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The role of prosody in language learning, language change and language evolution
Theresa Matzinger
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Lebenswissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Doctor of Philosophy-Doktoratsstudium NAWI Bereich Lebenswissenschaften (DissG: Biologie)
Betreuer*innen
William Tecumseh Sherman Fitch ,
Nikolaus Ritt
DOI
10.25365/thesis.70867
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-11270.74329.454076-5
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Sprache ist das wichtigste Kommunikationssystem der Menschen und erlaubt ihnen, ihre Gedanken und Ideen mit anderen zu teilen. Sprache ist vielfältig: es gibt eine große Fülle an verschiedenen Sprachen und die menschliche Sprache unterscheidet sich deutlich von tierischen vokalen Kommunikationssystemen. Dennoch gibt es einige sprachliche Merkmale, die alle menschlichen Sprachen und sogar tierische Kommunikationssysteme gemeinsam haben. Diese Dissertation untersucht, welche Faktoren diese Unterschiede und Gemeinsamkeiten bestimmen.
Linguistische Diversität wird in der aktuellen Forschung oft dadurch erklärt, wie leicht bestimmte sprachliche Merkmale gelernt und an nachfolgende Generationen weitergegeben werden können. Unterschiede in der Lernbarkeit und Weitergebbarkeit von sprachlichen Merkmalen in verschiedenen Sprachgemeinschaften können dazu führen, dass sich Sprachen verändern und in weiterer Folge immer mehr unterscheiden. Im Gegensatz dazu ähneln sich linguistische Merkmale in verschiedenen Sprachen und Tiervokalisationen oft, wenn sie durch evolutionär alte und demnach grundlegende physiologische und kognitive Eigenschaften beeinflusst werden.
Ein besonders interessanter Aspekt der vokalen Kommunikation, welcher sich in menschlichen Sprachen und tierischen vokalen Kommunikationssystemen ähnelt, ist Prosodie (Sprachmelodie). Unter Prosodie werden vokale Modifikationen wie zum Beispiel Variationen in der Silbenlänge, in der Tonhöhe oder in Sprachpausen zusammengefasst.
Diese Dissertation erforscht, wie Muster in der Sprachmelodie dazu beitragen, Strukturen in Lautäußerungen zu schaffen, auf diese Weise das Sprachenlernen erleichtern und in weiterer Folge Sprachwandel und Sprachevolution beeinflussen. Kapitel 1 stellt sprachmelodische Muster in menschlichen und tierischen Vokalisationen gegenüber und erläutert, dass sprachenübergreifend vorkommende sprachmelodische Muster vermutlich evolutionär alte Ursprünge haben und von allen Landwirbeltieren ähnlich verarbeitet werden. Kapitel 2 untersucht die Effekte von unterschiedlichen sprachmelodischen Mustern auf das Wortlernen. Akustisch prominente und sprachübergreifend vorkommende sprachmelodische Muster, wie zum Beispiel die Verlängerung von Silben am Phrasenende, waren relevanter für das Erkennen von Wörtern in einem kontinuierlichen Sprachfluss als sprachspezifische Betonungsmuster. Kapitel 3 fand, dass verschiedene sprachmelodische Muster als unterschiedlich schön wahrgenommen werden. Dies legt nahe, dass die ästhetische Wahrnehmung von linguistischen Merkmalen beeinflussen kann, wie leicht diese Merkmale gelernt und an andere Personen weitergegeben werden können. Kapitel 4 fand, dass Personen, die Englisch als Zweitsprache sprechen, ihre Sprachpausen sehr ähnlich machten wie Personen, die Englisch als Erstsprache sprechen. Dies weist darauf hin, dass allgemeine physiologische und kognitive Prozesse zu einer hohen Lernbarkeit von Pausen unabhängig der Sprache führen. Kapitel 5 zeigt, dass sich die Unterschiede in der Lernbarkeit von verschiedenen sprachmelodischen Merkmalen, die in den vorherigen Kapiteln experimentell untersucht wurden, auch in tatsächlichen Sprachwandelprozessen zeigen. In der englischen Sprachgeschichte passten sich nämlich die sprachmelodischen Formen von neu entstehenden Wörtern an die Formen von häufig vorkommenden und dadurch leicht lernbaren schon existierenden Wörtern an.
Zusammenfassend informiert die Dissertation also darüber, wie biologische und kulturelle Faktoren beim Sprachenlernen, der Weitergabe von Sprache, dem Sprachwandel und der Sprachevolution zusammenspielen.
Abstract
(Englisch)
Spoken language is our main communication system, allowing us to share our thoughts and ideas with others. There is a large variety of different dialects and languages, and human language is strikingly different from non-human tetrapod vocal communication systems. Still, when taking a closer look, there are also many linguistic features that are shared across dialects, languages and species. This thesis addresses the question of which factors determine these differences and similarities.
Current research explains linguistic diversity by how easily particular linguistic features are acquired and transmitted to future generations of speakers. Differences in the learnability and transmissibility of speech characteristics in individual communities may cause dialects and languages to change and in turn to become distinct. In contrast, linguistic features that are determined by evolutionarily old physiological or basic cognitive constraints, are likely to be similar across languages and species.
One particularly interesting characteristic of spoken language, which is relatively similar across languages and species, but still differs in its details, is prosody, the acoustic modulation of speech. Prosody subsumes vocal features such as variations in pitch, duration, and speech pauses.
This thesis investigates how prosodic patterns contribute to encoding structure in vocal signals, thus facilitate language learning, and in turn influence language change and language evolution. Reviewing prosodic patterns in human and non-human tetrapod vocalizations, chapter 1 suggests that prosodic patterns that occur cross-linguistically and thus possibly have evolutionarily old origins may be processed similarly by humans and non-human tetrapods. Chapter 2 investigates the effects of various prosodic patterns on speech segmentation, finding that acoustically salient and cross-linguistically consistent cues such as pauses and final lengthening are more relevant than language-specific stress patterns for recognizing and acquiring words in continuous speech. Chapter 3 introduces differences in the aesthetic perception of prosodic patterns as potential factors that may determine the learnability and transmissibility of language. Chapter 4 reveals that native and non-native speakers of English realize speech pauses very similarly, suggesting that general physiological and cognitive processes lead to a high learnability of pauses across languages. Finally, chapter 5 shows that the learning biases addressed in the previous chapters manifest in actual diachronic language change by demonstrating that the prosodic shapes of newly emerging words in the history of English assimilated to the prosodic shapes of highly frequent, already existing words. Thus, overall, this thesis helps to elucidate how biological and cultural pressures interact in language learning, transmission, change and evolution.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
prosody language learning language change language evolution
Schlagwörter
(Deutsch)
Sprachmelodie Prosodie Sprachenlernen Sprachwandel Sprachevolution
Autor*innen
Theresa Matzinger
Haupttitel (Englisch)
The role of prosody in language learning, language change and language evolution
Paralleltitel (Deutsch)
Die Rolle der Sprachmelodie für Sprachenlernen, Sprachwandel und Sprachevolution
Publikationsjahr
2021
Umfangsangabe
191 Seiten : Illustrationen
Sprache
Englisch
Beurteiler*innen
Kenny Smith ,
Piotr Gąsiorowski
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.15 Historische Linguistik ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.30 Psycholinguistik: Allgemeines ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.31 Spracherwerb ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.43 Zweitsprachenerwerb ,
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.53 Phonetik, Phonologie ,
42 Biologie > 42.21 Evolution ,
42 Biologie > 42.66 Ethologie ,
77 Psychologie > 77.31 Kognition
AC Nummer
AC16519568
Utheses ID
61341
Studienkennzahl
UA | 794 | 685 | 437 |