Detailansicht
Towards a systemic understanding of innovation-based regional industrial path transformation
Simon Baumgartinger-Seiringer
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Doktoratsstudium Sozialwissenschaften (Dissertationsgebiet: Geographie)
Betreuer*in
Michaela Trippl
DOI
10.25365/thesis.75535
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-11291.31697.982319-2
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Seit der "evolutionären Wende" in der Wirtschaftsgeographie wurde der Entwicklung regionaler Wirtschaftssysteme viel Aufmerksamkeit gewidmet. Während sich frühere Arbeiten der Evolutionären Wirtschaftsgeographie auf Pfadabhängigkeiten und Lock-in-Phänomene konzentrierten, hat sich im vergangenen Jahrzehnt der Fokus auf die Analyse der "neuen regionalen industriellen Pfadentwicklung" verlagert, d. h. auf das Entstehen neuer und innovationsbasierter Erneuerungsprozesse etablierter Branchen. In den letzten Jahren hat sich so eine umfassende Literatur entwickelt, die sich sowohl aus engerer als auch aus ganzheitlicherer Perspektive mit diesem Thema beschäftigt. Ein Großteil dieser Arbeiten befasst sich jedoch überwiegend mit der Entstehung völlig neuer Industriezweige und lässt Transformationsprozesse in bestehenden Branchen häufig unberücksichtigt. Die vorliegende Doktorarbeit positioniert sich gegen diesen Trend und untersucht sowohl konzeptionell als auch empirisch radikale innovationsbasierte Veränderungen in etablierten regionalen Industriepfaden (hier als "Pfadtransformationen" bezeichnet). Zu diesem Zweck baut diese Arbeit auf einem Ansatz auf, der die Evolutionäre Wirtschaftsgeographie mit dem Konzept der Regionalen Innovationssysteme (RIS) kombiniert hat. So wird im Wesentlichen hervorgehoben, dass das Potential von Regionen, Pfadtransformationsprozesse in Gang zu setzen, von einer Vielzahl regionaler Faktoren und Elemente abhängig ist, deren Zusammenspiel sowohl einen förderlichen als auch hinderlichen Einfluss haben kann. Auf der Grundlage dieses systemischen Verständnisses des regionalen industriellen Wandels werden in dieser kumulativen Dissertation Pfadtransformationen erforscht indem vier grundlegende Dimensionen identifiziert und durch vier verschiedene Forschungsartikel beleuchtet werden: (i) die Strukturen, die Pfadtransformationen bedingen, (ii) die Akteur*innen, die sie vorantreiben, (iii) der ihnen zugrunde liegende iterative Prozess zwischen Strukturen und Handeln („structure and agency“) und schließlich (iv) die Ergebnisse dieser Prozesse. Dieses Dissertationsprojekt leistet einen Beitrag zur wissenschaftlichen Debatte, indem es Forschungslücken in der vorhandenen Literatur zu jeder dieser Schlüsseldimensionen identifiziert und adressiert. In der vorliegenden Arbeit wird argumentiert, dass es zunächst notwendig ist, über eine vereinfachte Konzeptualisierung der Einflüsse (i) regionaler struktureller Bedingungen hinauszugehen. Viele etablierte Sichtweisen stellen regionale Strukturen als entweder per se förderlich oder hinderlich für bestimmte Formen der industriellen Entwicklung dar und vernachlässigen dabei die den strukturellen Bedingungen inhärente Komplexität. In Anlehnung an die Erkenntnisse der „institutional theory“ wird in dieser Dissertation ein konzeptioneller Ansatz entwickelt, der die Nuancen und unterschiedlichen positiven sowie negativen Dimensionen verschiedener regionaler Strukturkonfigurationen hervorhebt. Zweitens plädiert diese Arbeit dafür (ii) den Kreis der relevanten Akteur*innen und Arten von Handlungsfeldern („types of agency“) bei Pfadtransformationen zu überdenken. Insbesondere wird eine Akteursgruppe beleuchtet, die in der jüngeren Debatte nur wenig Beachtung gefunden hat: mächtige, etablierte Unternehmen. Auf der Grundlage von Erkenntnissen aus der Management- und Transitionsforschung wird gezeigt, wie diese Akteursgruppe die Richtung und Geschwindigkeit von Pfadtransformationen durch ihre Aktivitäten, die sowohl auf Veränderung als auch auf Erhaltung ausgerichtet sein können, beeinflussen. Drittens wird in dieser Dissertation (iii) der iterative Prozess zwischen den Strukturen und dem menschlichen Handeln, der den Pfadveränderungen zugrunde liegt, untersucht. Die vorhandene Literatur sagt wenig darüber aus, wie dieser Prozess abläuft. Diese Arbeit bietet eine dynamische Perspektive, entwickelt ein Phasenmodell und zeigt, wie Pfadtransformationen nicht nur initiiert, sondern auch beschleunigt und konsolidiert werden müssen. Viertens untersucht diese Arbeit (iv) die Ergebnisse von Pfadtransformationsprozessen. Dabei werden explizit Entwicklungen im breiteren RIS einbezogen, die erfolgreiche Prozesse der Pfadtransformation häufig begleiten. So wird analysiert, wie dieser Prozess letztlich zur Aufwertung eines regionalen Industriesystems in einem raumzeitlichen Kontext und zur Neuorientierung in einem anderen geführt hat. Die Arbeit untersucht daher, wohin Pfadtransformationen unter verschiedenen strukturellen Voraussetzungen, unterschiedlichen Akteurs- und Handlungstypen und zugrunde liegenden Mechanismen führen können. Empirisch werden in dieser kumulativen Dissertation Pfadtransformationsprozesse in verschiedenen Automobilregionen in Österreich, Schweden und Kanada untersucht. Die vier Forschungsartikel eröffnen unterschiedliche Blickwinkel auf aktuelle Transformationen hin zu digitalisierten und nachhaltigeren regionalen Industrien. Auf der Grundlage eines qualitativen Forschungsdesigns erweitert diese Arbeit somit das Verständnis darüber, wie solche Veränderungen stattfinden und warum sie sich in verschiedenen Automobilregionen unterscheiden. Alles in allem trägt diese kumulative Dissertation zu einem umfassenderen Bild darüber bei, wie, wo, warum und wann sich Pfadtransformationen entfalten, und bietet nuancierte Perspektiven auf die Strukturen, Akteur*innen, den Prozess selbst und seine Ergebnisse. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse zeigt die Dissertation schließlich einerseits mögliche aufbauende Ansätze für künftige Forschung und andererseits Implikationen für die Gestaltung und Umsetzung regionaler Innovationspolitik auf.
Abstract
(Englisch)
Since the ‘evolutionary turn’, much attention in Economic Geography has been devoted to the evolution of regional economies and industries. While earlier work focused on path dependence, inertia and lock-ins, the past decade has seen a shift of attention to the analysis of ‘new regional industrial path development’, that is, the emergence of new sectors and innovation-based renewal processes of mature industries. Over the recent years, scholars have developed an impressive body of work consisting of both, narrow and more comprehensive perspectives on the topic. However, reflecting a broader interest into how novelty is created, much of this literature is preoccupied with the rise of entirely new industrial paths, leaving transformation processes in existing paths under-studied. This thesis contrasts the recent trend and investigates, both conceptually and empirically, radical innovation-based changes in well-established industries (referred here to as ‘path transformations’). To this end, it utilises and further contributes to a burgeoning literature that has enriched Evolutionary Economic Geography with the Regional Innovation Systems (RIS) approach. This body of work essentially highlights that the capacity of regions to generate processes of new path development is determined by a wide set of regional factors and elements, their enabling and constraining influence and how they interact and work in concert. Informed by this systemic understanding of regional industrial change, this cumulative thesis unravels path transformations by identifying and casting light on four fundamental dimensions through four different research articles: (i) the structures that condition path transformation, (ii) the actors who drive it, (iii) the iterative process between structures and agency underlying it and, finally, (iv) the outcomes of this process. This dissertation projects contributes to the debate by identifying and addressing research gaps in the extant literature associated with each of these key dimensions. First, the thesis argues that it is necessary to move beyond simplistic conceptualisations of influences of (i) regional structural conditions. Arguably, many established perspectives portray structures as either per se enabling or constraining for certain forms of industrial development, thereby neglecting the greyscales. Inspired by complementary literature in Institutional Theory, this dissertation develops a conceptual lens that appreciates the nuances and distinct positive and negative dimensions inherited in different regional structural configurations. Second, this thesis argues for reconsidering (ii) the circle of relevant actors and types of agency in path transformations. In particular, it casts light on an actor group that has received very limited attention in the recent debate on new path development: powerful incumbent firms. Drawing on insights from Management and Transition Studies, it is shown how they steer the direction and pace of path transformation through their engagement that both can be oriented towards either change or maintenance. Third, this dissertation unravels (iii) the iterative process between structures and agency underlying path transformations. The extant literature tells us little about how this process unfolds. This thesis offers a dynamic perspective, develops a stage model and shows how path transformation requires not only initiation but also acceleration and consolidation. Fourth, this thesis explores (iv) the outcome of path transformation processes. It explicitly incorporates development outcomes in the wider RIS accompanying successful processes of path transformation. In doing so, it contrasts how this process has ultimately resulted in the upgrading of a regional industrial system in one spatiotemporal context, and to the reorientation in another. Hence, the thesis investigates where – based on varying structural preconditions, different types of agency and underlying mechanisms – path transformations might lead. Empirically, this cumulative dissertation explores path transformation processes in different mature automotive regions in Austria, Sweden and Canada. The four research articles offer different angles and perspectives on current transformations towards more digitalised and sustainable regional industries. Thereby, this thesis seeks to deepen our understanding of the ways in which these changes take place and why they differ across different automotive regions based on a qualitative research design. All in all, this cumulative dissertation contributes to a more comprehensive understanding of how, where, why and when path transformations unfold, offering nuanced perspectives on the structures, actors, the process itself and its outcome. Based on these insights, the thesis finally elucidates possible avenues for future research and the design and implementation of regional innovation policy, such as smart specialisation.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Wirtschaftsgeographie Evolutionäre Wirtschaftsgeographie Regionale Innovationssysteme regionale Umstrukturierung Pfadtransformation neue Pfad-Entwicklung Struktur Agency Automobilindustrie Österreich Ontario Westschweden
Schlagwörter
(Englisch)
Economic Geography Evolutionary Economic Geography Regional Innovation Systems regional restructuring path transformation new path development structure agency automotive industry Austria Ontario West Sweden
Autor*innen
Simon Baumgartinger-Seiringer
Haupttitel (Englisch)
Towards a systemic understanding of innovation-based regional industrial path transformation
Publikationsjahr
2022
Umfangsangabe
XVI, 199, 25 : Illustrationen
Sprache
Englisch
Beurteiler*innen
Jürgen Essletzbichler ,
Max-Peter Menzel
AC Nummer
AC16568107
Utheses ID
62433
Studienkennzahl
UA | 796 | 310 | 452 |