Detailansicht
Gerechtigkeit nach dem Krieg aus kosmopolitischer Perspektive
Oliver-Marcus Barbik
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Philosophie
Betreuer*in
Angela Kallhoff
DOI
10.25365/thesis.71310
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-13974.16360.569827-8
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Kriege sind angesichts globaler Vernetzung in politischen Belangen sowie technischen Entwicklungen in der Waffenindustrie immer verheerender und z.T. auch immer öfter als eine Bedrohung präsent. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist in Bezug auf Friedensbestrebungen insofern ein Trend zu verzeichnen, als durch die Deklaration der Menschenrechte ein neuer Maßstab für das Zusammenleben der Menschen und daher für die
Ursachen eines Krieges gesetzt wurden. In diesem Zusammenhang von Bedeutung für Friedensbemühungen ist von der Lehre vom gerechten Krieg stammende Kontroverse über die nötigen Bestimmungen nach dem Krieg (jus post bellum). Die hier vorgelegte Arbeit beschäftigt sich mit der Frage nach dem Beitrag einer kosmopolitischen Moral für das jus post bellum in Bezug zum Projekt eines gerechten Friedens. Dabei soll erstens gezeigt werden, warum ein prozeduraler Ansatz eines gerechten Friedens dem Anspruch des jus post bellum aus kosmopolitischer Perspektive gerecht wird, zweitens welche Prinzipien für das jus post bellum ausschlaggebend sind, und drittens wird versucht zu zeigen, welche Rolle restaurative Gerechtigkeit und Versöhnung im Prozess der Friedensbildung darstellen. Das jus post bellum stellt den Versuch einer Systematisierung der Normen und Prinzipien dar, welche die Postkonfliktphase bestimmen sollen und erhebt dadurch einen normativen
Anspruch in Bezug auf Recht und Moral. Die Idee einer kosmopolitischen Gerechtigkeit baut auf verschiedenen Dimensionen von Gerechtigkeit auf, welche für einen gerechten Frieden nötig sind. Versöhnung als Teil der
restaurativen Gerechtigkeit ist für den Prozess des gerechten Friedens insofern von herausragender Bedeutung, als dadurch auf gemeinsame Werte geachtet wird, welche von einer kosmopolitischen Theorie aus gesehen durch die Menschenrechte verkörpert werden. Diese universalen Werte in Form der Menschenrechte, gilt es also in eine Phase nach dem Krieg einzubetten. Ebenso versucht die vorliegende Arbeit den aktuellen Stand der jus post bellum-Debatte mit einem besonderen Fokus auf den Kontrast zwischen Kommunitarismus und Kosmopolitismus zu skizzieren. Einerseits hebt Cécile Fabre‘s moralischer Kosmopolitismus Schwächen in der
orthodoxen Kriegstheorie hervor, andererseits weist sie auf die Schwierigkeiten einer kosmopolitischen Version globaler Gerechtigkeit hin. Es wird auch versucht zu zeigen, dass der Kosmopolitismus im Kontext des Krieges sowohl auf deontologischen als auch auf konsequentialistischen Erwägungen beruht und in einigen Fällen auf Grenzwerte zurückgreifen muss, um die beiden Stränge miteinander in Einklang zu bringen. Das macht
den Kosmopolitismus sowohl flexibel als auch anfällig für Kritiker, da somit eine enorme Kontextabhängigkeit besteht. Die Arbeit konzentriert sich vorwiegend auf philosophische Normen und Prinzipien, weniger hingegen auf die damit verbundenen Institutionen und Mechanismen. Dementsprechend wird der Frage der moralischen Bewertung des Individuums im Kontext des Krieges, welche die gegenwärtige internationale Ordnung zumindest stark in Frage stellt, große Aufmerksamkeit geschenkt. In Anbetracht der zu erwägenden Maßnahmen im Anschluss an einen Konflikt sticht vor allem der Aspekt der Versöhnung hervor, welcher dazu in der Lage ist, die Situation vor Ort zu stabilisieren, aber auch über weitere Distanz (durch ausreichend gesicherte Beziehungen)
friedensfördernd zu wirken. Eine wirksame Durchführung von Praktiken der Versöhnung scheint angesichts globaler Entwicklungen und Unstimmigkeiten (z.B. langanhaltende Konflikte im Nahen Osten) in Bezug auf friedliche Lösungen zwischen diversen Parteien ein Gebot der Stunde. Mehr noch - eine Strategie zur Konfliktbewältigung Bedarf i.d.R. einer multilateralen Übereinstimmung. Dabei ist eine Spannung zwischen lokalen und internationalen Interessen wohl kaum zu vermeiden. Eine kosmopolitische Moral ist dem
Anspruch ausgesetzt, partikulare Bedürfnisse mit universalen Werten in Einklang zu bringen, ohne die eine Sache gegen die andere auszuspielen. Gerechtigkeit als ein Fundament zwischen Individuen als auch Gruppierungen muss immer das größere Ziel von politischen Mechanismen und Institutionen berücksichtigen: ausgewogene Beziehungen. Letztere sind neben anderen Faktoren für ein friedliches Zusammenleben ausschlaggebend, und somit für jede Theorie, welche sich mit Frieden beschäftigt von höchstem Wert. Damit schließt sich der
Kreis von einem Streben nach Frieden zu Praktiken, welche durch den Aufbau von ausgewogenen Beziehungen an der Schaffung von Frieden beteiligt sind. Ein kosmopolitischer Ansatz im Bereich der Kriegsethik könnte somit dazu beitragen, auf die entsprechenden Werte aufmerksam zu machen, welche in einem Prozess der
Friedenskonsolidierung von Nöten sind.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Just war theory jus post bellum gerechter Friede Kosmopolitismus restaurative Gerechtigkeit Versöhnung
Autor*innen
Oliver-Marcus Barbik
Haupttitel (Deutsch)
Gerechtigkeit nach dem Krieg aus kosmopolitischer Perspektive
Publikationsjahr
2022
Umfangsangabe
106 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Angela Kallhoff
AC Nummer
AC16553884
Utheses ID
62172
Studienkennzahl
UA | 066 | 941 | |