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Mbembe-Debatte als neuer Historikerstreit?
Israel, die Shoah und die Postcolonial Studies
Julius Jakob Gruber
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Interdisziplinäres Masterstudium Zeitgeschichte und Medien
Betreuer*in
Ljiljana Radonić
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.71419
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-28763.33770.635244-5
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Seit März 2020 wird in deutschen Feuilletons wieder einmal eine Auseinandersetzung über die Singularität der Shoah sowie die Definition von Antisemitismus geführt. Sie begann anlässlich der Kritik an der Einladung des postkolonialen Historikers Achille Mbembe zur Ruhrtriennale 2020. Mbembe wurde dafür kritisiert, die antisemitische Boycott, Divestment, Sanctions (BDS)-Kampagne unterstützt, Israel dämonisiert und die Shoah relativiert zu haben. War die Diskussion zunächst auf die Person Mbembes beschränkt, so standen im Laufe der Debatte zunehmend die Postcolonial Studies, aber auch die deutsche Erinnerungskultur im Fokus. Ähnlich wie im Historikerstreit 1986/87 liegt ein zentraler Streitpunkt in der Frage nach der Singularität der Shoah, weshalb die Debatte bald als ‚neuer Historikerstreit‘ bezeichnet wurde. Davon ausgehend fragt die Arbeit mit einem ideologiekritisch-hermeneutischen Zugang nach antisemitischen Argumentationsmustern in den Postcolonial Studies am Beispiel Mbembes. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse werden auf den ‚neuen Historikerstreit‘ sowie allgemeine Tendenzen der Holocaust-Erinnerung bezogen. Schließlich wird nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen dem alten und dem ‚neuen‘ Historikerstreit gefragt. Die Analyse zeigt, dass sich in Mbembes Begriff der Nekropolitik antisemitische Denkmuster verdichten. Mbembes Konzeption des Universalismus konstituiert sich durch die Abgrenzung vom jüdischen Monotheismus als Partikularismus. Dementsprechend kann sein Denken als ‚postkoloniale Substitutionstheologie‘ charakterisiert werden. Es wird gezeigt, dass sich darin eine allgemeine Tendenz der ‚Erinnerung im globalen Zeitalter‘ zuspitzt. Diese besteht in der Proklamation eines Universalismus, der sein Selbstbild durch die Abgrenzung vom Zionismus bezieht. Die Bezeichnung ‚neuer Historikerstreit‘ verdeckt daher eher eine neue Konstellation, statt Licht auf die Debatte zu werfen.
Abstract
(Englisch)
Since March 2020 there has been another controversy in German feuilletons about the singularity of the Shoah and the definition of anti-Semitism. The debate was initiated by the criticism of the postcolonial historian Achille Mbembe’s invitation to the Ruhrtriennale 2020, claiming that he supported the anti-Semitic Boycott, Divestment, Sanctions (BDS)-campaign, demonized Israel, and relativized the Shoah. Initially focusing on Mbembe, the discussion increasingly addressed Postcolonial Studies and the German Culture of Remembrance. Similar to the ‘Historikerstreit’ in 1986/87, a central point of contention is the question of the singularity of the Shoah, which is why the debate was soon called a ‘new Historikerstreit’. Therefore, the thesis takes an ideology-critical hermeneutic approach to questioning anti-Semitic patterns of argumentation in Postcolonial Studies by the example of Mbembe’s theory. Regarding the insights gained, the ‘new Historikerstreit’ as well as general tendencies are being analyzed, exploring similarities and differences between the old and the ‘new Historikerstreit’. The analysis indicates that Mbembe’s concept of necropolitics condenses anti-Semitic patterns. In addition, distinction from Jewish monotheism as particularism constitutes his conception of universalism. Accordingly, the thesis argues that his political theory can be characterized as ‘postcolonial substitution theology’. The thesis attempts to show that Mbembe’s theory exaggerates a general tendency in the globalized memory, arguing that its proclamation of universalism draws its self- image through demarcation from Zionism. Therefore, the term ‘new Historikerstreit’ tends to obscure a new constellation rather than shed light on the debate.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Kritische Theorie Ideologiekritik Antisemitismus Antizionismus Singularität der Shoah Postkolonialismus Postcolonial Studies Mbembe-Debatte Achille Mbembe neuer Historikerstreit Holocaust-Erinnerung Erinnerungskultur Postnazismus
Schlagwörter
(Englisch)
Critical theory ideology critique anti-Semitism anti-Zionism singularity of the Shoah postcolonialism postcolonial studies Mbembe-debate Achille Mbembe new Historikerstreit Holocaust memory memory culture post-Nazism
Autor*innen
Julius Jakob Gruber
Haupttitel (Deutsch)
Mbembe-Debatte als neuer Historikerstreit?
Hauptuntertitel (Deutsch)
Israel, die Shoah und die Postcolonial Studies
Paralleltitel (Englisch)
Mbembe-debate as new Historikerstreit?
Paralleluntertitel (Englisch)
Israel, the Shoah and the postcolonial studies
Publikationsjahr
2022
Umfangsangabe
125 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Ljiljana Radonić
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.01 Historiographie ,
15 Geschichte > 15.03 Theorie und Methoden der Geschichtswissenschaft ,
15 Geschichte > 15.38 Europäische Geschichte nach 1945 ,
89 Politologie > 89.05 Politische Theorie
AC Nummer
AC16559277
Utheses ID
62720
Studienkennzahl
UA | 066 | 665 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1