Detailansicht
Englisch als Lingua Franca in den Ausschüssen des Europäischen Parlaments nach dem Brexit
Miriam Seidl
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Zentrum für Translationswissenschaft
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Translation Deutsch Englisch
Betreuer*in
Franz Pöchhacker
DOI
10.25365/thesis.71679
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-17562.16220.288768-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Der Brexit hat neben unzähligen weiteren Implikationen auch Auswirkungen auf das Sprachgeschehen in der Europäischen Union. Anstatt erstsprachlicher Varianten ertönen in den Zusammenkünften des Europäischen Parlaments nunmehr hauptsächlich verschiedenste Versionen von Englisch als Fremdsprache. Ausgehend von diesem sprachpolitischen Spannungsfeld hat die vorliegende Masterarbeit zum Ziel, den tatsächlichen Status Quo von Englisch (als Lingua Franca) im EU-Parlament, konkret in den Ausschüssen des EU-Parlaments, zu erfassen. Welche Implikationen hat eine Entwicklung hin zu einer potenziellen Lingua Franca im Kontext einer EU, die „in (sprachlicher) Vielfalt geeint“ sein will? Kann Mehrsprachigkeit durch Dolmetschen erhalten werden oder sieht die Zukunft einsprachig aus? Die Sprachdienste und insbesondere das Simultandolmetschen als Gegenargument zu einer einzigen Lingua Franca stellen einen für die vorliegende Arbeit wichtigen Schlüsselbegriff dar. Im theoretischen Teil der Arbeit sollen die EU sowie die Ausschüsse auf ihre ELF-Tauglichkeit abgeklopft und Alternativen zu ELF ausgelotet werden. Unter der grundlegenden Forschungsfrage „Wie präsentiert sich die aktuelle Situation von Englisch als Lingua Franca in den Ausschüssen des Europäischen Parlaments?“ wurde schließlich eine Korpusanalyse des Sprachgebrauchs in 69 Ausschusssitzungen aus dem Folgejahr des Brexits durchgeführt, deren quantitative Ergebnisse zuallererst Rückschlüsse auf den (Prozent-)Anteil von ELF-Interaktionen sowie die Anzahl der Abgeordneten, die im Untersuchungszeitraum (auch trotz angebotener Verdolmetschung) Englisch verwenden, zulassen. In einem weiteren Schritt widmet sich die vorliegende Arbeit auch der Suche nach der:dem „idealen ELF-Sprecher:in“ unter den „idealen Umständen“: Wer spricht in welcher Situation am ehesten Englisch im Ausschuss? Haben Herkunftsland, Alter, Geschlecht, Fraktionszugehörigkeit oder Interaktionskonstellation Einfluss auf mehr oder weniger individuelles Englisch? Welche Einschränkungen der sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten werden durch die Dolmetschregister auferlegt? Die Analyse hat diesbezüglich ergeben, dass sich vor allem länderübergreifend große Unterschiede in der Freiwilligkeit des Englischgebrauchs auftun: Während viele Abgeordnete mit größeren Erstsprachen „freiwillig“ – also trotz Verdolmetschung aus der Erstsprache – Englisch sprechen, müssen vor allem Angehörige kleinerer Sprachgemeinschaften aufgrund der eingeschränkten Dolmetschregister auf Englisch als kleinsten sprachlichen Nenner zurückgreifen. Die Schaffung von gleichen Voraussetzungen für alle und eine gerechte Verteilung des sprachlichen Kapitals der EU in Form von English als Lingua Franca wäre also im Sinne einer gleichberechtigten gegenseitigen Verständlichkeit wünschenswert – und geht d’accord mit dem quantitativen Schluss der vorliegenden Arbeit, nämlich dass an Englisch (als Lingua Franca) in der EU auf lange Sicht kein Weg vorbei führen wird.
Abstract
(Englisch)
Among multiple other implications, Brexit also impacts the language situation of the European Union. Instead of native variants of English, the meetings of the European Parliament are first and foremost linguistically defined by different kinds of English as a foreign language. Taking this linguistic interplay as an incentive, this master’s thesis aims to show the status quo of English (as a lingua franca) in the EP, more precisely, in the committees of the EP. What are the implications of a development towards a potential lingua franca in the context of an EU that strives to be “united in (linguistic) diversity”? Can multilingualism be sustained by interpreting? Simultaneous interpreting as the main language service presents a counterargument to ELF and a key theme for this thesis. In the theoretical part, the EU and its committees are analysed with a view to the feasibility of using ELF, and alternatives to ELF and future perspectives are discussed. In order to respond to the main research question, “What is the current situation of English (as a lingua franca) in the committees of the European Parliament?”, a corpus-based analysis of the languages used in 69 committee meetings in the year following the Brexit was carried out. Its quantitative findings relate to the (percentage) share ELF interactions in the committees analysed; the number of committee members using English, despite the availability of interpretation; the profile of the “ideal ELF-speaker” under the “ideal circumstances” – that is, who, in which situation, is most likely to speak English in the committees; the influence of such factors as country of origin, age, gender or the constellation of interaction on individual members’ use of English; and the way in which the interpreting registers put limits on the linguistic forms of expression. The analysis shows that the various countries differ significantly – especially regarding the voluntary use of English. Whereas many members with larger languages tend to speak English “voluntarily” – viz. despite the provision of interpretation –, members from smaller language communities with fewer or no interpreting services are forced to use English as the “lowest common denominator”. It is suggested that the creation of equitable conditions for all and a fair distribution of the linguistic capital of the EU in the form of English as a lingua franca would be desirable for mutual understanding on equal terms. This is also in accordance with the quantitative findings of this master’s thesis, which suggest that in a long-term perspective, it will be unavoidable to use English (as a lingua franca) in the EU.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
ELF ELF-Kommunikation ELF und Dolmetschen ELF in der EU EU-Parlamentsausschüsse Mehrsprachigkeitsmanagement EU-Englisch
Schlagwörter
(Englisch)
ELF ELF-communication ELF and interpreting ELF in the EU EP committees Multilingualism EU English
Autor*innen
Miriam Seidl
Haupttitel (Deutsch)
Englisch als Lingua Franca in den Ausschüssen des Europäischen Parlaments nach dem Brexit
Publikationsjahr
2022
Umfangsangabe
226 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Franz Pöchhacker
AC Nummer
AC16573757
Utheses ID
62212
Studienkennzahl
UA | 070 | 331 | 342 |