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Zum Beitrag von Lehrer_innen zur Reproduktion von Bildungsungleichheit
eine quantitative Untersuchung an Neuen Mittelschulen in Wien
Rojin Bagheri
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Soziologie
Betreuer*in
Brigitte Schels
DOI
10.25365/thesis.71236
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-15349.03486.700462-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die Schule als Reproduktionsstätte sozialer Ungleichheit steht bereits seit einigen Jahren im Fokus sozialwissenschaftlicher Ungleichheitsforschung. Trotz des Wissens über reproduzierende Mechanismen, trägt das Bildungssystem in Österreich nach wie vor einen erheblichen Teil zur Erhaltung bestehender Ungleichheitsverhältnisse bei. Das Wechselspiel zwischen sozialer Herkunft und dem Feld der Schule stabilisiert die Benachteiligung der einen und das Privileg der anderen. Eine Besonderheit des österreichischen Bildungssystems ist seine gegliederte Struktur, die mit einer ersten Selektion der Schüler_innen nach der vierjährigen Primarstufe in eher leistungsstärkere Schüler_innen in die Allgemeinbildende Höhere Schule (AHS) und eher leistungsschwächeren Schüler_innen in die (Neue) Mittelschule (NMS) einhergeht. Doch auch nach Abschluss der NMS können die Jugendlichen entsprechend ihrer schulischen Leistung auf eine maturaführende wechseln, um einen Hochschulzugang zu erlangen. Während der Einfluss der sozialen Herkunft auf Kompetenzerwerb und Leistung von Schüler_innen umfangreich untersucht wird, rückt die Rolle der Lehrer_innen oftmals in den Hintergrund. Ein Großteil der Studien, die sich mit dem Beitrag von Lehrer_innen zur Reproduktion von Bildungsungleichheit befassen, sind methodologisch in der qualitativen Sozialforschung zu verorten. Die folgende Untersuchung nimmt die Rolle der Lehrer_innen am Ende der NMS in den Fokus: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft von Schüler_innen und der Empfehlung ihrer Lehrer_innen für eine weiterführende Schule bei sonst gleichen Leistungen? Diese von den Schüler_innen wahrgenommenen Empfehlungen stellen zwar keine Voraussetzung für den Übertritt dar, können sie jedoch ermutigen oder entmutigen. Demzufolge wird anschließend folgende weitere Fragestellung untersucht: Für welche sozialen Gruppen ist die Empfehlung der Lehrpersonen von Bedeutung für den weiteren Bildungsweg? Die Fragestellungen werden mit den quantitativen Daten von „Wege in die Zukunft“ bearbeitet. Für die erste Fragestellung wird mit den Daten der ersten Welle eine logistische Regression auf die Wahrscheinlichkeit gerechnet, dass die Lehrer_innen eine weiterführende Schule empfehlen. Diese Variable ist im zweiten Analyseschritt, in der mit einer logistischen Regression die Wahrscheinlichkeit eine maturaführende Schule zu besuchen, die zentrale erklärende Variable. Hier werden ergänzend die Daten der zweiten oder dritten Welle herangezogen. Die soziale Herkunft wird angelehnt an Pierre Bourdieu über verschiedene Indikatoren abgebildet, die das ökonomische, soziale sowie kulturelle Kapital der Schüler_innen darstellen. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass die soziale Herkunft der Schüler_innen einen Einfluss darauf hat, ob ihre Lehrer_innen für sie die weiterführende Schule wollen. Dieser Zusammenhang besteht auch dann, wenn für die Durchschnittsnoten der Fächer Englisch, Mathematik und Deutsch am Ende der NMS kontrolliert wird. Darüber hinaus deuten die Befunde zwar darauf hin, dass die Empfehlung der Lehrer_innen für Jugendliche mit niedriger sozialer Position in einem stärkeren Zusammenhang mit ihrem Bildungsweg steht als für jene mit hoher sozialer Position. Die wenigen statistisch signifikanten Befunde zeichnen jedoch kein durchgängiges Bild, da die Analyse aufgrund der geringen Fallzahlen in den Folgewellen hier an ihre Grenzen stößt.
Abstract
(Englisch)
School as a reproduction site of social inequality has been the focus of social science research on inequality for several years. Despite the knowledge about reproducing mechanisms, the educational system in Austria still contributes a considerable part to the maintenance of existing inequality relations. The interplay between social origin and the field of schooling stabilizes the disadvantage of some and the privilege of others. A special feature of the Austrian education system is its segmented structure, which is accompanied by an initial selection of students after the four-year primary level into rather better-performing students into the Allgemeinbildende Höhere Schule (AHS) and rather weaker-performing students into the (Neue) Mittelschule (NMS). However, even after completing the NMS, students can switch to an upper secondary school according to their academic performance in order to gain access to higher education. While the impact of social background on students' skill acquisition and achievement has been extensively studied, the role of teachers is often relegated to the background. Most studies that focus on the contribution of teachers to the reproduction of educational inequality are methodologically situated in qualitative social research. The following study focuses on the role of teachers at the end of NMS: Is there a connection between the social background of students and the recommendation of their teachers for a upper secondary school, with the school grades being equal? Although these recommendations, as perceived by the students, are not a prerequisite for transfer to the upper secondary school, they can encourage or discourage them. Accordingly, the following further question is then examined: For which social groups do teachers' recommendations matter for further education? The questions will be analyzed using the quantitative data from "Ways to the Future." For the first question, a logistic regression is calculated with the data of the first wave on the probability that the teachers recommend a further school. This variable is the central explanatory variable in the second analysis step, in which a logistic regression is used to calculate the probability of attending a baccalaureate-leading school. Here, data from the second or third wave are used as a supplement. Following Pierre Bourdieu, the social origin is represented by various indicators that show the economic, social and cultural capital of the students. The study comes to the conclusion that the social origin of the students has an impact on whether their teachers want them to go to upper secondary school. This relationship holds even when controlling for average grades in English, mathematics, and German at the end of NMS. Furthermore, the findings indicate that the teachers' recommendation for young people with a low social position is more strongly related to their educational path than for those with a high social position. However, the few statistically significant findings do not paint a consistent picture, as the analysis reaches its limits due to the small number of cases in the subsequent waves.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Bildungsungleichheit soziale Ungleichheit Lehrer_in österreichisches Schulsystem Reproduktion Mittelschule
Schlagwörter
(Englisch)
educational inequality social inequality teacher Austrian school system reproduction middle school
Autor*innen
Rojin Bagheri
Haupttitel (Deutsch)
Zum Beitrag von Lehrer_innen zur Reproduktion von Bildungsungleichheit
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine quantitative Untersuchung an Neuen Mittelschulen in Wien
Publikationsjahr
2022
Umfangsangabe
101 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Brigitte Schels
AC Nummer
AC16545992
Utheses ID
61980
Studienkennzahl
UA | 066 | 905 | |