix, 146 Seiten : Illustrationen
Sprache
Englisch
Beurteiler*innen
Heike Mayer ,
Birgit Leick
AC Nummer
AC16508094
Utheses ID
61223
Studienkennzahl
UA | 796 | 310 | 452 |